Diese Karikatur Mohammeds von Kurt Westergaard, wurde am 30. September 2005 mit elf weiteren veröffentlicht; sie erlangte die größte Aufmerksamkeit und zog die meiste Wut auf sich. |
Der Vorfall weist auf die unterschiedlichen Erfolge der Islamisten hin, westliche Redefreiheit zu Mohammed einzuschränken – man denke an Salman Rushdies Satanische Verse oder die Aufführung der Mozart-Oper Idomeneo durch die Deutsche Oper. Drohungen mit Gewalt funktionieren oft, aber genauso oft provozieren sie Wut und inspirieren Widerstand. Eine höfliche Demarche kann mehr erreichen. Illustriert wird das durch zwei gleichartige Versuche, die aus den Jahren 1955 und 1997 stammen und beinahe identische amerikanische Skulpturen Mohammeds aus amerikanischen Gerichtsgebäuden entfernt sehen wollten.
1997 verlangte das Council on American-Islamic Relations, dass ein Teil eines Frieses von 1930 im Hauptsaal des U.S. Supreme Court in Washington D.C. ins Nichts gesandstrahlt wird, weil der Islam die Darstellung seines Propheten verbietet. Das knapp zweieinhalb Meter hohe Marmorrelief von Adolph Weinman stellt Mohammed als einen von 18 historischen Gesetzesgebern dar. Seine linke Hand hält den Koran in Buchform (aus muslimischer Sicht eine nervtötende Ungenauigkeit), seine rechte Hand hält ein Krummschwert.
Die Darstellung Mohammeds am Fries am Supreme Court. Die offiziellen Informationen des Gerichts stellen heraus: Die Figur oben ist ein gut gemeinter Versuch des Bildhauers Adolph Weinman Mohammed zu ehren; sie hat keine Ähnlichkeit mit Mohammed. Muslime haben allgemeine eine starke Abneigung gegen bildhauerische oder bildliche Darstellungen ihres Propheten." |
Im Gegensatz dazu war 1955 eine Kampagne, die Darstellung von Mohammed in einem anderen amerikanischen Gerichtsgebäude zu zensieren, erfolgreich. Dabei handelte es sich um das Gebäude des Appellationsgerichts in New York City, der First Department des Obersten Gerichtshofs des Staates New York. Es wurde 1902 gebaut; auf seiner der Dachbalustrade stand eine zweieinhalb Meter hohe, von Charles Albert Lopez geschaffene Statue von Mohammed" als einem von zehn historischen Gesetzesgebern. Dieser Mohammedstatue hielt ebenfalls einen Koran in der linken und einen Krummsäbel in der rechten Hand.
Obwohl man sie von der Straße aus sehen konnte, war die Identität der Gesetzesgeber hoch oben auf dem Gebäude schwer erkennbar. Erst bei einer Generalüberholung des Gebäudes im Februar 1953, die auch die Statuen betraf, wurde der Öffentlichkeit ihre Identitäten bewusst. Ägyptens, Indonesiens und Pakistans Botschafter bei den Vereinten Nationen reagierten darauf mit der Bitte, dass das US-Außenministerium seinen Einfluss nutzte, damit die Mohammed-Statue nicht wiederhergestellt, sondern entfernt wird.
Typisch für das Außenministerium, wurden zwei Bedienstete entsandt, um Frederick H. Zurmuhlen, den Öffentlichkeitsbeauftragten der Stadt New York zu überzeugen die Botschafter zufriedenzustellen. Das Gericht, berichtete Chef-Schriftführer Geroge T. Campbell, bekam damals auch eine Reihe Briefe von Mohammedanern, die alle forderten, dass das Gericht sich der Statue entledigt". Alle sieben Appellationsrichter empfahlen Zurmuhlen die Statue zu entfernen.
Obwohl, wie das Magazin Time es formuliert, zugegebenerweise die Gefahr minimal war, dass eine große Zahl von New Yorkern dazu übergeht die Statue anzubeten", bekamen die Botschafter ihren Willen. Zurmuhlen ließ die verletzende Statue in ein Lagerhaus in Newark (New Jersey) transportieren. Während Zurmuhlen überlegte, was er mit ihr anstellen sollte, berichtete die Times 1955, die Statue habe einige Monate lang in einer Kiste auf dem Rücken gelegen". Ihr letztlicher Verbleib ist unbekannt.
Oben links: Das Gebäude des Appellationsgerichts des First Department des Obersten Gerichtshofs des Staates New York an der Madison Avenue, Ecke 25th Street in New York City, vor 1955 aus Südwest fotografiert. Achten Sie auf die Statue ganz rechts auf dem Gebäude. Unten links: Dasselbe Gerichtsgebäude nach 1955. Achten Sie auf die fehlende Statue ganz rechts. Die Mohammed-Statue hatte am westlichen Ende des Seite an der 25th Street gestanden, aber die übrigen Statuen auf dieser Seite wurden 1955 einen Platz nach rechts gerückt, so dass sich nun am östlichen Ende eine leere Platte befindet. Rechts: Die Mohammed-Statue aus New York, die nach Beschreibung der New York Times den Propheten als von mittlerer Statur, aber breitschultrig, mit dicken, kräftigen Händen" beschreibt. Unter seinem Turban hat er auffällige Augenbrauen und runzelt die Stirn. Ein langer, großer Bart fließt auf sein Gewand. In seiner linken Hand hält er ein Buch, das die neue, von ihm gegründete Religion symbolisiert, in seiner rechten Hand einen Krummsäbel, der die muslimische Eoberungen bedeutet". |
Der leere Socke, auf dem die Mohammed-Statue nicht mehr steht. |
Die Erinnerung an diese Ereignisse von 1955 legt mehrere Punkte nahe. Erstens gab es Druck von Muslimen auf den Westen, sich islamischen Bräuchen anzupassen, auch vor der derzeitigen islamistischen Ära. Zweitens konnte, selbst als eine minimale Zahl von Muslimen im Westen lebte, solcher Druck Erfolg haben. Und schließlich gibt der Unterschied der beiden Episoden von 1955 und 1997, dass die frühere Herangehensweise der Botschafter, höfliche Eingaben zu machen – nicht hochtrabende Forderungen, die von wütenden Mobs oder gar terroristischen Komplotten begleitet werden – der effektivere Weg sein kann.
Diese Schlussfolgerung bestätigt meine allgemeinere Argumentation – und die Prämisse des Projekts Islamist Watch – dass Islamisten, die still innerhalb des Systems arbeiten, mehr erreichen als Wildheit und Streitsucht. Letzten Endes stellt der weiche Islamismus eine Gefahr dar, die genauso groß ist wie der gewalttätige Islamismus.
Daniel Pipes ist Direktor des Middle East Forum und wird seine Kolumne für einige Wochen einstellen.