Die israelisch-palästinensische Diplomatie passt leider in die klassische Beschreibung von Irrsinn: "Dasselbe immer wieder und wieder zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten." Die identischen Annahmen – Land für Frieden und die Zweistaatenlösung, wobei die Lasten hauptsächlich Israel auferlegt wird – bleiben permanent bestehen, egal wie oft sie fehlschlagen. Jahrzehnte dessen, was Insider "Friedensprozess" nennen, haben die Dinge schlimmer werden lassen als sie am Anfang waren, doch die Großmächte beharren weiter darauf und schicken einen Diplomaten nach dem anderen nach Jerusalem und Ramallah, stets darauf hoffend, dass die nächste Verhandlungsrunde zu einem trügerischen Durchbruch führen wird.
Die Zeit ist reif für einen neuen Ansatz, ein grundlegend neues Durchdenken des Problems. Er knüpft an Israels erfolgreiche Strategie an, wie sie während seiner ersten 45 Jahre durchgeführt wurde. Das Scheitern der israelisch-palästinensischen Diplomatie seit 1993 legt diese alternative Herangehensweise nahe – mit der Betonung darauf, dass Israel hartnäckig einen Sieg anstrebt. Das würde, vielleicht paradoxerweise, den Palästinensern nutzen und amerikanische Unterstützung stärken.
1. Kompromiss ist fast unmöglich
Seit der Balfour-Erklärung im Jahr 1917 haben Palästinenser und Israelis statische und entgegengesetzte Ziele verfolgt.
Diese typische Landkarte auf Arabisch zeigt "Meine Braut Palästina" ohne Israel. |
In den Jahren vor der Gründung des neuen Staates formulierte Haddsch Amin al-Husseini, der Mufti von Jerusalem, eine Politik der Verweigerung oder der Beseitigung jeglicher Spuren jüdischer Präsenz da, was heute das Territorium Israel ist.[1] Sie ist weiter gültig. Landkarten auf Arabisch zeigen ein "Palästina", das Israel verdrängt und sind Symbol dieses weiterhin angestrebten Ziels. Die Verweigerungshaltung sitzt so tief, dass sie nicht nur die palästinensische Politik steuert, sondern einen Großteil des palästinensischen Lebens. Die Palästinenser haben Verweigerung beständig, energisch und ausdauernd über drei Hauptansätze verfolgt: Demoralisierung der Zionisten durch politische Gewalt, Schädigung der Wirtschaft Israels durch Handelsboykotte und Schwächung der Legitimität Israels durch den Gewinn von Unterstützung im Ausland. Unterschiede zwischen palästinensischen Fraktionen neigen dazu taktischer Natur zu sein: Reden wir mit den Israelis, um Zugeständnisse von ihnen zu erhalten oder nicht? Mahmud Abbas repräsentiert die erste Einstellung und Khaled Meschaal die zweite.
Auf der israelischen Seite stimmt fast jeder der Notwendigkeit zu die Akzeptanz der Palästinenser (und anderer Araber und Muslime) zu gewinnen; die Unterschiede sind wieder taktische. David Ben-Gurion formulierte den einen Ansatz: den Palästinensern zu zeigen, was sie durch den Zionismus gewinnen können. Vladimir Jabotinsky entwickelte die gegensätzliche Vision; er argumentierte, dass Zionisten keine andere Wahl haben als den hartnäckigen Willen der Palästinenser zu brechen. Ihre rivalisierenden Ansätze bleiben Maßstäbe der außenpolitischen Debatte Israels, wobei Isaac Herzog der Erbe Ben-Gurions und Benjamin Netanyahu der Jabotinskys ist.
Diese beiden Vorgehensweisen – Verweigerung und Akzeptanz – sind ein Jahrhundert lang prinzipiell unverändert geblieben; die heutige palästinensische Autonomiebehörde, die Hamas, die Arbeitspartei und der Likud sind direkte Nachkommen von Husseini, Ben-Gurion und Jabotinsky. Unterschiedliche Ideologien, Ziele, Taktiken, Strategien und Akteure bedeuten, dass Details variierten, auch wenn die Grundlagen bemerkenswert bestehen bleiben. Kriege und Verträge kamen und gingen, führten zu nur geringen Verschiebungen. Die vielen Runden der Kämpfe hatten überraschend wenig Einfluss auf die Endziele, während normale Vereinbarungen (wie die Oslo-Verträge von 1993) nur die Feindseligkeit gegenüber Israels Existenz verstärkten und damit kontraproduktiv waren.
Palästinensische Ablehnung oder Akzeptanz Israels besteht aus zwei Einheiten: Ja oder Nein, dazwischen gibt es nichts. Das macht Kompromiss fast unmöglich, denn eine Lösung erfordert, dass eine Seite ihre Ziele komplett aufgibt. Entweder geben die Palästinenser ihre hundert Jahre alte Ablehnung des jüdischen Staates auf oder die Zionisten geben ihre 150 Jahre alte Suche nach einem souveränen Heimatland auf. Alles andere als diese beiden Resultate ergibt eine instabile Abmachung, die nur als Voraussetzung für eine zukünftige Runde im Konflikt dient.
Der fehlgeschlagene "Friedensprozess"
Der Abschreckung – heißt: die Palästinenser und die arabischen Staaten zu überzeugen Israels Existenz durch Drohung mit schmerzlicher Vergeltung zu akzeptieren - liegt Israels beeindruckende Bilanz an strategischer Vision und taktischer Brillanz in der Zeit von 1948 bis 1993 zugrunde. Während dieser Zeit funktionierte Abschreckung in dem Ausmaß, dass Israels arabische Feindstaaten das Land gegen Ende dieser Periode sehr unterschiedlich betrachteten; 1948 erwarteten die arabischen Invasionsarmeen, dass sie den jüdischen Staat bei seiner Geburt erdrosseln würden, aber 1993 fühlte sich Arafat genötigt eine Vereinbarung mit Israels Premierminister zu unterzeichnen.
Nichtsdestotrotz hatte Abschreckung nicht ausgedient; da die Israelis ein modernes, demokratisches, wohlhabendes und machtvolles Land aufgebaut hatten, wurde die Tatsache, dass die Palästinenser, Araber, Muslime und (in zunehmendem Maß) die Linke ihn immer noch ablehnten zu einer Quelle zunehmender Frustration. Israels ungeduldige, bewegte Bevölkerung wurde der unattraktiven Qualität der Abschreckung überdrüssig, die von Haus aus passiv, indirekt, schroff, langsam, langweilig, demütigend, reaktiv und teuer ist. International ist sie zudem unbeliebt.
Diese Ungeduld führte zu dem diplomatischen Prozess, der im Handschlag gipfelte, der im September 1993 die Unterzeichnung der Oslo-Vereinbarungen auf dem Rasen des Weißen Hauses besiegelte. Eine kurze Zeit lang diente "Der Handschlag" zwischen Palästinenserführer Yassir Arafat und dem israelischen Premierminister Yitzhak Rabin als das Symbol erfolgreicher Vermittlung, die jeder Seite gab, was sie am meisten wollte: Würde und Autonomie für die Palästinenser, Anerkennung und Sicherheit für die Israelis. Neben vielen weiteren Auszeichnungen erhielten Arafat, Rabin und Israels Außenminister Shimon Peres den Friedensnobelpreis.
Arafat, Peres und Rabin 1994 mit ihrem gemeinsamen Nobelpreis. |
Die Vereinbarungen enttäuschten allerdings beide Seiten schnell. Tatsächlich stimmen Israelis und Palästinenser zwar bei wenig sonst überein, aber sie pflichten einander fast einstimmig bei, dass Oslo eine Katastrophe gewesen ist.
Als die Palästinenser vor Oslo immer noch unter direkter israelischer Kontrolle lebten, hatte die Akzeptanz Israels im Verlauf der Zeit zugenommen, während die politische Gewalt abnahm. Einwohner der Westbank und des Gazastreifens konnten örtlich ohne Checkpoints reisen und hatten Zugang zu Arbeitsplätzen innerhalb Israels. Sie profitierten von der Rechtstaatlichkeit und einer Wirtschaft, die um mehr als das Vierfache zunahm, ohne dass sie von Auslandshilfe abhängig war. Funktionierende Schulen und Krankenhäuser entstanden, ebenso mehrere Universitäten.
Yassir Arafat versprach den Gazastreifen in "das Singapur des Nahen Ostens" zu verwandeln, aber sein Despotismus und seine Aggression gegenüber Israel verwandelte sein Lehen stattdessen in einen Albtraum, der dem Kongo ähnlicher ist als Singapur. Nicht bereit die permanente Revolution aufzugeben und ein normaler Führer eines obskuren Staates zu sein, nutzte er die Oslo-Vereinbarungen aus, um den Palästinensern wirtschaftliche Abhängigkeit, versagende Institutionen, Korruption, Islamismus und einen Todeskult aufzudrücken.
Für die Israelis führte Oslo nicht zu dem erhofften Ende des Konflikts, sondern heizte die palästinensischen Ambitionen der Auslöschung des jüdischen Staates an. Während palästinensische Wut sich hochschraubte, wurden in den fünf Jahren nach Oslo mehr Israelis ermordet als in den fünfzehn Jahren davor. Aufwieglerisches Reden und gewalttätiges Handeln stiegen sprunghaft an – und gehen 23 Jahre später unvermindert weiter. Darüber hinaus kommen palästinensische Delegitimierungsbemühungen Israel international teuer zu stehen, da die Linke sich gegen es wandte, was so antizionistische Neuheiten wie die UNO-Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban und die Bewegung Boykott, De-Investitionen und Sanktionen (BDS) hervorbrachte.
Die UNO-Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban kennzeichnet das Coming-out des linken Antizionismus. |
Aus Israels Sicht wurden 45 Jahre erfolgreicher Abschreckung durch die sieben Jahre Oslo-Appeasement von 1993 bis 2000 ungeschehen gemacht; dann begruben sechs Jahre einseitiger Rückzüge von 2000 bis 2006 die Abschreckung weiter. Das Jahrzehnt seit 2006 hat weitere wichtige Veränderungen erlebt.
Die Übung Oslo zeigte die Vergeblichkeit israelischer Zugeständnisse an Palästinenser, wenn diese ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Dadurch, dass sie Schwäche seitens Israels signalisierten, verschlimmerte Oslo eine schlechte Situation noch. Was herkömmlich der "Friedensprozess" genannt wird, sollte genauer genommen als "Kriegsprozess" bezeichnet werden.
Falsche Hoffnung auf die Überlistung zum Sieg
Warum liefen die Dinge so falsch, da es doch eine schienbar so viel versprechende Vereinbarung gab?
Die moralische Verantwortung für den Zusammenbruch der Oslo-Lügen liegt einzig bei Yassir Arafat, Mahmud Abbas und dem Rest der PA-Führung. Sie gaben vor die Verweigerungshaltung aufzugeben und Israels Existenz zu akzeptieren, strebten aber in Wirklichkeit Israels Eliminierung auf eine ausgeklügelte neue Weise an, die Gewalt durch Delegitimierung ersetzten.
Davon abgesehen machten die Israelis einen tiefgreifenden Fehler; sie waren den Oslo-Prozess unter einer falschen Prämisse eingegangen. Yitzhak Rabin fasste diesen Fehler oft in dem Satz zusammen: "Man schließt Frieden nicht mit Freunden. Man schließt ihn mit unappetitlichen Feinden."[2] Mit anderen Worten: Er erwartete, dass der Krieg durch guten Willen, Schlichtung, Vermittlung, Flexibilität, Zurückhaltung, Großzügigkeit und Kompromiss beendet würde, abgerundet durch Unterschriften auf offiziellen Dokumenten. In diesem Geist stimmten seine Regierung und die all seiner Nachfolger einer ganzen Bandbreite von Zugeständnissen zu, gingen sogar so weit eine palästinensische Miliz zu erlauben, immer in der Hoffnung die Palästinenser würden im Gegenzug den jüdischen Staat akzeptieren.
Das machten sie nie. Im Gegenteil: Israelische Zugeständnisse verschärften die palästinensische Feindseligkeit. Jede Geste radikalisierte, beschwingte und mobilisierte das palästinensische Gemeinwesen weiter. Israelische Anstrengungen "Frieden zu machen" wurden als Zeichen der Demoralisierung und Schwäche aufgenommen. "Schmerzhafte Zugeständnisse" reduzierten die palästinensische Ehrfurcht vor Israel, ließ den jüdischen Staat verletzbar erscheinen und inspirierte irredentistische Vernichtungsträume.
In der Rückschau überrascht das nicht. Entgegen Rabins Slogan "macht man Frieden nicht mit sehr widerwärtigen Feinden", sondern mit ehemaligen widerwärtigen Feinden. Heißt: Feinden, die man besiegt hat.
Das bringt uns zum Schlüsselkonzept meines Ansatzes, der Sieg lautet oder dem Feind den eigenen Willen aufzwingen, ihn durch Verluste zu zwingen seine Kriegsziele aufzugeben. Kriege, das zeigt die Geschichte, enden nicht durch guten Willen, sondern durch Niederlagen. Wer nicht gewinnt, verliert. Kriege enden in der Regel, wenn Misserfolg eine Seite zur Verzweiflung bringt, wenn diese Site ihre Kriegsziele aufgegeben und die Niederlage eingestanden hat und wenn diese Niederlage ihren Willen zu kämpfen erschöpft hat. Umgekehrt geht das Kämpfen weiter oder wird möglicherweise wieder aufgenommen, solange beide Kombattanten immer noch hoffen ihre Kriegsziele zu erreichen.
Denker und Krieger durch die Zeitalter stimmten in Bezug auf die Bedeutung des Siegens als korrektes Ziel von Krieg überein. Aristoteles zum Beispiel schrieb, dass "Sieg der Zweck der Feldherrenkunst ist" und Dwight D. Eisenhower erklärte: "Im Krieg gibt es keinen Ersatz für Sieg." Technologischer Fortschritt hat diese bleibende menschliche Wahrheit nicht geändert.
Aristoteles (384 – 322 vor unserer Zeitrechnung) |
Zu Konflikten des 20. Jahrhunderts, die eindeutig endeten, gehören der Zweite Weltkrieg, die Kriege zwischen China und Indien, Algerien und Frankreich, Nordvietnam und den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Argentinien, Afghanistan und der UdSSR sowie der Kalte Krieg. Eine Niederlage kann Folge militärischer Dresche sein oder durch Anwachsen von wirtschaftlichem oder politischem Druck erfolgen; sie erfordert keinen totalen militärischen Verlust oder wirtschaftliche Vernichtung, erst recht nicht die Vernichtung einer Bevölkerung. Die einzige Niederlage der USA in der Geschichte zum Beispiel, 1975 in Südvietnam, entstand nicht infolge eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs oder weil die Munition ausging oder Misserfolg auf dem Schlachtfeld (die amerikanische Seite war dabei den Krieg am Boden zu gewinnen), sondern weil die Amerikaner den Willen verloren weiterzumachen.
Tatsächlich stellt 1945 eine Trennlinie dar. Davor zerschlug überwältigende militärische Überlegenheit den Willen des Feindes zu kämpfen; seitdem sind große Erfolge auf dem Schlachtfeld weitgehend ausgeblieben. Überlegenheit auf dem Schlachtfeld setzt sich nicht länger, wie es einst war, in den Bruch der Entschlossenheit des Feindes zu kämpfen um. In den Begrifflichkeiten von Clausewitz sind heute Moral und Willen das Gravitationszentrum, nicht Panzer und Schiffe. Obwohl die Franzosen, so wie die Amerikaner in Vietnam und die Sowjets in Afghanistan, ihren Feinden in Algerien zahlenmäßig und von den Waffen her überlegen waren, verloren all diese Mächte ihre Kriege. Umgekehrt setzten sich Verluste der Araber von 1948 bis 1982, Nordkoreas 1950-1953 und des Irak 1991 und 2003 auf dem Schlachtfeld nicht in Kapitulation und Niederlage um.
Wenn eine Seite, die verliert, ihre Kriegsziele aufrechterhält, bleibt die Wiederaufnahme der Kriegshandlungen möglich und ist sogar wahrscheinlich. Deutschland behielt sein Ziel der Beherrschung Europas nach seiner Niederlange im Ersten Weltkrieg bei und setzte auf Hitler, um es erneut zu versuchen, was der Anlass war, dass die Alliierten sich den totalen Sieg zum Ziel setzten, um sicherzustellen, dass die Deutschen es kein drittes Mal versuchen. Der Koreakrieg endete 1953, aber Norden und Süden haben beide an ihren Kriegszielen festgehalten, was bedeutet, dass der Konflikt jederzeit wieder ausbrechen kann, ebenso wie die Kriege zwischen Indien und Pakistan. Die Araber verloren jede Runde im Krieg gegen Israel (1948/49, 1956, 1967, 1973 und 1982), betrachteten ihre Niederlagen aber lange als bloß vorübergehend und strebten nach einem weiteren Versuch.
II. Die schwere Arbeit am Sieg
Wie könnte Israel die Palästinenser dazu veranlassen ihre Verweigerungshaltung fallenzulassen?
Erst einmal ist im Verlauf der Jahrzehnte ein farbenfrohes Spektrum an Israel gegenüber wohlwollend (beiderseitig exklusiven) Plänen zur Beendigung des Konflikts entstanden.[3] Von den sanftesten zu den härtesten gehören dazu unter anderem:
- Territorialer Rückzug aus der Westbank oder territorialer Kompromiss innerhalb der Westbank
- Mieten des Landes unter israelischen Städten in der Westbank
- Kreative Wege zur Teilung des Tempelbergs finden
- Entwicklung einer palästinensischen Wirtschaft
- Ermutigen der Palästinenser zu verantwortungsbewusster Regierungsführung
- Stationierung internationaler Streitkräfte
- Sammlung internationaler Gelder (nach dem Modell des Marshall-Plans)
- Unilateralismus (Bau einer Mauer)
- Darauf bestehen, dass Jordanien Palästina ist
- illoyale Palästinenser von israelischer Staatsbürgerschaft ausschließen
- Vertreibung von Palästinensern von durch Israel kontrolliertem Land
Das Problem ist: Keiner dieser Pläne geht die Notwendigkeit an den Kampfeswillen der Palästinenser zu brechen. Sie alle verwalten den Konflikt ohne ihn zu lösen. Sie alle streben an den Sieg zu ertricksen. So wie die Oslo-Verhandlungen fehlschlugen, wird auch jeder andere Plan scheitern, der die harte Arbeit des Siegens umgehen will.
Dieses historische Muster beinhaltet, dass Israel nur eine Option hat die Akzeptanz der Palästinenser zu gewinnen: Eine Rückkehr zu seiner alten Politik der Abschreckung, die Palästinenser zu bestrafen, wenn sie aggressiv werden. Abschreckung läuft auf mehr als auf harten Taktiken, die jede israelische Regierung verfolgt; sie erfordert systematische Politik, die die Palästinenser ermutigt Israel zu akzeptieren und von Verweigerung abzuhalten. Das erfordert eine langfristige Strategie, die einen Herzenswandel fördert.
Einen Herzenswandel herbeizuführen ist kein schöner oder angenehmer Prozess; er gründet auf einer Politik angemessener und abgestufter Reaktion. Wenn die Palästinenser mäßig gegen die Regeln verstoßen, sollen sie gemäßigt dafür bezahlen; und so weiter. Die Reaktionen hängen von bestimmten Umständen ab, also sind das Folgende nur allgemeine Vorschläge, was Washington als Beispiele vorgeschlagen wird und das vom Mildesten zum Strengsten aufgelistet ist.
Wenn palästinensische "Märtyrer" materiellen Schaden verursachen, sollten die Reparaturen aus den etwa $300 Millionen an eingesammelten Steuergeldern bezahlt werden, die die Regierung Israels jedes Jahr an die PA überweist. Auf Aktivitäten, mit denen Israel international isoliert und geschwächt werden soll, sollte man mit eingeschränktem Zugang zur Westbank reagieren. Wenn ein palästinensischer Angreifer getötet wird, sollte seine Leiche still und anonym auf einem Armenfriedhof bestattet werden. Wenn die PA-Führung zu Gewalt aufstachelt, sollte die Rückkehr ihrer Vertreter aus dem Ausland in die Westbank verhindert werden. Auf den Mord an Israelis sollte mit der Erweiterung israelischer Städte in der Westbank reagiert werden. Wenn offizielle PA-Schusswaffen gegen Israelis eingesetzt werden, sollten diese beschlagnahmt und die Ausgabe neuer verboten werden; geschieht dies wiederholt, dann sollte die Sicherheitsinfrastruktur der PA aufgelöst werden. Geht die Gewalt weiter, dann sollte die von Israel gelieferte Menge an Wasser und Strom verringert und schließlich eingestellt werden. Im Fall des Gebrauchs von Schusswaffen, Mörsern und Raketen sollten die Bereiche besetzt und kontrolliert werden, aus denen dieser Beschuss erfolgte.
Natürlich laufen diese Schritte der heutigen Konsensansicht in Israel genau entgegen; diese strebt vor allem danach die Palästinenser ruhig zu halten. Aber diese kurzsichtige Sichtweise wurde unter unaufhörlichem Druck aus dem Ausland und besonders der US-Regierung geformt, um der PA gefällig zu sein. Die Beseitigung solchen Drucks wird zweifellos die Israelis ermutigen die hier umrissene, selbstbewusstere Taktik zu übernehmen.
Wahres Friedenschließen bedeutet Wege zu finden die Palästinenser zu zwingen einen Herzenswandel durchzumachen, die Verweigerungshaltung aufzugeben sowie die Juden, Zionisten und Israel zu akzeptieren. Wenn genug Palästinenser den Traum Israel auszulöschen aufgeben, werden sie Zugeständnisse machen, die zur Beendigung des Konflikts notwendig sind. Um den Konflikt zu beenden, muss Israel mehr als 50 Prozent der Palästinenser überzeugen, dass sie verloren haben.
Das Ziel hier ist nicht dafür zu sorgen, dass die Palästinenser Zion lieben, sondern dass sie den Kriegsapparat herunterfahren: dass sie die Selbstmordfabriken schließen, die Dämonisierung der Juden und Israels abschaffen, die jüdischen Verbindungen zu Jerusalem anerkennen und die Beziehungen zu den Israelis "normalisieren". Palästinensische Akzeptierung Israels wird erreicht werden, wenn die Gewalt im Verlauf eines langen Zeitraums und mit voller Konsequenz beendet und von scharf formulierten Demarchen und Leserbriefen ersetzt wird. Symbolisch wird der Konflikt vorbei sein, wenn in Hebron (in der Westbank) lebende Juden nicht mehr Sicherheitspersonal benötigen als in Nazareth (Israel) lebende Palästinenser.
Israelische Grenzpolizisten schützen eine Gruppe israelischer Touristen bei deren Besuch in Hebron (April 2014) |
Denjenigen, die die Palästinenser für zu fanatisch halten, als dass man sie besiegen könnte, sage ich: Wenn die Deutschen und Japaner, die nicht weniger fanatisch und weit mächtiger waren, im Zweiten Weltkrieg besiegt werden konnten und sich dann in normaler Bürger verwandelten, warum nicht heute auch die Palästinenser? Darüber hinaus haben Muslime die Geschichte hindurch sich von Spanien über den Balkan bis zum Libanon wiederholt Ungläubigen ergeben, wenn sie einer entschlossenen, überlegenen Streitmacht gegenüber standen.
Israel hat in zwei Dingen Glück. Erstens beginnen seine Bemühungen nicht bei Null; Umfragen und andere Indikatoren legen nahe, dass beständig 20 Prozent der Palästinenser und anderen Araber den jüdischen Staat akzeptieren. Zweitens muss es nur die Palästinenser abschrecken, die ein sehr schwacher Akteur sind, nicht die gesamte arabische oder muslimische Weltbevölkerung. So schwach sie objektiv auch (an wirtschaftlicher, militärischer Kraft) sind, bilden die Palästinenser die Speerspitze im Krieg gegen Israel; wenn also sie die Verweigerungshaltung aufgeben, werden andere (wie die Marokkaner, Iraner, Malaysier et. al.) sich die Palästinenser zum Vorbild nehmen und mit der Zeit vermutlich ihrer Führung folgen.
Palästinenser profitieren von ihrer Niederlage
So viel auch Israelis vom Ende ihres restlichen Palästinenserproblems gewinnen, leben sie in einem erfolgreichen, modernen Land, das die ihnen aufgebürdete Gewalt und Delegitimierung absorbiert.[4] Meinungsumfragen zum Beispiel zeigen, dass die Israelis zu den glücklichsten Menschen überhaupt gehören und die boomende Geburtenrate bestätigt diese Eindrücke.
Im Gegensatz dazu stecken die Palästinenser im Elend fest und bilden die am stärksten radikalisierte Bevölkerung der Welt. Meinungsumfragen zeigen beständig, dass sie sich für Nihilismus entscheiden. Welche anderen Eltern sonst feiern es, wenn ihre Kinder Selbstmordbomber werden? Welches andere Volk gibt der Schädigung seiner Nachbarn höhere Priorität als der Verbesserung des eigenen Schicksals? Sowohl die Hamas als auch die palästinensische Autonomiebehörde betreiben autoritäre Regime, die ihre Untertanen unterdrücken und destruktive Ziele verfolgen. Die Wirtschaft in der Westbank und dem Gazastreifen ist mehr als sonst irgendwo auf freien Geldfluss aus dem Ausland angewiesen, was sowohl Abhängigkeit als auch Missgunst schafft. Die Palästinenser werden immer rückständiger und immer mittelalterlicher. Ein qualifiziertes und ambitioniertes Volk ist in politischer Repression, gescheiterten Institutionen und einer Kultur gefangen, die Wahnvorstellung, Extremismus und Selbstzerstörung feiert.
Ein israelischer Sieg befreit die Palästinenser. Eine Niederlage zwingt sie mi ihren irredentistischen Fantasien und der leeren Rhetorik der Revolution ins Reine zu kommen. Eine Neiderlage befreit sie zudem dazu das eigene Leben zu verbessern. Befreit von einer völkermörderischen Obsession gegen Israel können die Palästinenser zu einem normalen Volk werden und ihr Gemeinwesen, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur entwickeln. Es könnten endlich ernsthafte Verhandlungen beginnen. Insgesamt würden die Palästinenser ironischerweise angesichts ihres weit niedriger liegenden Ausgangspunkts durch eine Niederlage weit mehr gewinnen als die Israelis durch ihren Sieg.
Allerdings wird diese Veränderung weder einfach sein noch schnell gehen: Die Palästinenser werden eine enorm bittere Niederlage durchmachen müssen, mit all ihren Verlusten, Zerstörung und Verzweiflung, wenn sie sich vom schmutzigen Vermächtnis Amin al-Husseinis distanzieren und ihren hundert Jahre lang begangenen Fehler eingestehen. Es gibt dafür keine Abkürzung.
Die Notwendigkeit amerikanischer Unterstützung
Die Palästinenser nutzen eine einzigartige globale Unterstützungsmannschaft, die sich aus den Vereinten Nationen und einer riesigen Anzahl an Journalisten, Aktivisten, Pädagogen, Künstlern, Islamisten und Linken zusammensetzt. Sie sind keine obskure afrikanische Befreiungstruppe, sondern die von der Welt bevorzugte revolutionäre Sache. Da macht Israels Arbeit zu einer, die lange dauern, schwierig sein und von unerschütterlichen Freunden, zuvorderst der US-Regierung abhängig sein wird.
Das bedeutet für Washington: Wenn es helfen will, dann darf es die Parteien nicht wieder in weitere Verhandlungen zu zerren, sondern muss Israels Weg zu Sieg kräftig unterstützen. Das führt nicht nur dazu, dass israelische Machtdemonstrationen nicht nur gestützt werden, sondern eine anhaltende und systematische Anstrengung unternommen wird mit Israel, ausgewählten arabischen Staaten und anderen zusammenzuarbeiten, um die Palästinenser von der Vergeblichkeit ihrer Verweigerungshaltung zu überzeugen. Israel ist da, dauerhaft und es genießt breite Unterstützung.
Das bedeutet, dass Israel bei den oben umrissenen harten Schritten unterstützt wird, von der anonymen Beerdigung der Leichen von Terroristen bis zum Schließen der PA. Es bedeutet diplomatische Unterstützung für Israel, so bei der Auflösung der Farce der "palästinensischen Flüchtlinge" und der Zurückweisung des Anspruchs auf Jerusalem als palästinensischer Hauptstadt. Es beinhaltet die Beendigung der Zuschüsse für die Palästinenser, außer sie arbeiten an der vollen und dauerhaften Zustimmung zu Israel: keine Diplomatie, keine Anerkennung als Staat, keine Finanzhilfe und natürlich keine Waffen, ganz zu schweigen von der Ausbildung von Milizen.
Israelisch-palästinensische Diplomatie ist verfrüht, bis die Palästinenser den jüdischen Staat anerkennen. Die zentralen Fragen der Oslo-Vereinbarungen (Grenzen, Wasser, Bewaffnung, Heiligtümer, jüdischen Gemeinden in der Westbank, "palästinensische Flüchtlinge") können nicht sinnvoll diskutiert werden, solange eine Seite immer noch die andere ablehnt. Verhandlungen können aber in dem freudigen Moment wieder eröffnet und die Oslo-Fragen wieder aufgenommen werden, in dem die Palästinenser den jüdischen Staat akzeptieren. Die Aussicht, dass dies geschieht, liegt allerdings in weiter Ferne. Erst einmal muss Israel siegen.
Daniel Pipes (www.DanielPipes.org) ist Präsident des Middle East Forum. © 2017 by Daniel Pipes. Alle Rechte vorbehalten.
[1] Ich habe dieses Thema im Dezember 1997 in "On Arab Rejectionism" für Commentary analysiert.
[2] Was eigenartigerweise die Äußerung des PLO-Führers Said Hammami 15 Jahre früher mit anderen Worten ausdrückt.
[3] Diese Vorschläge habe ich im Februar 2003 für Commentary in "Braucht Israel einen Plan" begutachtet.
[4] Zum Beispiel belief sich die Zahl der Verletzten und Toten durch Unfälle in Israel in der Zeit von 2000 bis 2005 auf 30.000 während durch Terrorismus verursachte Tote sich auf 2.000 bezifferten.