Anders als andere Regierungsentscheidungen - sagen wir zu Steuersätzen oder die Definition der Ehe - sind die zur Zuwanderung sowohl unumkehrbar als auch tiefgreifend. Angesichts dessen kennzeichnet der heutige Tag ein halbes Jahrhundert seit der Verabschiedung eines der am wenigsten gepriesenen, aber bedeutendsten Gesetze der amerikanischen Geschichte.
Dabei handelt es sich um den Immigration and Naturalization Act (Gesetz zur Einwanderung und Einbürgerung) von 1965, der auch Hart-Celler-Gesetz genannt wird. Es beendete die höchst restriktiven Bestimmungen des von 1924 stammenden vorherigen Rechts und öffnete die Vereinigten Staaten für mehr und vielfältige Einwanderung.
Prozentanteile der US-Bevölkerung nach Pew. |
In Zahlen ausgedrückt waren die Vereinigten Staaten 1965 nach Angaben des Pew Research Center zu 84 Prozent weiß, 11 Prozent schwarz, 4 Prozent waren Hispanics und ein Prozent Asiaten; heute sind 62 Prozent Weiße, 12 Prozent Schwarze, 18 Prozent Hispanics, 6 Prozent Asiaten und 2 Prozent andere. Das Center rechnet hoch, dass die Bevölkerung 2065 zu 46 Prozent weiß, zu 13 Prozent schwarz, zu 24 Prozent Hispanics, zu 14 Prozent Asiaten und zu 3 Prozent andere sein wird.
Was die Einwandererzahlen angeht, so bildeten sie 1965 5 Prozent der Bevölkerung; heute sind es 14 Prozent und es werden 2065 nach der Projektion 18 Prozent sein.
Diese Veränderungen haben tiefgehende Folgen für das Land; Jeff Melnick von der University o Massachusetts drückt es so aus: "Man müsste schon sehr weit fahren, um einen Bereich des amerikanischen Lebens zu finden, der von den Realitäten des Gesetzes von 1965 unberührt blieb." Bereits 1990 (oder nur 25 Jahre nach Hart-Celler) feierte Ben J. Wattenberg diese Veränderung und nannte die Vereinigten Staaten "die erste universale Nation". Viele andere schlossen sich ihm darin an die Bevölkerungsvielfalt als inhärent positiv zu betrachten.
Ich sehe das allerdings nicht so rosig. Während der Multikulturalismus sich breit macht, frage ich mich, ob die klassische amerikanische Kultur mit ihrer Betonung des Individualismus und der Freiheit überleben wird. Während Kosten für Kommunikation und Verkehr schrumpfen, wird es leichter Bande zu anderen Ländern aufrechtzuerhalten und Neuankömmlingen zu erlauben sich aus äußerst wichtigen Bereichen des amerikanischen Lebens auszuklinken. Ich sehe, wie die amerikanische Kraft der kulturellen Anpassung schwächelt und ein einst geeintes Land zunehmend gespalten wird. Ich mache mir Sorgen, dass der Erfolg der Vereinigten Staaten so viele aus der ganzen Welt hierher bringen wird, dass sie irgendwann genau diesen Erfolg untergraben.
Anders ausgedrückt: Das erste halbe Jahrhundert von Hart-Celler ist nur die Aufwärmrunde für das, was noch kommt. Die Vereinigten Staaten werden 2065 sehr viel stärker verändert aussehen als heute, sage ich voraus, als das heutige sich von dem von 1965 unterscheidet. Und das wird nicht zum Besseren sein. (3. Oktober 2015)
Daniel Pipes (www.DanielPipes.org) ist Präsident des Middle East Forum. © 2015 by Daniel Pipes. Alle Rechte vorbehalten.