Das kommt nicht von mir, aber meine #NeverTrump-Vertrauenswürdigkeit ist ziemlich eindrucksvoll.
Trump und Cruz: Raten Sie mal, für wen ich gearbeitet habe. |
Als ich im Präsidentschafts-Wahlkampf Ted Cruz unterstützte, sah ich mit Bestürzung, wie die Wähler bei den republikanischen Vorwahlen aus einem Feld von 16 brauchbarer Kandidaten Donald Trump aussuchten und ihn zum Präsidenten wählten. Ich unterschrieb einen offenen Brief, in dem ich mich dafür einsetzte "energisch daran zu arbeiten die Wahl von jemandem zu verhindern, der so absolut ungeeignet" für das Präsidentenamt ist und schrieb viele Artikel, in denen ich Trump angriff. Ich trat wegen seiner Kandidatur aus der Republikanischen Partei aus und stimmte bei der Wahl selbst für den Libertären Gary Johnson. Nach der Wahl setzte ich Hoffnung auf die Amtsenthebung Trumps und einen Präsidenten Mike Pence.
2016 machten mir in erster Linie zwei Dinge wegen Donald Trump Sorge: sein Charakter und seine Politik.
Zur Frage des Charakters gehören unethisches Geschäftsgebaren (Trump University), Selbstgefälligkeit ("Ich bin richtig reich"), Streitsucht (3.500 Prozesse oder einen alle vier Tage), Borniertheit (gegen Richter Curiel) und Vulgarität ("Packt sie an der Muschi"). Seine Politik beunruhigte mich noch mehr: Ich sah hemmungslose Impulsivität und sorgte sich um neofaschistische Tendenzen (daher mein Spitzname Trumpolini für ihn). Seine Äußerung von 2004: "Ich identifiziere mich eher als Demokrat", legte nahe, dass er sich zwischen den Demokraten und den Republikanern bewegen und in seiner eigenen, populistischen Richtung losgehen würde.
Fast vier Jahre später beunruhigt mich Trumps Charakter immer noch und stößt mich ab. Wenn überhaupt, dann übertreffen Egoismus, Untreue und Bombast seinerseits diese Laster noch gegenüber der Zeit, als er nur Kandidat war.
Leonard Leo, Richter-Flüsterer |
Doch zu meiner nicht endenden Überraschung hat er wie ein resoluter Konservativer regiert. Seine Politik in den Bereichen Bildung, Steuern, Liberalisierung und Umwelt sind kühner gewesen als die von Ronald Reagan. Seine Ernennungen von Richtern sind die besten der letzten hundert Jahren (danke, Leonard Leo). Sein präzendenzloser Angriff auf den Verwaltungsstaat schreitet zügig voran, wobei er das Geheule des Washingtoner Establishments ignoriert. Selbst seine Außenpolitik ist konservativ gewesen: die Forderung, dass die Verbündeten ihren gerechten Anteil beitragen, China und dem Iran die Stirn zu bieten und ganz und gar Israel zu unterstützen. Ironischerweise, merkt David Harsanyi an, wirkt sich ein potenzieller Charakterfehler zu unseren Gunsten aus: "Trumps Eigensinn scheint ihn weniger anfällig für Druck zu machen, der traditionell republikanische Präsidenten zur Kapitulation verleitet."
(Wirtschaftsleistung treibt viele Wähler dazu einen amtierenden Präsidenten zu unterstützen oder gegen ihn zu sein, aber nicht mich. Zum Teil, weil der Präsident nur begrenzte Kontrolle hat; zum Teil, weil das etwas Vergängliches ist, das weit weniger zählt als langfristige Politik.)
Natürlich stimme ich mit Trump in einigem auch nicht überein: Protektionismus, Gleichgültigkeit gegenüber Schulden der öffentlichen Hand, Feindseligkeit gegenüber Verbündeten, ein Faible für den türkischen Machthaber Erdoğan und diese gefährlichen Treffen mit Kim Jong-un. Sein hemmungsloses Verhalten beeinträchtigt angemessenes Funktionieren der Regierung. Die Tweets sind eine langwierige Belastung.
Aber natürlich stimmen wir alle mit etwas nicht überein, das jeder Präsident tut; überraschender ist, dass ich rund 80 Prozent des Handels Trump zustimme, eine höhere Zahl als bei jedem seiner Vorgänger bis zurück zu Lyndon Johnson.
Ich habe inzwischen die Weisheit von Salena Zitos Bonmot zu Trump vom September 2016 verstanden, dass "die Presse ihn beim Wort, aber nicht ernst nimmt; seine Anhänger nehmen ihn ernst, aber nicht beim Wort." Oder wie Daniel Larison festhält: "Wir müssen Trump nach seinem Tun beurteilen, nicht nach seinen Worten." Ich stimme auch James Woolsey zu, dass Trump ein viel besserer Premierminister sein würde statt Präsident.
Langsam, aber unaufhaltsam hat in den letzten drei Jahren meine Zustimmung zur Politik meine Abneigung für die Person übertroffen. Schließlich kam ich in dem Wissen, dass im November Joe Biden für die radikalisierten Demokraten ins Rennen gehen wird, dazu, dass ich mit Schreiben, Spenden und Stimmabgabe meinen kleinen Teil dazu beitragen werde, Trump zur Wiederwahl zu verhelfen.
Zu diesem Schluss kam ich widerstrebend, aber ohne zu zweifeln. Emotionell, ästhetisch und intellektuell würde ich es vorziehen mich von Trump fernzuhalten und an einem neutralen Ort zwischen den Parteien leben, so wie 2016. Aber ich werde für ihn als den Politiker stimmen, der meine konservativen Ansichten repräsentiert. Ich dränge andere zögernde Konservative dasselbe zu tun.
Daniel Pipes (DanielPipes.org, @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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