"Der moderate Islam ist die Lösung"
Das 2011 gegründete "Berlin International Center for the Study of Antisemitism" (BICSA) hat für das Buch "Löwengrube" Texte und Analysen des US-amerikanische Islamforschers und Politikberaters Pipes zusammengestellt. Die Beiträge aus den letzten 15 Jahren liefern exzellente kenntnis- und detailreiche Informationen zum Verständnis der aktuellen gesellschaftlichen, politischen und religiösen Situation in ausgewählten islamischen Ländern.
Der Islam ist nicht bösartig
Auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz im Herzen der ägyptischen Hauptstadt Kairo machen Demonstranten deutlich, dass der Kampf um die Führung des Landes längst nicht entschieden ist. Auf 370 Seiten bringt "Löwengrube" den Leserinnen und Lesern die Menschen, die Mentalität, die politische Kultur und die Religion in mehreren arabischen und nordafrikanischen Ländern näher. Das Motto von Pipes, Präsident des Middle East Forum (MEF), einem weltweit renommierten Think Tank in Pennsylvania, lautet: "Der radikale Islam ist das Problem, der moderate Islam ist die Lösung."
Drei grundlegende Themenkomplexe behandelt das Buch: Pipes beschäftigt sich mit der Lage Israels. Das Land müsse von den palästinensischen Führern als jüdischer Staat anerkannt werden. Nur so sei der Weg für einen Palästinenserstaat frei. Doch Pipes angeführte Belege zeigen, dass der Weg blockiert ist. Dass Islamisten den Staat Israel am liebsten "ausradieren" möchten, untermauerte der Exilchef der radikal-islamistischen Hamas, Chaled Maschaal, Anfang Dezember. Er lehnte die Anerkennung Israels erneut kategorisch ab. Palästina gehöre den Palästinensern, vom Mittelmeer bis zum Jordan, vom Norden bis zum Süden, verkündete der Chef des Hamas-Politbüros, bei einer Feier aus Anlass des 25. Jahrestages der Gründung der Hamas in Gaza-Stadt.
Einen zweiten Schwerpunkt legt Pipes darauf, wissenschaftlich und politisch zwischen Islamismus und Islam zu unterschieden. "Nicht der Islam ist bösartig", beschwört Pipes. Der Sohn polnischer Juden weist darauf hin, dass es "ein Fehler" sei, den Islam, eine Religion, die immerhin 1.400 Jahre alt ist als das "Böse" zu stigmatisieren und sie für den militanten Islam – eine weniger als 100 Jahre alte Ideologie – verantwortlich zu machen. Der Terrorismus der Al-Qaida, der Hamas, der iranischen Regierung und anderer Islamisten ergebe sich aus den Ideen zeitgenössischer Radikaler wie Osama Bin Laden und Ayatollah Khomeini, nicht aus dem Koran, legt Pipes dar.
Profunde Hintergrundinformation
Pipes besorgt die Tatsache, dass sich der militante Islam mit der ihn begleitenden Gewalt aus seinem Zentrum im Nahen Osten an die Peripherie der muslimischen Welt ausgebreitet habe. Als "Bollwerke" des militanten Islam stuft Pipes die Länder Indonesien, Bangladesch und Nigeria ein. Ihre muslimische Bevölkerung von etwa 378 Millionen Menschen stellt rund ein Drittel der weltweiten muslimischen Gemeinschaft.
In einem dritten großen Themenkomplex appelliert der Autor: "Macht die Iraner gegen Teheran stark." Pipes charakterisiert den iranischen Despoten Mahmud Ahmadinedschad (dessen O-Ton: "Israel muss von der Landkarte gewischt werden") als einen der "gefährlichsten Führer" der modernen Geschichte. Er sei mit einer messianischen Ideologie und einem mystischen Glauben an seinen eigenen Auftrag ausgestattet. Das und sein potenzielles Atomarsenal machten ihn zu einem "Gegner, der gestoppt werden muss – und zwar dringend." Unter allen Umständen müsse der Iran daran gehindert werden, weiter an der Entwicklung von Atomwaffen zu forschen und diese zu besitzen, so Pipes.
Pipes Texte und Analysen seien all jenen ans Herz gelegt, die anhand profunder Hintergrundinformationen mehr über den Nahen Osten, Nordafrika, den Islam und Israel wissen möchten.
Daniel Pipes: "Löwengrube. Eine westliche Sicht auf den Islam und den Nahen Osten", Herausgegeben von: The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), Studien zum Nahen Osten, Band 1. Edition Critic. Berlin 2012, 370 Seiten, 24 Euro, ISBN 978-3-9814548-4-0