Über viele Nahost-Themen sind europäische und amerikanische Regierungen grundsätzlich unterschiedlicher Meinung, zum Beispiel, wie das Verhalten von Regierungen von Staaten wie Iran, Irak und Libyen am besten verbessert werden kann, ob durch Kooption oder Konfrontation. Ganz anders beim arabisch-israelischen Konflikt: da sind sie sich völlig einig über dessen herausragende Bedeutung. Diese Sache sei der Schlüssel zur Lösung der vielen Probleme des Nahen Ostens. Ein bedrohlicher Saddam Hussein? Man muß nur die Eiterbeule der arabischen Feindseligkeit gegen Israel aufschneiden, damit der irakische Tyrann nicht mehr die arabischen Massen zusammentrommeln kann. Eine Welle des fundamentalistischen Islams? Die gleiche Medizin - die auch bei der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen, bei gefährdeten Ölleitungen und Terrorismus hilft: löse den arabisch-israelischen Konflikt, und sie werden von der Tagesordnung verschwinden.
Wenn es doch nur so einfach wäre! In Wirklichkeit ist der arabisch-israelische Konflikt nur eines der vielen tiefliegenden Probleme, die den Nahen Osten bedrücken, und auch seine einwandfreie Lösung würde sich kaum auf die anderen Probleme auswirken. Die wirtschaftliche Lage der Region würde sich weiterhin verschlechtern, die vielen Grenzkonflikte würden unvermindert weiter schwelen, politischer Radikalismus würde weiter stark bleiben und gefährliche Waffen würden immer noch weiterverbreitet.
Wir sollten uns von der netten, aber törichten Idee verabschieden, daß die Lösung des arabisch-israelischen Konflikts, wie in einem berühmten Zitat von Shimon Peres, Israels früherem Premierminister, "einen neuen Nahen Osten" schaffen würde, wo der Wohlstand die Leidenschaften kühlt und Handel den Konflikt ablöst. Die Vorstellung, daß Israel, Jordanien und die Palästinenser einen Staatenbund nach dem Vorbild der Benelux-Länder eingehen, läßt Hoffnungen aufkommen, die nicht erfüllt werden können, und hat daher schädliche Folgen. Statt bei den unerfüllbaren Hoffnungen zu verharren, sollten wir lieber den Tatsachen ins Auge sehen, nämlich eine Region, in der die Waffenvorräte anwachsen, während die Einkommen sinken, wo die arabische Unnachgiebigkeit gegenüber Israel zunimmt und der fundamentalistische Islam an Boden gewinnt, und wo neue Schurkenstaatenregime - die Palästinensische Autonomiebehörde, der Sudan, Afghanistan - zu den alten hinzukommen.
Es gibt tatsächlich einen neuen Nahen Osten. Nur ist es nicht derjenige, den sich die Nach-dem-Kalten-Krieg- und Nach-Oslo-Utopisten vorgestellt haben. Es ist sehr viel schwieriger als das und sehr viel gefährlicher. Der wirkliche "neue Nahe Osten" besteht aus einem tiefgreifenden Wandel, der zum größten Teil unsichtbar stattfindet, bei dem zwei große und amorphe, aber unterschiedliche und reale Blöcke sich herausbilden. Auch wenn die Welt nicht mehr vom amerikanisch-sowjetischen Machtkampf dominiert wird, findet sich der Nahe Osten schnell in zwei neuen regionalen Machtblöcken wieder, einer davon generell dem Westen freundlich gesinnt und der andere Rußland. Das Herausbilden dieser beiden Blöcke oder, um einen Begriff zu benutzen, den ich vorziehe, dieser beiden Teams, ist eine Entwicklung mit bedeutsamen Folgen, nicht nur für die Region, sondern für die gesamte Welt nach dem Kalten Krieg.
Neue Gruppierungen
Im Mittelpunkt des einen Blocks stehen die Türkei und Israel, zwei Länder, die auf vielerlei Art naturgegebene Partner sind. Nachdem sie jahrzehntelang stille Arbeitsbeziehungen hatten, traten sie im September 1993, nach Israels Abkommen mit der PLO, in eine öffentliche und intensivere Phase der Zusammenarbeit. Beide Länder sind nichtarabisch, demokratisch und westlich orientiert. Jedes unterhält eine großes Heer und sieht sich größeren terroristischen Gefahren ausgesetzt. Beide legen großen Wert auf ihre Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Beide haben Probleme mit Syrien und Iran, den beiden Ländern, die sich nun mal im Zentrum des gegnerischen Blocks befinden. Seitdem Ayatollah Ruhollah Khomeiny 1979 in Teheran an die Macht gekommen war, sind Damaskus und Teheran die engsten Verbündeten, aus dem einfachen Grund, weil sie eine Menge gemeinsamer Feinde haben. Für beide sind die Vereinigten Staaten eine imperialistische Macht, die danach strebt, den Nahen Osten zu dominieren, seine natürlichen Ressourcen auszubeuten, seine Völker zu versklaven und seine ureigene Kultur zu unterdrücken. Für beide ist Israel, das "zionistische Gebilde", ein Vertreter der Vereinigten Staaten auf einer lokaleren und, wenn überhaupt etwas, dann gefährlicheren Ebene. Für beide stellt die Türkei als NATO-Mitglied an ihrer Grenze zugleich ein Ärgernis und eine ständige Herausforderung dar. Mit anderen Worten: auf der althergebrachten Weise des Nahen Ostens arbeiten die Staaten mit den Feinden ihrer Feinde zusammen.
Der Kern jedes Blocks besteht aus zwei Ländern mit einem sie umgebenden großen, lockeren Netzwerk von Teamkameraden. Im Nahen Osten selbst zählen die Türkei und Israel zuerst und am meisten auf Jordanien, das jahrzehntelang stabile Beziehungen mit Israel hatte und bereitwillig dessen neue Freundschaft mit der Türkei akzeptierte. Jordanien und die Türkei haben seit den zwanziger Jahren gleichbleibend gute Beziehungen gehabt.
Heute trainieren jordanische und türkische Kampfpiloten in dem jeweils anderen Land; treffen sich die Stabschefs regelmäßig; und ihre Regierungen haben ein hochkarätig besetztes Treffen ins Leben gerufen, um die Gefahren, die beiden durch den Irak drohen, zu diskutieren, und wo sie andere Nachbarn einladen, an einem "Nachbarschaftsforum" zu diesen Themen teilzunehmen. Laut dem türkischen Botschafter in Amman hat die Sicherheitskooperation "einen Punkt erreicht, wo ich sagen kann, daß jordanische und türkische Streitkräfte eins geworden sind." Ein Freihandelsabkommen zwischen der Türkei und Jordanien ist ebenfalls in Sicht.
Zusätzlich zu Jordanien gehören zu den potentiellen Mitgliedern des türkisch-israelischen Teams Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate.
(Im Frühjahr statteten türkische U-Boote ganz auffällig beiden Ländern einen Besuch ab.) Der türkische Teil Zyperns gehört selbstredend gänzlich zur türkischen Seite. Ebenso freundlich gesinnt sind die Oppositionsgruppen im Exil aus Schurkenstaaten des Nahen Ostens wie Syrien, Iran, Irak und Libyen und die Christen aus Libanon und Sudan.
Auf der gegnerischen Seite können Syrien und Iran auf eine zahlenmäßig größere Gruppe regionaler Teamkameraden zählen. Zusammen mit Griechenland, das eine bedeutende Stellung analog der Jordaniens auf der anderen Seite innehat, dem griechischen Teil Zyperns, der Palästinensischen Autonomiebehörde und den Muslimen Libanons stärken sie alle die syrisch-iranische Seite. Sogar zu Irak, der fast immer schlechte Beziehungen sowohl zu Syrien als auch zu Iran hatte, haben sich die Beziehungen verbessert. Das gleiche gilt für Libyen und Sudan. In der Konstellation des Nahen Ostens stellen die Kurden einen besonders interessanten und paradoxen Fall dar: diejenigen, die in Irak oder Iran leben, spielen im türkisch-israelischen Team, die Kurden der Türkei, angeführt von Abdullah Öcalan und der PKK, im syrisch-iranischen Team.
Ausgreifen der Blockbildung
Ist es für ein Land im Nahen Osten möglich, außerhalb dieses Systems der zwei Mannschaften zu stehen? Saudi-Arabien, das enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten einerseits und zu Syrien andererseits unterhält, ist ein hervorragendes Beispiel für einen Staat, der es bislang vermieden hat, sich für eine Seite zu entscheiden. Ein anderer einschlägiger Fall, Ägypten, deutet aber darauf hin, daß wahre Neutralität schwer beizubehalten ist. Als einer der größeren Empfänger amerikanischer Wirtschaftshilfe, als Besitzer einer zunehmend nach amerikanischem Vorbild geformten Militärstreitmacht und als ein Land, das diplomatische Beziehungen zu Israel unterhält, würde Ägypten eher in den türkisch-israelischen Block passen. Jedoch in einer Frage nach der anderen - der arabisch-israelische Friedensprozeß, Nuklearproliferation, Beziehungen zu Libyen, Menschenrechtsverletzungen in Ägypten selbst - hat Kairo eine Entwicklungsbahn eingeschlagen, die es durchaus zu gegebener Zeit auch auf die syrisch-iranische Seite bringen könnte. Am beeindruckendsten ist vielleicht, wie weit über den Nahen Osten hinaus sich dieses Netzwerk ausdehnt. Die Logik des Satzes "der Feind meines Feindes ist mein Freund" hat zu ein paar merkwürdigen Gruppierungen weit abgelegener Teamkameraden geführt. Im Kaukasus spielen Aserbaidschan und Georgien bei der Türkei mit, Armenien bei Iran. Im Balkan tendieren Mazedonien, Bosnien, Slowenien und Kroatien zur türkischen Seite, Serbien zur griechischen und damit zu Syrien und Iran. Und dann ist da noch Zentrlasien, wo Kasachstan, Kirgistan, Turkmenistan und Usbekistan auf der Seite der Türkei stehen, Tadschikistan auf der Seite Irans, während Rußland zu Syrien und Iran hält. Innerhalb Rußlands wiederum sympathisiert Tschetschenien eher mit der Türkei und Israel, obwohl Teheran immer noch hofft, es auf seine Seite ziehen zu können. (In diessem Durcheinander hat eine führende tschetschenische Persönlichkeit, Khoj-Ahmed Noukhaev, behauptet, daß ihre Sympathien der "kleinen jüdischen Nation" gelten, gegen die Araber; und der Verteidigungsminister Tschetscheniens, Khottab, war jordanischer Staatsangehöriger und früherer Offizier.)
Schließlich ist in Südasien die lange Suche nach besseren Beziehungen mit Indien von mehr Erfolg gekrönt, seitdem es von nationalistischen Hindus regiert wird. Die amtierende Regierung hat sogar schon Interesse gezeigt, am türkisch-israelischen Bündnis teilzunehmen. Pakistan hat derweil für Syrien und Iran Partei ergriffen, obwohl die Beziehungen angespannter wurden durch die Taliban in Afghanistan, die zugleich Klienten Pakistans und eingeschworene Feinde Irans sind. In unterschiedlichem Maße hat Pakistan auch Burma und Sri Lanka mit ins Boot geholt, die danach streben, Indiens Macht einzudämmen. China ist mit Pakistan verbündet, um Indien zu kontrollieren, das wiederum auch mit Syrien und Iran kooperiert.
Merkwürdige Verbündete
Überflüssig zu erwähnen, daß all diese Verbindungen den wechselnden Gezeiten der Zweckmäßigkeit und taktischen Vorteile unterliegen. Was allerdings nichtsdestoweniger einen nachhaltigen Eindruck hinterläßt, ist der Grad, bis zu dem die Logik des "meines Feindes Feind" sich sogar über so zugkräftige Faktoren wie die gemeinsame Religion oder Ideologie hinwegsetzt. So unterstützt die fundamentalistische Islamische Republik Iran die christlichen Armenier und die Christen im griechischen Teil Zyperns gegen die muslimischen Türken Aserbaidschans und Zyperns, während die christlichen Demokraten Griechenlands bei den muslimischen Terroristen Kurdistans Verbündete finden. So haben die säkularen und arabisch-nationalistischen Baath-Anhänger Syriens mit den Schiiten in Iran zusammengearbeitet, gegen ihre Kameraden der Baath-Partei in Irak. Daher haben israelische Juden und christliche Armenier, zwei fast schon natürliche Verbündete mit gleichem geschichtlichen Hintergrund und gleichen Werten, fast nichts gemeinsam, weil die ersten für die Türkei Partei ergreifen und die letzten dagegen. Dennoch, "meines Feindes Feind" bringt einen nur so weit: bei jeglicher Beurteilung der ungefähren Stärke und des Zusammenhalts der beiden entstehenden Blöcke muß auch tiefer nach den strukturellen Ähnlichkeiten und Unterschieden gesucht werden. Was bei einer Gegenüberstellung von Syrien und Iran gegen Türkei und Israel sofort auffällt - zumindest auf regionaler Ebene - sind die Unterschiede.
Syrien-Iran ist ein Pakt von Schurken. Auf der Verliererseite der Geschichte stehend und von den eigenen Bevölkerungen bedrängt, suchen Damaskus und Teheran Trost und Hilfe in den Armen des anderen. Im Grunde haben aber auch diese beiden Regierungen nicht viel gemeinsam: Die Mullahs in Iran fragen sich sogar, ob Hafez al-Assad überhaupt ein Muslim ist, und er wiederum betrachtet sie zweifelsohne als religiöse Fanatiker. Diese Unterschiede vermögen die Verbindung zwischen den beiden Ländern zwar nicht zu entwerten, aber sie schränken sie in bedeutender Weise ein. Die Iraner dürfen zum Beispiel im syrisch-kontrollierten Libanon operieren, und sie schicken etwas Öl und ein paar Touristen nach Syrien. Bedeutende und operative Verbindungen fehlen aber.
Die türkisch-israelischen Beziehungen sind eine ganz andere Geschichte.
Allein die militärische Dimension geht tiefer als alles auf der anderen Seite: sie geht hin bis zur gemeinsamen Produktion von Waffen und dem Teilen von Geheimdienstinformationen. Israelische Kampfflugzeuge üben im türkischen Luftraum über den weiten Ebenen von Konya, und die Türkei schickt ihre Piloten nach Israel, um fortgeschrittene Technik kennenzulernen. Gemeinsame Seemanöver wurden im Januar 1999 und gemeinsame Luftmanöver werden im September desselben Jahres durchgeführt.
Noch bedeutsamer sind die nichtmilitärischen Dimensionen. Dank der Schaffung einer Freihandelszone und Institutionen wie dem Türkisch-Israelischen Wirtschaftsrat blüht der Handel zwischen den beiden Ländern, mit einem Wachstum von ungefähr 30 Prozent im Jahr. Die Türkei ist das Urlaubsziel Nummer eins für Israelis, und die Behörden der beiden Länder haben auf die Doppelbesteuerung abgeschafft. Es gibt Pläne, Trinkwasser aus der Türkei in großen Taschen, die durch das Meer gezogen werden, nach Israel zu liefern. Eine türkische Firma hat das lukrative Projekt, einen Terminal auf Israels Hauptflughafen zu bauen, errungen. Und so weiter.
Dann gibt es die politischen und kulturellen Dimensionen. Jerusalem hat sich in Washington für die Türkei eingesetzt, und Ankara stand zu seinem israelischen Partner sogar in der Höhle des Löwen: der Islamischen Konferenz. Es besteht ein kultureller Austausch, es finden besondere Museumsausstellungen und sogar gegenseitige Besuche von religiösen Führern statt - etwas im höchsten Maße unübliches zwischen Juden und Muslimen. Die türkisch-israelische Bindung hat positive Elemente, die auf die gemeinsamen Interessen nicht nur der Regierungen, sondern auch der beiden Bevölkerungen beruhen (obwohl deutlich nicht der der türkischen Islamisten oder Linken).
Ein türkischer Analytiker, Soli Özel, beurteilt den Grad der wechselseitigen Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern als größer als alles, was die Türkei mit europäischen Staaten oder Staaten des Nahen Ostens aufgebaut hat. Nur mit den Vereinigten Staaten sei ein Vergleich möglich. Israelis ihrerseits sind besonders wortgewaltig, wenn es um die Freundschaft mit der Türkei geht, und was sie bedeutet. Uri Bar Ner, Israels Botschafter in Ankara, sagte bei seiner Ankunft, daß "wir perfekte Beziehungen mit der Türkei haben", und der damalige Premierminister, Benjamin Netanjahu, hat die Beziehungen als "Hauptachse, wenn auch nicht einzige Achse, der regionalen Sicherheitsarchitektur" bezeichnet.
Die Tiefe dieser Beziehungen stehen im Gegensatz zur Oberflächlichkeit derjenigen zwischen Syrien und Iran: wenn die zuerst genannte eher den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien im Zweiten Weltkrieg ähnelt, erinnert die letztere eher an Deutschland und Japan in der gleichen Zeit. Und das ist unbestreitbar eine gute Nachricht. Genau weil die Bindung sich auf so vielen Ebenen ausdehnt, von Kampfpiloten über Wirtschaftsvertreter bis hin zu Studenten, verspricht sie, zu halten. Die Vielschichtigkeit der Beziehungen ist geradezu entscheidend für ihre Langlebigkeit. Das menschliche Element verwandelt die rein nützliche Verbindung in so etwas wie ein wirkliches Bündnis, was wiederum der Stärke der Sicherheitsarchitektur zugute kommt. Der libanesische Außenminister, Fares Boueiz, hat die türkisch-israelisch-jordanische Verbindung als "eine Drei-Wege-Allianz, einer Zange ähnelnd", bezeichnet, die seinem Land und Syrien "in die Zange nimmt". Laut Syriens Informationsminister, Muhammad Salman, stellt sie "eine große Gefahr für Araber und Muslime" dar. Als Antwort auf diese Gefahr versucht die syrisch-iranische Seite, sich als das, was PKK-Chef Öcalan als "ein System von Bündnissen aller Völker des Balkans, des Kaukasus und des Nahen Ostens gegen ... den türkischen Faschismus" vorschwebt, zu organisieren. Anfang September 1998 kam der griechische Außenminister in Teheran mit seinem armenischen und iranischem Kollegen zusammen. Nach ihrem Treffen forderten die iranischen Medien eine regionale Verteidigungsallianz gegen die Türkei und Israel. Laut einem Bericht aus Kairo planen der ägyptische und der iranische Außenminister ein Abkommen, das bis Ende 1999 verabschiedet werden soll.
Wenn das Entstehen der türkisch-israelischen Verbindung und seinen Erweiterungen auch zu begrüßen ist - die einzige wirklich vielversprechende Entwicklung in der Region - bleibt die Zukunft bedrohlich. Das Wachsen dieser beiden Teams bedeutet, daß, wenn ein Krieg ausbrechen sollte, er sich nun schneller und weiter ausbreiten kann, da lokale Krisen sich vermischen und überall höhere Einsätze auf dem Spiel stehen. Als 1988 der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan ausbrach, war er isoliert und zog keine Nachbarländer hinein. Dies ist nicht mehr der Fall. Das Problem Zypern hatte lange Zeit wenig Auswirkungen, nun könnte es der Funken im Pulverfaß sein.
Nutzen für den Westen
Das ist der Zeitpunkt, an dem der Westen ins Spiel kommt. Washington unterstützt und ermutigt zwar offiziell die türkisch-israelische Bindung, aber man sollte sich nicht in der Tatsache täuschen, daß in einigen Kreisen die Zusammenarbeit mit prowestlichen Staaten auf Skepsis stößt. Das Problem bei der türkisch-isralischen Verbindung liegt nach einem Kommentar aus der Washington Post, das sich anhört, als hätte es auch in Damaskus geschrieben werden können, darin, daß sie möglicherweise "Israels offensichtliche Notwendigkeit, Regelungen mit den Palästinensern und Syrien innerhalb dieser Grenzen zu verhandeln, verringert." Der Londoner Economist ging sogar weiter, indem er die türkisch-israelische "Affäre" abfällig als "unangemessene Beziehung" bezeichnete und den damaligen Premierminister Mesut Yilmaz für seinen Besuch Israels, "dem jüdischen Besatzer der drittheiligsten Stadt des Islams", rügte.
Noch bedrohlicher ist, daß das Entstehen dieser beiden Teams die Erinnerung an den Kalten Krieg wieder aufleben läßt. Die Vereinigten Staaten stehen, oder sie werden so gesehen, auf der einen Seite eines größeren regionalen Konflikts, Rußland auf der anderen. Das Verschiffen russischer Waffen nach Zypern (und Iran) ist nur ein Streitpunkt von vielen, wie die Sanktionen gegen Irak, die amerikanische Antwort auf den Terrorismus, Israel und die Palästinenser und so weiter.
Natürlich ist Rußland nicht mehr die Gefahr für den Weltfrieden, das es einmal war, und es ist auch klar, daß weder die Vereinigten Staaten noch Rußland die jeweiligen Bündnisse anführen, vielmehr sind beide von den bestehenden Teams rekrutiert worden. Aber die Unordnung dieser Tage sowohl in Washington als auch in Moskau zeigt nur, daß die Außenpolitik beider Länder wenig Logik oder Konsistenz offenbart, was angesichts der Instabilität des Nahen Ostens schon an und für sich eine beunruhigende Sache ist.
Mit der türkisch-israelisch-jordanischen Verbindung ist der neue Nahe Osten auch eine Region, die durch eine wirklich vielversprechende Entwicklung aufgehellt wird - vielversprechend für die Region und den Westen.
Schließlich hat der Westen ohne eigenes Zutun eine Anzahl an wirklich kooperativen Partnern präsentiert bekommen in einem Teil der Welt, in dem die Zahl seiner gleichgesinnten Freunde, wie treu auch immer, alarmierend gering gewesen ist. Die Frage, die immer noch beantwortet werden muß, ist, ob der Westen den Geist, den Weitblick und den Mut haben wird, die vor ihm liegende Chance zu nutzen und statt zu behindern oder tatenlos daneben zu stehen, diesen Partner helfen wird, ihren Feinden zu trotzen und eine Zukunft zu schaffen, mit der sie und der Westen leben können.