Liebe Leser,
ich freue mich festzustellen, dass dieser Artikel exakt 50 Jahre nach meiner ersten Veröffentlichung erscheint. Dabei handelte es sich um eine Buchrezension von André Fontaines History oft he Cold War, am 24. März 1968 die im Boston Globe erschien. Das Original ist hier zu sehen; eine leichter lesbare Version steht hier zur Verfügung.
Diese Rezension erschien, als ich Freshman im College war und mit ihr begann meine Karriere als Autor. Einige Gedanken zu einer Karriere als Autor, lesen Sie bitte hier.
Daniel Pipes
Es ist der richtige Moment für frisches Denken, um den alten und schalen palästinensisch-israelischen Konflikt zu erledigen.
Da die Araber sich auf andere Dinge konzentrieren – die iranischen Atomwaffenaufbau, Bürgerkriege in Libyen, dem Jemen, Syrien und dem Irak, die zum Schurken werdenden Türkei, dem Anschwellen des Islamismus und dem immer mehr fehlenden Wasser – haben die uralten antizionistischen Tabus eine Menge ihrer Schärfe verloren. Ein erfolgreiches und starkes Israel hat seine Hoffnung verloren, die es in den Jahrzehnte alten "Friedensprozesses" setzte. Der Cowboy im Weißen Haus schafft gerne Präzedenzfälle. Und die Hinwendung der globalen Linken zum Antisemitismus, veranschaulicht von Jeremy Corbyn und der britischen Labour Party, fügt weitere dringliche Gründe hinzu; sollte sie irgendewann an die Macht kommen, werden die Folgen für Israel übel aussehen.
Die herkömmliche Meinung behauptet, dass der arabisch-israelische Konflikt nur enden wird, wenn die Beschwerden der Palästinenser ausreichend abgegolten sind, so dass sie den jüdischen Staat Israel akzeptieren. Dieses Paradigma ist seit den Oslo-Vereinbarungen vom September 1993 fast nicht infrage gestellt worden; trotzdem hat diese 25-jährige Periode auch klar gemacht, dass Palästinenser in überwältigender Zahl (auf Grundlage von Forschungs- und Umfragedaten, die ein Jahrhundert weit zurückreichen, schätze ich sie auf 80 Prozent) nicht die friedliche Koexistenz mit Israel anstreben, sondern die brutale Eliminierung des "zionistischen Gebildes". Bei solchen Einstellungen überrascht es nicht, dass jede Runde der medial aufgebauschten Verhandlungen schließlich gescheitert ist.
Ich werde einen völlig anderen Ansatz zur Lösung des Konflikts vorschlagen, eine Rückkehr zur Strategie von Abschreckung und Sieg, die mit Vladimir Jabotinsky (1880-1940), dem größten Strategen des Zionismus, verbunden ist: Israel sollte nicht darauf aus sein seine Feinde zufriedenzustellen, sondern sie zu besiegen. Den gängigen Gefühlen entgegengesetzt werde ich zeigen, warum die Palästinenser genau einen solchen israelischen Sieg brauchen, um ihre derzeitige Unterdrückung, Extremismus und Gewalt los und ein erfolgreiches Volk zu werden.
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Ein Verständnis der heutigen Situation erfordert, dass man bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Aufstieg von Haddsch Amin al-Husseini, dem ersten modernen Palästinenserführer zurückgeht. Er initiierte eine Politik der Verweigerung, der absoluten Ablehnung irgendeines Aspekts jüdischer Präsenz dort zu akzeptieren, was damals das britische Mandat Palästina war. Ein Jahrhundert später bleibt diese Verweigerungshaltung der dominante Strang des palästinensischen Lebens. Politische Unterschiede tendieren dazu taktischer Natur zu sein: Ist es besser Israel über Verhandlungen mit den Israelis zu beseitigen oder an der Beständigkeit reiner Verweigerung festzuhalten? Die palästinensische Autonomiebehörde (PA) wendet die erste Taktik an, die Hamas die zweite.
Über einen Zeitraum von 75 Jahren – von 1918 bis 1993 – reagierte die jüdische Gemeinschaft dort, wo heute Israel ist, auf die Verweigerung mit Abschreckung, der Politik seine Feinde durch schmerzhafte Vergeltung von ihren Aggressionen abzubringen. So unvollkommen auch immer das angewandt wurde: Abschreckung half Israel sich vom potenziellen Opfer von 1948 in die militärische Macht von 1993 zu entwickeln. Ja, sogar als Israel ein demokratisches, innovatives, wohlhabendes und mächtiges Land wurde, blieben die Grundlagen bestehen. Ideologien, Strategien und Personal änderten sich, Kriege und Verträge kamen und gingen, aber die palästinensische Verweigerungshaltung blieb stagnierend konstant.
Israels ungeduldige Bürger waren 1993 angesichts der langsamen und passiven Natur der Abschreckung frustriert und entschieden sich für eine sofortige Lösung mit den Palästinensern. In den Oslo-Vereinbarungen versprachen beide Seiten der anderen, was die sich am meisten wünschte: Anerkennung und Sicherheit für die Israelis, Würde und Autonomie für die Palästinenser.
In ihrer Hast den Konflikt zu beenden machten die Israelis jedoch an diesem Sommermorgen auf dem Rasen des Weißen Hauses drei schwerwiegende Fehler: (1) Sie gewährten Yassir Arafat, dem Führer einer inoffiziellen, diktatorischen und mörderischen Organisation, diplomatische Parität mit Yitzhak Rabin, dem Premierminister eines demokratischen und souveränen Staates. (2) Sie glaubten Arafat, als er behauptete er erkenne Israel an, während er (und sein Nachfolger) in Wirklichkeit weiter Israels Eliminierung anstrebten, was jetzt über seine Kontrolle zweier angrenzender Gebiete – der Westbank und des Gazastreifens – verstärkt wurde. (3) Sie machten unter der Illusion Zugeständnisse, dass Kriege durch guten Willen beendet werden, wenn Zugeständnisse tatsächlich den gegenteiligen Effekt hatten Schwäche zu zeigen und damit die palästinensische Feindseligkeit verstärkten. Diese Fehler verwandelten tragischerweise einen Möchtegern-"Friedensprozess" in einen kontraproduktiven "Kriegsprozess".
Keine gute Idee: Netanyahu (links) und Abbas am 15. September 2010 in Jerusalem |
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Wie der der 25-jährigen Sackgasse entkommen?
Das Studium der Geschichte zeigt, dass Kriege üblicherweise nicht über Verhandlungen, sondern durch Niederlage und Sieg enden. Nach Angaben des Militärhistorikers Victor Hanson "gehen Konflikte die Geschichte hindurch in Serie, wenn ein Feind nicht total besiegt ist und nicht gezwungen wird sich den politischen Bedingungen des Siegers zu unterwerfen". Niederlage bedeutet seine Kriegsziele aufzugeben. Sieg bedeutet dem Feind erfolgreich seinen Willen aufzuerlegen.
Es ist eine einfache, universelle Wahrheit, die die Palästinenser durchaus verstehen. Im Juli 2017 erklärte die Fatah, dass der "Feldzugum Jerusalem erfolgreich begonnen hat und bis zum palästinensischen Sieg und der Befreiung der heiligen Stätte von israelischer Besatzung nicht enden wird". Sie sind damit auch nicht allein; Denker und Kriege pflichten dem Sieg als Ziel des Krieges bei. Der klassische chinesische Stratege Sun Tsu schrieb zum Beispiel: "Lasst euer großes Ziel den Sieg sein." US-General Douglas MacArthur erklärte: "Es ist tödlich in einen Krieg einzutreten ohne ihn gewinnen zu wollen." Sieg ist ein intuitives menschliches Ziel, das nur übermäßig ausgeklügelt Moderne aus dem Auge verlieren konnten."
General Douglas MacArthur 1945 in Manila (Philippinen). |
Daher muss Israel, um von den Palästinensern akzeptiert zu werden, zu seiner alten Politik der Abschreckung zurückkehren, zur schweren Bestrafung der Palästinenser, wenn sie aggressiv werden. Ein Beispiel: Als im Juli 2017 drei Mitglieder einer Familie ermordet wurden, während sie zum Sabbatessen im israelischen Westbank-Ort Halamisch am Tisch saßen, hätte die israelische Antwort daraus bestehen sollen neue Gebäude in Halamisch zu errichten und dessen Grenzen auszudehnen.
Das ist Abschreckung; es ist mehr als eine robuste Taktik, die israelische Regierungen bereits verfolgen; es bedeutet eine konsequente Politik zu entwickeln, um die Verweigerungshaltung zu brechen und die palästinensische Anerkennung Israels zu fördern. Das impliziert eine Strategie zur Zerschlagung irredentistischer palästinensischer Ambitionen, so endlich die Dämonisierung der Juden und Israels zu beenden, die historischen jüdischen Bande zu Jerusalem anzuerkennen, die Beziehungen zu den Israelis zu "normalisieren", die Selbstmordfabriken zu schließen und die gesamte Kriegsmaschinerie stillzulegen. Dieser Prozess wird weder leicht noch schnell erfolgen: Er fordert den Palästinensern die bittere Feuerprobe der Niederlage ab, die dazugehörigen Entbehrungen, Zerstörung und Verzweiflung durchzumachen. Leider gibt es dazu eine Abkürzung.
Eine Veränderung der Herzenshaltung bedeutet nicht nur eine dauerhafte Abwesenheit von Gewalt gegen Israelis, sondern sie komplett abzuschalten, überall, von den Vereinten Nationen über die Universitäten zu den von den Palästinensern getriebenen Kampagnen zur Delegitimierung Israels.
Wenn die palästinensische Niederlage für Israel gut ist, ist sie ironischerweise für die Palästinenser sogar noch besser, denn sie werden endlich von üblen Ambitionen, Revolutionsrhetorik und Völkermordfantasien befreit. Ein gebildetes und qualifiziertes Volk kann dann sein Leben verbessern, indem es sein Gemeinwesen, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur aufbaut. Denken sie davon als eine Miniversion des Deutschlands nach 1945. Und wenn Diplomatie heute verfrüht ist, können Probleme wie Jerusalem, Grenzen und Ressourcen nach einer palästinensischen Niederlage fruchtbar diskutiert werden. Die Zweistaatenlösung, gegenwärtig eine Absurdität (sie bedeutet, dass von Israel gefordert wird seinen Todfeind stark zu machen), wird nach einer palästinensischen Niederlage richtig Sinn machen.
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Wie alle Außenseiter des Konflikts sehen sich die Australier einer schlichten Wahl gegenüber: Entweder das palästinensische Ziel Israel zu eliminieren (im Fall der Hamas eindeutig, in dem der PA indirekt) oder Israels Ziel die Akzeptanz seiner Nachbarn zu gewinnen. Diese Wahl zu ^benennen macht klar, dass es keine echte Wahl gibt – die erste ist aggressiv, die zweite defensiv; eine ist barbarisch, die andere zivilisiert. Kein anständiger Mensch kann das palästinensische Ziel der Vernichtung eines blühenden Landes unterstützen.
Australiens Premierminister Malcolm Turnbull (links) am 30. Oktober 2017 mit Netanyahu in Jerusalem. |
Jeder Premierminister seit Ben Chifley und jeder parlamentarische Beschluss und jede Abstimmung seit seiner Zeit haben bestätigt, dass australische Regierungen bei dessen Drang akzeptiert zu werden (selbst wenn sie nicht übereinstimmen, wie das erreicht werden kann) auf Israel Seite stehen.
Westliche Mächte sollten Israel innerhalb rechtlicher, moralischer und praktischer Grenzen bei den für einen Sieg notwendigen Schritten unterstützen. Sie sollten ihre Botschaften in Israel nach Jerusalem verlegen, die palästinensische Forderung auf Jerusalem als ihrer Hauptstadt ablehnen, auf der Seite der Israelischen Verteidigungskräfte stehen, wenn sie Grausamkeiten bestrafen und sich der amerikanischen UNO-Botschafterin Nikki Haley bei der Verurteilung der Farce der "palästinensischen Flüchtlinge" anschließen, derzufolge einige heute geborene Kinder als Flüchtlinge eingestuft werden.
Beginnend vor etwa einem Jahr hat die von mir geleitete Organisation, das Middle East Forum, nicht nur für die Idee eines israelischen Siegs geworben, sondern auch die Sieges-Ausschüsse sowohl im israelischen Parlament (26 Mitglieder aus 7 Parteien) als auch dem US-Repräsentantenhaus (eine parteiübergreifende Gruppe von 33 Mitgliedern) organisiert. In beiden Gremien stimmen die Ausschuss-Mitglieder überein, dass palästinensisch-israelische Verhandlungen verfrüht sind, bis die Palästinenser die permanente Existenz des jüdischen Staats akzeptieren; und dass ein Sieg Israels der beste Weg voran sind. Unter Ziel lautet, dass westliche Führungspolitiker Israel drängen den Sieg anzustreben.
Selbst Gegner dieser Idee erkennen ihre Wirkungen an. Als der palästinensische Kommentator Daoud Kuttab sich schriftlich zu Botschaftern Haley äußerte, schrieb er, sie "scheint wortwörtlich die israelische und proisraelische Linie von Leuten wie Daniel Pipes zu wiederholen". Unter andern suggerierte die Zeitung Guardian, dass Donald Trump die US-Botschaft unter dem Einfluss des Projekt Sieg Israels nach Jerusalem verlegt.
Nach einem Besuch in Australien Anfang des Monats diskutierte ich die Idee in privaten Gesprächen, öffentlichen Vorträgen und den Medien; seitdem hoffe ich auf den Beginn einer australischen Bewegung und einen Parlamlentsausschuss.
Wer wird den ersten Schritt dazu tun?