In seiner ersten Antwort auf die große Airlineterror-Angst in London sagte Präsident Bush am 10. August: Die jetzigen Verhaftungen, von denen unsere Mitbürger gerade erfahren, sind eine strake Erinnerung daran, dass diese Nation sich im Krieg mit islamischen Faschisten befindet, die alle Mittel nutzen werden, um diejenigen von uns zu vernichten, die die Freiheit lieben; um unserer Nation Schmerzen zu bereiten."
Dass er den Begriff islamische Faschisten" benutzte, stachelte Aufmerksamkeit und Kontroversen an, besonders bei den Islamisten.
Auf einer pro-Hisbollah-Demonstration vor dem Weißen Haus am 12. August wurde die Menge (nach Beschreibung der Washington Post") am stärksten aufgeregt, wenn Sprecher Präsident Bushs Bezugnahme zum Islam brandmarkten". Besonders der Präsident der Muslim American Society, Esam Omesh, erhielt massiv lautstarke Unterstützung, als er (absichtlich?) die Äußerung des Präsidenten falsch darstellte: Mr. Bush: Hören Sie auf den Islam Islamischen Faschsimus' zu nennen.'"
Nihad Awad vom Council of American-Islamic Relations nannte den Begriff schlecht gewählt" und "kontraproduktiv", womit er CAIRs übliche Einbildung wiederholt, dass Gewalt im Namen des in Wirklichkeit nichts mit dem Islam zu tun habe. Noch grotesker ist, dass Awad damit weiter machte vorzuschlagen, wir sollten diese Vorfälle nutzen um sicherzustellen, dass wir keinen religiösen Krieg gegen den Islam und die Muslime anfangen".
CAIRs Vorstandsvorsitzener Parvez Ahmed schickte Präsident Bush einen offenen Brief: Sie haben bei vielen Gelegenheiten gesagt: Der Islam ist eine Religion des Friedens.' Heute setzten Sie die Religion des Friedens mit der Scheußlichkeit des Faschismus gleich." Tatsächlich tat Bush das nicht (er setzte nur eine Form der Religion des Friedens" mit dem Faschismus gleich), aber Ahmed zeigt auf die Entwicklung im Denken des Präsidenten – und des Landes – auf, weg von den Plattheiten und hin zum wirklichem Denken.
Edina Lekovic vom Muslim Public Affairs Council wiederholte das Argument von MPAC, man müsse die Islamisten zur Terrorabwehr kultivieren: Wenn die Menschen, die wir im Kampf gegen den Terrorismus am meisten brauchen, die amerikanischen Muslime, sich durch die Charakterisierung dieser vermutlichen Terroristen seitens des Präsidenten entfremdet fühlen, schadet das mehr, als es hilft." (Vermutliche Terroristen?) Ihre Argumentation wurde allerdings vor kurzem durch das Beispiel von Mubin Shaikh und den Toronto 17 unterhöhlt, bei dem ein islamistischer Information von seinen Mitmuslimen weit gehend gemieden wurde. Lekovic brachte allerdings ein stichhaltiges semantisches Argument: Es wäre viel genauer gewesen, hätte er die Lage mit einem Teil der Leute in Verbindung gebracht, statt den gesamten Glauben, etwas in der Art von radikale muslimische Faschisten."
Die Muslim Association of Britain verkündete, sie "verurteile" Bushs Wortwahl und sorge sich, dass solche Kommentare "eine weitere Entschuldigung dafür bieten, dass die muslimische Minderheit von extrem rechten Kräften im Westen angegriffen wird". Diese Angst ist unaufrichtig angesichts der wenigen antimuslimischen Vorfälle, die es im Westen gibt, verglichen mit der Zahl muslimischer Angriffe auf Westler.
Es gibt auch erste Anzeichen einer aggressiveren muslimischen Antwort. Einige Großmärkte in Riyadh", berichtet Arab News, haben als Antwort auf die antiislamische Kampagne der USA bereits amerikanische Produkte aus den Regalen genommen." Wird dieser Vorfall zu einer weiteren Vergrößerung der Spaltung zwischen den Zivilisationen führen?
Kommentare
(1) Es ist kaum das erste Mal, dass Bush den Begriff islamische Faschisten" (oder Islamofaschisten") benutzte; das ist seit seiner bahnbrechenden Rede zu diesem Thema im Oktober 2005 Teil seines Routine-Vokabulars geworden; diese Rede wurde seltsamerweise von den Mainstream-Medien als Rückzug abgetan, während seine jetzige Randbemerkung als große Nachricht behandelt wird. (Newsweek nennt sie eine rhetorische Bombe".) Stellen Sie sich das vor.
(2) Neu war am 10. August seine Formulierung, dass die Vereinigten Staaten sich im Krieg mit islamischen Faschisten befinden". Das war direkter und überzeugender als alles Vorherige.
(3) Islamische Faschisten" und Islamofaschisten" wird mehr verwendet als jemals zuvor, wie eine Suche nach diesen Worten in meinem Weblog-Eintrag Calling Islamism the Enemy" bestätigen kann. Bemerkenswerterweise hielt Senator Rick Santorum am 20. Juli eine kraftvolle Rede, in der er 29-mal den Begriff Faschist" oder Faschismus" mit Bezug auf den Islam benutzte. MSNBC und die Atlanta Journal-Constitution haben beide angedeutet, dass Santorums Nutzung dieses Begriffs seine Übernahme durch das Weiße Haus erklärt.
(4) Trotz der Proteste der Islamisten hat Bush angedeutet, dass er diesen Begriff weiterhin verwenden will. Sein Sprecher Tony Snow erklärte in einem E-Mail-Interview mit der Zeitungskette Cox, Bush sei allmählich vom Krieg gegen den Terrorismus" zum Krieg gegen islamische Faschisten" gewechselt. Mit dieser neuen Spezifizierung, führt Snow fort, versucht Bush die Ideologie zu identifizieren, die viele organisierte Terrorgruppen motiviert. Er versucht auch klarzumachen, dass die Bezeichnung nicht auf alle oder die meisten Muslime zutrifft, sondern auf winzige Gruppen" wie Al-Qaida.
(5) Es scheint so zu sein, dass die islamistischen Proteste kontraproduktiv gewesen sind, weil sie es fertig brachten zu einem negativen doppelten Spiel zu führen, indem man dem Begriff mehr Aufmerksamkeit schenkte und das Weiße Haus reizte.
(6) Ich begrüße die zunehmende Bereitschaft sich auf eine Form des Islam als den Feind zu konzentrieren, finde aber das Wort faschistisch" in diesem Zusammenhang irreführend. Es gibt wenige historische oder philosophische Verbindungen zwischen dem Faschismus und dem radikalen Islam. Der Faschismus glorifiziert den Staat, betont rassische Reinheit", vertritt Sozialdarwinismus, verunglimpft die Vernunft, verherrlicht den Willen und lehnt organisierte Religion ab – alles Ansichten, die den Islamisten ein Gräuel sind.
Der radikale Islam hat dagegen viel mehr Verbindungen, historisch wie philosophisch, zum Marxismus-Leninismus. Während er in Paris für sein Doktorat studierte, übersetzte Ali Shariati, der Schlüsselintellektuelle hinter der Hinwendung zum Islam im Iran der 1970-er Jahre, Franz Fanon, Che Guevara und Jean-Paul Sartre ins Persische. Auf einer breiteren Ebene betrachtet, kann man Azar Nafisi zitieren: Der radikale Islam entnimmt seine Sprache, seine Ziele und sein Streben zu gleichen Teilen aus den krassesten Formen des Marxismus wie aus der Religion. Seine Führer sind von Lenin, Sartre, Stalin und Fanon genauso inspiriert wie vom Propheten." Während des Kalten Krieges zogen die Islamisten die Sowjetunion den USA vor; heute haben sie mehr und stärkere Verbindungen zur extremen Linken als zur extremen Rechten.
(7) Trotzdem treten einige Stimmen spielerisch für die Richtigkeit der islamischen Faschisten" ein. Nachdem er den Begriff selbst im Fernsehen benutzte, rechtfertigte Heimatschutzminister Michael Chertoff das, indem er anführt bin Laden habe
von der Wiedererrichtung des Kalifats gesprochen, dem Reich, das vor Jahrhunderten in den Ländern des südlichen Mittelmeers existierte. Das ist nichts – es ist gestört, aber letzten Endes ist es die Vision eines totalitären Imperiums, in dem er unter irgendeiner Art pervertierten Vorstellung der Religion herrscht. Das kommt für meinen Geschmack der Definition von Faschismus sehr nahe. Es mag nicht die klassische Form sein, die es unter Mussolini oder Hitler gab, aber es ist eine totalitäre Intoleranz – Imperialismus, der eine Vision hat, die völlig konträr zur westlichen Gesellschaft und unseren Freiheiten und Rechtsstaatlichkeit ist.
Die Washington Times begrüßte den Begriff ebenfalls, in einem Leitartikel mit der Überschrift: Es ist Faschismus".
Der Faschismus ist eine chauvinistische politische Philosophie, die eine Gruppe über das Individuum erhebt – gewöhnlich eine Rasse oder Nation, in diesem Fall aber die Anhänger einer Religion. Der Faschismus ergreift auch die zentralisierte Herrschaft dieser Gruppe durch Unterdrückung anderer. Er vertritt ernste wirtschaftliche und soziale Bevormundung und die totale oder fast totale Unterordnung des Einzelnen unter die politische Führung. Das beschreibt genau die Philosophien Hitlers, Mussolinis, des Führers des kaiserlichen Japan und andere faschistische Regime der Geschichte. Es beschreibt ebenfalls die Terroristen von Donnerstag. Es beschreibt sehr genau die Philosophie von Al-Qaida, Hisbollah, Hamas und vielen anderen Stränge des Islamismus in der ganzen Welt.
(8) Der Gebrauch von islamische Faschisten" sollte als Teil einer Jahrzehnte dauernden Suche nach dem richtigen Begriff für eine Form des Islam betrachtet werden, die erkennbar politisch, extrem und oft gewalttätig ist. Ich habe bereits zugegeben, dass ich selbst inzwischen beim fünften Begriff angekommen bin (früher benutzte ich neo-orthodox", fundamentalistisch" und Militant" und sage jetzt radikal" und islamistisch"). Islamische Faschisten" ist deutlich besser als Terroristen", aber wir sollten hoffen, dass sich bald ein besserer Begriff als Konsens ergeben wird. Ich bin für Islamisten".