Dass vier arabische Staaten innerhalb von vier Monaten ihre Beziehungen zu Israel normalisierten, ist eine bemerkenswerte Entwicklung, die die Möglichkeit eröffnet, dass der 1948 begonnene Krieg der arabischen Staaten mit Israel herunterfährt.
Aber es gibt weitere gute Nachrichten, weniger sichtbar und ebenfalls möglicherweise folgenreich: ein Wandel bei denen, die Israels ultimativen Feind bilden, seinen arabischen Bürgern. Dieser Sektor könnte endlich anfangen seine selbstverhängte politische Isolation zu beenden und den jüdischen Staat anzuerkennen.
Israels erster arabischer Minister, Raheb Majadele, spricht 2008 in Yad Vashem. |
Zuerst etwas Hintergrund: Rund 600.000 Araber flohen, als Israel entstand, darunter die meisten der Gebildeten; sie ließen 111.000 zurück, zumeist Bauern. Diese Rumpf-Bevölkerung vervielfachte sich dann im Lauf der Jahrzehnte, ergänzt durch einen steten Zustrom von Immigranten (was ich als die "muslimische Aliya" bezeichne); Israels Araber zählen heute 1,6 Millionen oder rund 18 Prozent der Bevölkerung des Landes.
Diese Bevölkerung entkam schon vor langem ihren ländlichen Grenzen; sie ist gebildet, mobil geworden, hat Verbindungen. Inzwischen haben sie einen Richter am obersten Gerichtshof und einen Minister in der Regierung, Botschafter, Geschäftsleute, Professoren und viele andere von Rang und Namen gestellt.
Trotz dieses eindrucksvollen Fortschritts hat die Gemeinschaft beständig für radikale und antizionistische Repräsentation in Israels Parlament, der Knesset, gestimmt. Während deren Mitglieder (MKs) sich ideologisch stark in palästinensisch-nationalistisch, panarabsich-nationalistisch, islamistisch und links unterscheiden, lehnen sie allesamt israelisch jüdischen Charakter ab.
Dieses Verhalten schließt sie von Einfluss in der Regierung des Landes aus. Sie dürfen nicht nur keinerlei sensible außen- und verteidigungspolitische Fragen mit entscheiden, sondern haben praktisch kein Mitspracherecht bei der Bildung der Regierung und nur in den seltensten Fällen (wie den Oslo-Vereinbarungen von 1993) haben sie eine Stimme bei wichtigen Regierungsentscheidungen. Alle bisherigen Versuche arabischer Politiker diese Blockade zu durchbrechen sind fehlgeschlagen.
Mansour Abbas in der Knesset |
Dann trat Mansour Abbas (46) auf, der Leiter einer islamistischen Partei, der Vereinigten Arabischen Liste (auch bekannt als Ra'am), die 4 der 120 Sitze der Knesset inne hat. Er kommt aus der Stadt Maghar in Galiläa und hat einen Abschluss als Zahnarzt von der Hebräischen Universität Jerusalem; aktuell arbeitet er an seiner Dissertation in Politik an der Universität Haifa. Als Verheirateter mit drei Kindern praktiziert er als Zahnarzt in Maghar.
Abbas (bitte nicht mit Mahmud Abbas, dem 85-jährigen Leiter der palästinensischen Autonomiebehörde verwechseln) ist vor kurzem als Dealmacher-Politiker hervorgetreten, der bereit ist, pragmatisch im Namen der israelischen Araber zu agieren. In einer Zeit der Wahlturbulenzen, mit März 2021 neu angesetzten Wahlen, ist er aufgrund seiner Bereitschaft mit Benjamin Netanyahu zu kooperieren und ihm vielleicht sogar das Premierminister-Amt zu retten, ist er unmittelbar zu einem Machtvermittler geworden.
Er sprach offen von seinen Absichten, als er sagte: "Netanyahu versucht mich auszunutzen, aber ich mache mit ihm dasselbe." Insbesondere will er, dass Netanyahu legale Baumaßnahmen in arabischen Städten erleichtert und Gelder genehmigt, damit das Problem arabischer Kriminalität angegangen wird. Erfolg in diesen Bereichen könnte ihm genug Attraktivität verleihen, um im nächsten Parlament mehr Sitze zu gewinnen.
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass Abbas' Ansatz einen Nerv getroffen hat. Yousef Makladeh von StatNet, einer Beratungsfirma, berichtet zudem: "Mehr als 60 Prozent der [israelisch-] arabischen Bevölkerung unterstützt MK Mansour Abbas' Ansatz, dass sie mit der [jüdischen] Rechten zusammenarbeiten können." Er fügt an: "Eine Mehrheit der arabischen Öffentlichkeit befürwortet die Friedensabkommen mit den Golfstaaten."
Arie Ben Solomon von JNS tut Abbas' Veränderungen zwar nur als "taktische Schritte" ab, aber Mazal Mualem von Al-Monitor bezeichnet ihn als "einen der einflussreichsten Menschen in der israelischen Politik" und Gil Hoffman von der Jerusalem Post legte nahe, seine Allianz mit Netanyahu "könnte die israelische Politik für immer verändern".
Das könnte er in der Tat. Abbas bietet einen Weg für israelische Araber endlich die alte, erfolglose Negativität gegenüber dem jüdischen Staat aufzugeben. Seine Flexibilität könnte die einflussreiche Studie The Future Vision of the Palestinian Arabs in Israel verwerfen, die Loyalität gegenüber Israel erst anbietet, nachdem es seine jüdische Identität ablegt und zu einem binationalen Staat wird, in dem palästinensische Kultur und Macht komplette Gleichheit genießen.
Diese Entwicklung bringt das zunehmende Bewusstsein der düsteren Wirklichkeit palästinensischen Lebens im Irak, Syrien, dem Libanon, Jordanien, der Westbank und dem Gazastreifen voran und erkennt an, dass – in den Worten eines Einwohners Jerusalems – "die Hölle Israel besser ist als das Paradies Arafats". Es bestätigt auch die tektonische Verschiebung der Einstellungen gegenüber Israel, in denen Araber und Muslime Israel zunehmend akzeptieren, wohingegen die globale Linke es zunehmend ablehnt.
Palästinensisches Leben in Syrien: das Lager Yarmuk in Damaskus im Jahr 2015. |
Obwohl sie wenige und schwach sind, haben seine arabischen Bürger außerordentliche Bedeutung für die Zukunft Israels. Möge sie positiv sein.
Daniel Pipes (www.DanielPipes.org @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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Die Illustration der "Washington Times" |