Warum konzentriert sich Barack Obama so sehr auf Israel und seinen Kampf mit den Arabern?
Es geht nicht nur darum, dass er diese Woche ein paar Tage in Israel verbringt, sondern um seine unverhältnismäßige vierjährige Suche nach der Lösung des arabisch-israelischen Konflikts. An seinem ersten vollen Tag als Präsident ernannte er 2009 George Mitchell als Sonderbotschafter für den Nahen Osten, dazu telefonierte er mit den Führungspolitikern von Israel, Ägypten, Jordanien und der PA. Der Pressesprecher des Weißen Hauses rechtfertigte diesen überraschenden Schwerpunkt damit, dass Obama seinen ersten Tag im Amt nutzte, um "seine Hingabe an ein aktives Engagement des Strebens nach dem arabisch-israelischen Friedens ab Beginn seiner Amtszeit zu vermitteln". Ein paar Tage später gab Obama sein erstes formelles Interview als Präsident dem Fernsehsender Al-Arabiya.
Hisham Melhem, Bürochef für Al-Arabiya in Washington, schnappte sich das erste ausführliche Interview mit Obama als Präsident. |
Warum diese Fixierung auf den arabisch-israelischen Konflikt, der bezüglich der Zahl der Toten seit dem Zweiten Weltkrieg nur auf Rang 49 liegt? Wegen eines selten offen erklärten seltsamen Glaubens in der Linken, dass dieses Thema der Schlüssel nicht nur für den Nahen Osten, sondern für die Probleme der ganzen Welt ist.
Beachten Sie eine ungewöhnlich offene Äußerung zu dieser Sichtweise, die spontanen, peinlichen Kommentare von James L. Jones, damals Obamas Nationaler Sicherheitsberater, im Oktober 2009. Bei eine Rede vor J Street erwähnte er "das Streben nach Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarn" und fuhr fort:
Wenn es unter all den Problemen, der die Administration sich weltweit gegenüber sieht, ein einzelnes Problem gibt, das ich dem Präsidenten empfehlen würde, bei dem er etwas tun könnte, um es zu lösen, dann wäre es dieses. Eine Lösung für dieses Problem zu finden schlägt Wellen, die nachklingen, die weltweit schlagen würden und viele andere Probleme beeinflussen, denen wir uns auf dem Globus gegenüber sehen. Umgekehrt gilt das nicht. Dies ist das Epizentrum und darauf sollten wir unsere Anstrengungen konzentrieren. Und ich bin froh, dass diese Administration das mit solchem Enthusiasmus und Hingabe tut.
James L. Jones spricht bei J Street. |
Obwohl sie ein Jahr vor den arabischen Aufständen gemacht wurde, ist es diese Äußerung wert analysiert zu werden, denn sie bietet einen wichtigen Einblick in die Weltsicht des Weißen Hauses.
Den arabisch-israelischen Konflikt zu lösen würde "viele andere Probleme beeinflussen, denen wir uns auf dem Globus gegenüber sehen". Jones impliziert, dass die Fortdauer des Konflikts diese Probleme verschärft. In gewisser Hinsicht ist sein Argument banal: Natürlich beeinflusst die Beendigung eines jeden Konflikts die Gesamtatmosphäre. Doch es lässt die Fantasie taumeln, wenn man glaubt, dass das Weiße Haus von der Lösung zu Jerusalem und den palästinensischen Flüchtlingen erwartet die kurdische Unruhe, islamistische Anschläge, der syrische Bürgeraufstand, der iranische Atom-Ehrgeiz, die wirtschaftliche Mühsal in Ägypten und die Anarchie im Jemen zu bewältigen.
"Umgekehrt gilt das nicht." Warum sollte die Lösung anderer Probleme nicht für Verbesserung im arabisch-israelischen Konflikt sorgen? Beweise für diese unbekümmerte, unlogische Geschwafel gibt es nicht. Den Islamismus zu besiegen würde tatsächlich helfen den arabisch-israelischen Konflikt zu lösen, ebenso die iranische Bombe abzuwenden.
"Dies ist das Epizentrum." 2009 hatte die islamistische Welle den Nahen Osten bereits in iranisch und saudisch geführte Blöcke eines Kalten Krieges gespalten: Israel und die Palästinenser waren damals nicht und sind heute nicht das Zentrum der Region. Das sind vertretbarerweise der Iran, die Türkei oder Saudi-Arabien.
"Darauf sollten wir unsere Anstrengungen konzentrieren." Hier kommen wir zum springenden Punkt: Jones will eine Konzentration auf Hausbau in Jerusalem und Stromnetze in der Westbank, statt das iranische Atomprogramm zu stoppen, die Öl- und Gasversorgung sicherzustellen oder sich mit der zunehmend boshaften Regierung der Türkei auseinanderzusetzen.
Einige Leute betrachten Jerusalem immer noch als das Zentrum - oder Epizentrum - der Welt. |
Zumindest stellte Jones nicht die absonderliche und an Antisemitismus grenzende Behauptung auf, Israel sei für alle Probleme im Nahen Osten verantwortlich; doch seine mildere Version dieser Falschmeldung ist nicht weniger verblödet. Seine Analyse passt traurigerweise genau in die antizionistische Mentalität, die den linken Flügel der Demokratischen Partei zunehmend durchdringt.
Um Obamas Besuch in Israel, die nächsten vier Jahre und die EU-Diplomatie zu verstehen, behalten Sie bitte diese seltsame und verzerrte Logik im Hinterkopf.