Gaddafis leeres Geprahle

Oriana Fallaci starb vor fast fünf Jahren, aber ihre Schriften leben weiter. Sie gewann ihre Berühmtheit besonders durch ihr Wissens, ihre Gerissenheit und ihre Streitsucht bei ihren Interviews mit führenden Politikern der Welt wie Yassir Arafat, Robert Kennedy, Mohammed Reza Pahlevi, Ariel Sharon, Lech Walese und dem Dalai Lama. Ein Sammlung einiger der besten sind diesen Monat in einem neuen Buch in englischer Sprache veröffentlicht worden, Interviews with History, Conversations with Power.

Oriana Fallaci interviewt Muammar al-Gaddafi 1979 in seinem Zelt.

Ich erwähne diese Sammlung, weil dazu ein Interview mit Muammar Gaddafi aus dem Jahr 1979 gehört; darin ist ein Absatz (auf Seite 148) aktuell bemerkenswert, denn derzeit führt die NATO Krieg gegen ihn und erklärt, dass er abtreten muss. Mit dem ihr eigenen Elan fragte Fallaci ihn: "Sie sind nicht gerade bescheiden, nicht wahr, Herr Oberst?" Darauf antwortete Gaddafi außer sich:

Ich kann die Angriffe der gesamten Welt überleben. Weil mein Grünes Buch viele Probleme der Menschheit gelöst hat, viele der Probleme der Gesellschaft. Amerika kann Krieg gegen uns führen, der Westen kann uns schikanieren, das spielt keine Rolle: Die Welt hat mein Grünes Buch. Alles, was wir brauchen um uns zu verteidigen, ist das Grüne Buch.

Geht man nach den derzeit erfolgenden Operationen, braucht Gaddafi mehr Schutz als sein Grünes Buch bietet. Eine typische aktuelle Schlagzeile, beispielsweise von FoxNews.com, lautet: "Bericht: Gaddafis Truppen schießen Streubomben auf zivile Gebiete". Das wären dann libysche zivile Gebiete, insbesondere Misraeta, die drittgrößte Stadt des Landes.

Kommentar: Wie befriedigend ist es, selbst nach mehr als drei Jahrzehnten zu sehen, wie die Großspurigkeit, das Getöse und den Narzissmus eines Diktators so zerstochen wird, dass die ganze Welt das sieht.