In seinem zuversichtlichen Kommentar zur Exekution von Libyens langjährigem Diktator erklärte Barack Obama: "Der Tod Mu'ammar al-Gaddafis zeigte, dass unserer Rolle beim Schutz des libyschen Volks und der Hilfe, damit sie sich von dem Tyrannen befreien konnte, richtig war." Zu seiner Entscheidung alle US-Truppen innerhalb von zwei Monaten aus dem Irak abzuziehen, behauptete Obama: "Im Irak haben wir mit unserer Strategie der Beendigung des Krieges Erfolg gehabt." Dann zog er triumphalistische Schlüsse aus diesen Entwicklungen und prahlte, sie zeigten: "Die Gezeiten des Krieges weichen zurück" und "Wir haben die amerikanische Führung in der Welt erneuert."
Wie praktisch: Da durch seine unbeliebte Innenpolitik (besonders bezüglich Gesundheitswesen und Arbeitsmarkt) Obamas Popularität absackt, beansprucht er jetzt außenpolitische Erfolge. Pressesprecher der Demokraten werben für seine internationalen Leistungen: "Terroristen und Diktatorten", sagt einer, "denen das Mittel des Filibuster fehlt, haben keine effektive Verteidigung gegen Barack Obama."
Doch der Nahe Osten lehrt Vorsicht; in Libyen und im Irak wird wahrscheinlich viel schief gehen. Obama, sehe ich voraus, wird sein Geprahle noch bereuen.
Mahmud Jibril diente als Libyens Interim-Premierminister. |
Demgegenüber ging Abdel-Hakim Belhaj (geb. 1966), Tripolis militärischer Führer, 1988 nach Afghanistan, um gegen die Sowjets zu kämpfen; er diente als Führer der Libysch-Islamischen Kampfgruppe, wurde 2004 von der CIA verhaftet, die ihn an Gaddafi überstellte, der ihn bis 2010 ins Gefängnis steckte.
Die Unterschiede zwischen den beiden könnten kaum größer sein: Der eine ein libyscher Führer, der einen prestigeträchtigen akademischen Posten in den USA inne hatte, während der andere behauptet von der CIA gefoltert worden zu sein. Der eine will Libyen in eine westlich geführte Ordnung integrieren, der andere träumt von einer Auferstehung des Kalifats.
Abdel-Hakim Belhaj ist der mächtigste Militärherrscher in Libyen. |
Im Irak erinnert Obamas Behauptung der Beendigung des Krieges an George W. Bushs viel verlachte "Mission Accomplished"-Rede vom 1. Mai 2003, als er voreilig verkündete: "In der Schlacht um den Irak haben die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gesiegt", während der tatsächliche Krieg gerade erst begonnen hatte. Da die US-Streitkräfte jetzt abziehen, kann Teheran ernsthaft beginnen das Land an sich zu reißen und es in eine Satrapie zu verwandeln (ein altes persisches Wort für ein untergeordnetes Gemeinwesen).
Trotz amerikanischer Warnungen mischt sich Teheran in die Politik des Irak ein, sponsert Milizen, unterstützt Terrorismus und hat seine eigenen Streitkräfte ins Land geschickt – und bereitet sich darauf vor mehr zu unternehmen. Max Boot schreibt, der Abzug der US-Truppen bedeutet, dass die "Risiken eines katastrophalen Fehlschlags im Irak jetzt merklich steigen. Die iranischen Quds-Truppen müssen sich die Lippen lecken, weil wir jetzt den Irak praktisch wehrlos gegen ihre Machenschaften zurücklassen." Bagdad versucht die iranischen Drohungen zu beschwichtigen; z.B. schlug sein Stabschef eine regionale Sicherheitsorganisation mit Teheran vor.
Wenn der Iran mit seinen Bemühungen schnell Erfolg hat, könnte er Obamas Wahlaussichten in einem Jahr erheblich schädigen. "Wer verlor den Irak?", könnte ein wirksamer republikanishcer Schlachtruf werden. Dass Obama die amerikanischen Anstrengungen zur Stabilisierung des Irak bereits 2007 zum "kompletten Fehlschlag" erklärte, prädestiniert ihn dafür die Verantwortung für genau diesen Fehlschlag zugewiesen zu bekommen.
Barack Obama verkündete im August 2007, die amerikanischen Anstrengungen zur Stabilisierung des Irak seien ein "kompletter Fehlschlag". |
Selbst wenn der Irak bis zu den US-Wahlen 2012 durchhält, sage ich voraus, dass die amerikanischen Anstrengungen im Irak (und ähnlich in Afghanistan) in fünf bis zehn Jahren – bei all den Ausgaben und verlorenen Leben – vergebens gewesen sein werden. Wenn Analysten in der Zukunft nach dem suchen, was schief ging, könnten sie sich ohne weiteres auf Obamas ahnungslose Äußerungen konzentrieren.
So wie Belhaj wahrscheinlich die Oberhand über Jibril gewinnen wird, wird der Iran sie über den Irak haben. Wenn das so kommt, werden Obama und die Demokraten die heutige, kurzsichtige, übertriebene Selbstsicherheit bereuen.