"Es braucht ein zynisches Gemüt, um das Erreichte bei den nationalen Wahlen des Irak nicht zu teilen." Das schreibt das Editorial Board des Wall Street Journal heute. Ich bin kein Zyniker, aber meine Stimmung zum Irak ließe sich auf unterschiedliche Weisen beschreiben: deprimiert, verzweifelt, niedergeschlagen, entmutigt, pessimistisch, melancholisch und schwermütig.
Cosmetische Tinte für eine kosmetische Wahl: Dieses irakische Mädchen tauchte ihren Finger in Tinte, um anzuzeigen, dass sie wählte, obwohl sie dazu noch zu jung ist. |
Teheran hat seit dem US-geführten Sturz Saddam Husseins 2003 danach getrachtet praktisch die Kontrolle über den Irak zu übernehmen. Mit vielen zur Verfügung stehenden Hebeln, von Moscheen über Schulen und Milizen zu Politikern, sind die iranischen Despoten gut aufgestellt, um das Land zu ererben.
Das Ende der US-Unterstützung zeichnet sich ab. In der Tat antwortete Barack Obama auf die gut durchgeführten Wahlen damit die Hoffnung zu äußern, dass die US-Truppen den Irak einige Monate früher als geplant verlassen können. Während die amerikanische Ära sich dem Ende zuneigt, öffnet sich die iranische. In ein oder zwei Jahren wird man auf die jetzigen Wahlen als eine kosmetische Episode zurückblicken, die die ausgebufften Beobachter irgendwie täuschten.