(Scan: der Originalartikel im WSJ)
Obwohl die US-Botschaft nicht nach Jerusalem umzieht, wird Präsident Trumps offenkundige Zuneigung zu Israel während seines gerade erfolgten Besuchs von den Israelis nach acht Jahren kühler Beziehungen zu Präsident Obama verständlicherweise bejubelt. Leider ist nichts im arabisch-israelischen Konflikt einfach: Ein Blick auf historische Muster legt nahe, dass Israel mit Washington paradoxerweise am besten mit einem Spannungslevel der Art Obamas fährt.
Die Erklärung dieses Paradox beginnt mit der Tatsache, dass alle amerikanischen Administrationen seit 1973, egal welche Partei den Präsidenten stellte, davon überzeugt war, dass die Araber zum Frieden mit Israel bereit sind. Dieses Problem ist seit der Gründung der palästinensischen Autonomiebehörde 1994 besonders akut. Amerikanische Präsidenten ignorieren beständig das revolutionäre Wesen der PA. In diesem Geist bezeichnete Trump nach einem Treffen mit PA-Führer Mahmud Abbas diesen als einen "strategischen Partner" für Israel, der "zu Frieden bereit" sei.
Amerikanische Führungspolitiker bestehen oft darauf, dass die palästinensische Autonomie, wenn Israel nur noch mehr Geld, Land und Anerkennung gebe, dazu angespornt würde Frieden zu schließen. Angesichts fast grenzenloser Irreführung, Feindseligkeit, Kampflust und Gewalt kann man diesen rührenden Glauben an gute Nachbarschaft seitens der Palästinenser nur psychologisch erklären. Der ehemalige Nationale Sicherheitsberater Elliott Abrams vergleicht das hilfreich mit Peter Pans Tinker Bell: "Wenn du glaubst, klatsche in die Hände."
Wenn israelische Regierungen diesem unrealistischen Denken beipflichten, wie es unter Premierministern der Avoda und Kadima der Fall war, verbessern sich die amerikanisch-israelischen Beziehungen enorm. Denken Sie an Bill Clintons bekanntermaßen warme Beziehungen zu Yitzhak Rabin.
Trump und Netanyahu bei einem informellen tête-à-tête in einem Museum in Jerusalem. |
Wenn aber die Israelis solchen Wunschtraum-Annahmen widerstehen, wie es Premierminister Benjamin Netanyahu tut, dann steigen die Spannungen. Washington drängt auf mehr Zugeständnisse und Jerusalem widersetzt sich. Amerikanische Präsidenten sehen sich dann vor eine Wahl gestellt: klage und kritisiere oder akzeptiere und ermutige. Obama entschied sich für den bockigen Weg, wie er von seiner Entscheidung im Jahr 2010 symbolisiert wird, als er sich entschied mit seiner Familie zu Abend zu essen, während Netanyahu sich im Roosevelt Room die Beine in den Bauch stand.
Langzeitdiplomat Dennis Ross hat seit Jahrzehnten schon gesagt, dass Israels Kooperation zunimmt, wenn das Weiße Haus sich darauf konzentriert Vertrauen aufzubauen. Ohne die Ernsthaftigkeit der Herzlichkeit Trumps für Israel anzuzweifeln, scheint der Geschäftsmann in ihm intuitiv zu begreifen, dass die Israelis zu umwerben die Grundlage für späteren Druck bietet. Während seiner kürzlich erfolgten Reise nahm Trump jede Gelegenheit wahr Jerusalem, den Juden, dem Zionismus und Israel überschwängliche Zuneigung zu geben.
"Jerusalem ist eine heilige Stadt. Ihre Schönheit, Pracht und ihr Erbe gibt es nirgendwo sonst auf der Erde", stellte er fest. "Die Verbindungen des jüdischen Volks zu diesem Heiligen Land sind uralt und immerwährend", ein Punkt, den er mit seiner eigenen Erfahrung illustrierte: "Gestern besuchte ich die Westmauer und bestaunte das Monument für Gottes Anwesenheit und den Durchhaltewillen des Menschen."
"Israel ist Beleg für den unverwüstlichen Geist des jüdischen Volkes", fuhr er fort. "Ich stand in Ehrfurcht vor den Leistungen des jüdischen Volks und ich verspreche Ihnen: Meine Administration wird immer auf der Seite Israels stehen. ... Gott segne den Staat Israel."
Die Israelis erwiderten diese Herzlichkeit in vollem Umfang. David Horovitz, Herausgeber der Times of Israel, sprach für viele: "Einfach dadurch, dass er es liebt und auf seiner Seite steht, gewinnt Trump das endlos kritisierte Israel für sich. ... Er und Netanyahu stimmen in Sachen lauterer Friedensabsichten der Palästinenser nicht überein. Er verlegte die Botschaft nicht nach Jerusalem. Aber der Präsident überschüttete Israel mit Lob und machte Geschichte mit dem Besuch an der Westmauer. Fürs Erste ist das mehr als genug."
Diese gefühlsbetonte Reaktion bietet Trump eine Bresche für die Forderung, dass die israelische Regierung Abbas vertrauen und noch weitere einseitige Zugeständnisse machen soll, ein Prozess, der offenbar bereits mit Druck begann Gebiete der Westbank abzugeben. Wie kann Netanyahu Trumps Ersuchen angesichts ihrer innigen Männerbeziehung ablehnen?
Damit kommen wir auf ein Muster zurück: Israelis und ihre Anhänger tendieren dazu Stimmung und Symbolismus mehr Aufmerksamkeit zu schenken als Politik. "Anders als andere diplomatische Verbindungen, die sich um solch nationale Interessen wie Handel und Sicherheitsinteressen drehen, hat die Beziehung der USA und Israel eine emotionale Basis", schrieb ich 1992. "Gefühle, nicht kühle Einschätzung von Interessen, steuern jeden Aspekt davon. Ton, Stil, Stimmung und Wahrnehmung haben oft mehr Bedeutung als harte Fakten."
Leider sorgen gute Beziehungen dafür, dass Jerusalem Washingtons schlechtem Urteil nachgibt. Das ist die Tücke der warmen Beziehungen zwischen den USA und Israel und der Trost bei schlechten. Für Israel ist es besser von einem lausigen UNO-Sicherheitsrat gescholten zu werden, als völkermörderischen Strolchen weiteres Territorium zu überlassen.
Während die Beziehungen zwischen den USA und Israel abhängig von den politischen Winden heiß oder kalt werden, sind israelische Zugeständnisse an die Palästinenser unveränderbare Fehler, die Irredentismus anspornen, Leben kosten, den Konflikt in die Länge ziehen und US-Interessen behindern. Daher meine nicht ganz eingängige Schlussfolgerung: Kühle Beziehungen sind besser für die israelische – und folglich die amerikanische – Sicherheit.