Die revolutionären Tage Ägyptens der 1950-er und 1960-er Jahre, als Gamal Abdel Nasser die Politik des Nahen Ostens dominierte, indem er die Arabisch sprechenden Massen bewegte, Zusammenschlüsse mit anderen Staaten bildete, Kriege begann, Ideologien und Lieder exportierte und geschickt zwischen den Supermächten manövrierte, sind lange vorbei. Genauso sind die Hoffnungen der 1970-er Jahre vergangen – Anwar el-Sadats wirtschaftliche Öffnung, die Allianz mit den Amerikanern und der Friedensvertrag mit Israel.
Das ungestüme Verhalten des Ägyptens der vorhergehenden 30 Jahre entspannte sich, als Hosni Mubarak 1981 ins Amt aufstieg. Seine Herrschaft begann mit einer positiven und beruhigenden Mitteilung. Angesichts seiner Konzentration auf Überflugrechte und andere Infrastrukturmaßnahmen statt auf große Gesten von Krieg und Frieden bezeichnete ich ihn als den "Bürgermeister Ägyptens".
Doch der Bürgermeister verwandelte sich im Lauf der Zeit in einen Möchtegern-Pharao. Sein Ego dehnte sich aus und die Repression nahm zu. Stagnation zog ein. Dynastische Ambitionen etablierten sich. Mubaraks Herrschaft erreichte zwar nie die Tiefen elender Abgründe, die in den nicht allzu weit entfernten Ländern wie Syrien und dem Irak zu finden waren, doch sie war mit ihrer allgegenwärtigen Überwachung und viel zu viel Polizeigewalt schlimm genug.
Die Amerikaner waren von dieser Tyrannei abgeschreckt, aber was Franklin D. Roosevelt so denkwürdig über lateinamerikanische Diktatoren gesagt haben soll – "Er ist ein Bastard, aber er ist unser Bastard" – galt auch für Mubarak. Wenn amerikanische Politiker einen Blick über den Abgrund und in die öffentliche Meinung in Ägypten warfen, dann ließ die Feindseligkeit, die sie bei Nasseristen und Islamisten sahen, Mubarak gut aussehen.
Und so schritten die Jahrzehnte dahin, Washington leistete Mubarak Beistand, versorgte ihn mit stolzen Summen an Hilfe, öffnete ihm den militärischen Angebotsschrank, um eine überflüssige konventionelle Streitmacht aufzubauen (es gibt da einen Friedensvertrag mit Israel; weder der Sudan noch Libyen bilden auch nur im Entferntesten eine Bedrohung). Im Gegenzug betrieb er eine Politik, die den Amerikanern nicht allzu unerträglich war.
Alle Beobachter stimmten überein, dass Mubaraks Untergang druckkochtopfartig Kräfte freisetzen würde; die Straßenunruhen, die in seinem heutigen Abtritt gipfelten, kamen überraschend früh. Doch die Wirkung ist so ziemlich dieselbe: Ägypten wird nach Jahrzehnten des Stillstands in unbekannte Gewässer geschickt. Als jemand, der die ägyptische Gastfreundschaft drei Jahre lang genoss, wünsche ich dem Land alles Gute, bin aber um es und wegen des Schadens, den es anrichten kann, tief besorgt.