Als Donald Trump im Dezember "eine totale und vollständige Aussetzung der Einreise von Muslimen in die Vereinigten Staaten" forderte, antwortete ich, dass die Änderung nur eines Wortes - "Islamisten" statt "Muslime" - aus diesem empörenden und in eine Sackgasse führenden Erguss eine politisch realisierbare und operationell umsetzbare Idee machen würde.
Trumps Äußerung, auf seiner Internetseite gepostet. |
Als Reaktion kam von Lesern diese berechtigte Frage: Und wie hält man Muslime, die Islamisten sind, und die, die es nicht sind, auseinander? Das ist eine absolut machbare Aufgabe, wenn auch eine teure und zeitaufwändige, die großes Geschick verlangt.
Mit Islamisten (im Gegensatz zu Moderaten) meine ich die ungefähr 10 bis 15 Prozent Muslime, die die Anwendung des islamischen Rechts (der Schari'a) in seiner Gesamtheit anstreben. Islamisten, nicht alle Muslime, sind die modernen Barbaren; sie, nicht alle Muslime, müssen dringend von den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Ländern ferngehalten werden.
Sowohl eingehende Recherche als auch intensive Befragungen sollten erfolgen, bevor man Ausländern die Einreise in die USA erlaubt. Der Prozess sollte mit einer Anfrage zu Familie, Freunden, Kollegen, Arbeitsstellen, Mitgliedschaften und Aktivitäten des angehenden Immigranten beginnen. Die Einwanderungsbehörde sollte nach Anomalien suchen, nach Lücken, fragwürdigen Aktivitäten und dubiosen Beziehungen; sollte man solche finden, muss dazu nachgebohrt werden.
Es sind nicht mehr nur Personen öffentlichen Interesses wie Intellektuelle, Aktivisten und Imame, deren Denken verfolgt werden kann, sondern dank der Ausbreitung von sozialen Medien (Facebook, Twitter usw.) sowie der offenen Einladung des Internets an jeden, schriftlich oder auf Video auf dauerhafte, öffentliche Weise zu kommentieren, fast jedermann.
Im Fall der aggressiven, offenkundigen, unverblümten Jihadisten reicht diese Recherche in der Regel aus, um die Beweise zu liefern, damit man sie draußen halten kann. Selbst einige nicht gewalttätige Islamisten verkünden stolz wie unmorderat sie sind. Doch die meisten Islamisten verwenden einen milderen und subtileren Ton. Recherche erweist sich unter diesen Umständen oft als unzureichend, denn vorsichtige Islamisten verbergen ihre Ziele und das geschickt. Wenn man annimmt, dass gesetzeskonforme Islamisten üblicherweise ihre wahren Ansichten verbergen, ist eine (freiwillige) Befragung nötig und diese muss sehr gründlich sein. Um genau zu sein, müsste das so aussehen:
Aufzeichnungen: Mit Erlaubnis der befragten Person sollte der Austausch sichtbar auf Video aufgezeichnet werden, damit man weiß, dass die Vorgänge aufgezeichnet sind, um die Worte, den Tonfall, die Sprachmuster, den Gesichtsausdruck und die Körpersprache des Befragten für weitere Analyse zur Verfügung zu stellen. Die Form ist wichtig: Lächelt der Befragte, zappelt er herum, blinzelt er, nimmt er Augenkontakt auf, wiederholt er, schwitzt er, braucht er wiederholt Toilettenpausen oder drückt er sich anderweitig nonverbal aus?
Lügendetektor: Den Befragten an einen Lügendetektor anzuschließen könnte das Erzählen der Wahrheit bewirken, selbst wenn die Maschine nicht wirklich nützliche Informationen liefert.
Ein Lügendetektor kann nicht schaden. |
Konkretes: Vage Fragen der Art "Ist der Islam eine Religion des Friedens?", "Verurteilen Sie Terrorismus?", "Wie reagieren Sie auf die Ermordung Unschuldiger?" hängen zu sehr von der Definition von Worten wie Frieden, Terrorismus und Unschuldige ab, um die Anschauungen eines Menschen zu bestimmen und sollten daher vermieden werden. Stattdessen müssen Fragen fokussiert und genau sein: "Dürfen Muslim den Islam verlassen, also zu einer anderen Religion konvertieren oder Atheisten werden?"
Mehrfach: Eine einzelne Frage kann nie eine Antwort zeigen, die eine islamistische Gesinnung beweist; effektive Befragung erfordert einen Fragenkomplex zu vielen Themen, von Homosexualität bis zum Kalifat. Die Antworten müssen in ihrer Gesamtheit beurteilt werden.
Vielzahl: Damit die Fragen die Wahrheit aufspüren, muss nach Abweichungen und Widersprüchlichkeiten Ausschau gehalten werden, indem dieselbe Frage unterschiedlich formuliert und mit verschiedenen Schwerpunkten gestellt wird.
Wiederholung: Fragen sollten über einen Zeitraum von Wochen, Monaten und sogar länger immer wieder gestellt werden. Entscheidend ist: Da man sich an Lügen weit schwerer erinnert denn an Wahrheiten, nehmen die Chancen, dass ein Befragter seine Antworten ändert, sowohl vom Umfang der Fragen sowie der Zeitspanne bis zu ihrer Wiederholung zu. Stellen sich erst einmal Widersprüche ein, kann der Befragende sie einkreisen und ihre Beschaffenheit, ihr Ausmaß und ihre Tragweite erkunden.
Dieses Befragungsprotokoll ist umfangreich, stellt viele konkrete Fragen über einen beträchtlichen Zeitraum unter Nutzung verschiedener Formulierungen, bohrt nach Wahrheit und Widersprüchlichem. Das ist weder schnell, noch einfach oder kostengünstig, sondern erfordert Sachbearbeiter, die zu den befragten Personen, den Gesellschaften, aus denen sie kommen und der islamischen Religion sachkundig sind; sie sind ein wenig wie ein Fragender der Polizei, der sowohl die beschuldigte Person als auch das Verbrechen kennt. Jede der Fragen kann auf unterschiedlich Weise gestellt werden und mit Fortsetzungen zum gedanklichen Faden oder der Empfindungstiefe des Befragten ausgebaut werden. Das ist kein beiläufiger Prozess. Es gibt keine Abkürzungen.
Kurz gesagt verlangt ein echter Schutz des Landes vor Islamisten einen starken Einsatz von Talent, Ressourcen und Zeit. Richtig eingesetzt bieten diese Fragen einen Mechanismus, mit dem unter den Muslimen Feind von Freund getrennt werden kann.
Daniel Pipes (www.DanielPipes.org) ist Präsident des Middle East Forum. © 2016 by Daniel Pipes. Alle Rechte vorbehalten