Der überwältigendste Sieg in den Annalen der Kriegsführung fand im Juni vor 35 Jahren statt, als die israelischen Streitkräfte die ägyptischen, jordanischen und syrischen Armeen in lediglich sechs Tagen besiegten. Und der Juni dieses Jahres ist gekennzeichnet von der Veröffentlichung von Six Day of War. June 1967 and the Making of the Modern Middle East" (Sechs Tage Krieg. Der Juni 1967 und die Schaffung des modernen Nahen Ostens) von Michael Oren – dem besten Buch, das je zu diesem Thema geschrieben wurde.
Oren ist israelischer Forscher amerikanischer Herkunft und erzählt seine Geschichte auf einfache, direkte und fesselnde Weise, reichlich versehen mit peppigen Zitaten.
Six Days of War profitiert von Quellen in sechs Sprachen und ist der erste Bericht, der sich auf erst kürzlich geöffnete Staatsarchive stützt, die bisher unbekannte Insidergeschichte liefert, darunter eine Anzahl Knüller (wie die arabischen Pläne zur Eroberung Israels oder dass Verteidigungsminister Mosche Dayans Befehl die Golanhöhen zu nehmen seine ministeriellen Kompetenzen verletzte). Kein Wunder, dass es in den USA schon ein Bestseller ist, noch bevor es offiziell veröffentlicht wurde.
Warum fand der Krieg statt? Die Frage kommt auf, weil wie der Erste Weltkrieg niemand diesen Krieg plante oder wollte. Orens Forschung bietet Einsicht in seine durch und durch zufällige Qualität. Im November 1996 zum Beispiel wartete der normalerweise effiziente US-Botschafter in Israel nach der Tötung von drei israelischen Polizisten durch aus Jordanien gekommene Terroristen einige Tage, bis er dem israelischen Premierminister die Kondolenzbotschaft von Jordaniens König Hussein überbrachte. Seine Verzögerung ließ die Israelis zurückschlagen und diese Gegenaktion wurde ihrerseits eine wichtige Episode in der Eskalation bis zum Krieg.
Die Rolle des Zufalls muss in der heutigen Zeit im Hinterkopf behalten werden, da der Hauch des Krieges im Nahen Osten wieder zu spüren ist. Selbst der kleinste Fehltritt könnte eine Explosion auslösen.
Wie konnten die israelischen Streitkräfte so überwältigend siegen? Durch akribische Übung und absoluten Realismus, im Kontrast zu den arabischen Militärs, die in einer Fantasiewelt lebten.
Während die Israelis immer nervöser wurden, je näher der Krieg rückte – Generalstabschef Yitzhak Rabin erlitt einen Zusammenbruch – waren die arabischen Führer übermäßig selbstsicher. Ein syrischer General sagte einen Sieg über Israel innerhalb von höchstens" vier Tagen voraus. Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser zeigte keine Zeichen von Besorgnis und bestand darauf, dass die Israelis genau den Überraschungsangriff nicht durchzuführen in der Lage seien, den sie dann tatsächlich ausführten.
Weiter gefasst, sagte ein hoher ägyptischer Offizieller über die Führung seiner Seite, er glaube die Vernichtung Israels sei ein Kinderspiel, für das man nur noch neue Telefonverbindungen im Haus des Kommandeurs legen und Siegessprüche aufschreiben" müsse.
(Die Ironie: Washington war zwei Wochen vor Kriegsausbruch zuversichtlicher als Tel Aviv, dass Israel gewinnen würde; Oren zeigt auf, dass der US-Verteidigungsminister voraussagte, dass Israel, wenn es einen Präventivschlag ausführte, seine drei Feinde innerhalb einer Woche besiegen würde – genau das, was dann passierte.)
Wie wirkte sich der Krieg auf die arabisch-israelische Diplomatie aus? Er veränderte die Bedingungen grundlegend. Bereits Mitte Mai, Wochen vor Beginn der Feindseligkeiten, schlug Harold Saunders, Mittelost-Berater im Weißen Haus, vor, dass Israel die Zeit gegeben werden sollte seine Feinde vernichtend zu schlagen, weil er das als einen Weg betrachtete, über den Grenzen gezogen und vielleicht sogar Flüchtlingsfragen geklärt werden könnten".
Schon am zweiten Tag des Krieges hatte Präsident Lyndon Johnson eine Land-für-Frieden-Politik umrissen, die 35 Jahre später immer noch die US-Diplomatie zum arabisch-israelischen Konflikt antreibt: Israel sollte das 1967 eroberte Land im Austausch für seine Anerkennung durch die Araber zurückgeben.
Die Amerikaner erwarteten, dass das Ausmaß des militärischen Triumphs Israels den Arabern die Vergeblichkeit ihrer Hoffnung, den jüdischen Staat zu vernichten, zeigen würde. Diese Analyse fand sofortige Zustimmung bei einigen Israelis (darunter Yitzhak Rabin, der spätere Premierminister, der die Oslo-Verhandlungen initiierte, die auf genau dieser Annahme fußten).
Aber die Land-für-Frieden-Prämisse war, wie die jüngsten Ereignisse so lebhaft bewiesen, falsch. Mit einigen wenigen Ausnahmen (wie Ägyptens Präsident Anwar as-Sadat) beschwor Israels Bereitschaft, auf diesen Austausch einzugehen, Gewalt durch die Araber herauf, nicht Akzeptanz des Staates. Oren zeigt, dass sie Land-für-Frieden auf amerikanische Hoffnungen gründete, nicht auf die Realitäten des Nahen Ostens; seine Forschung zeigt, dass diese verfehlte Politik endlich durch einen realistischeren Ansatz ersetzt werden muss.
Wie Orens Untertitel andeutet, hatten diese sechs Tage Krieg wahrlich tiefgreifende Folgen.