Der Premierminister von Malaysia, Mahathir Mohammed, informierte letzte Woche die Welt unter anderem darüber, dass Juden diese Welt über Stellvertreter regieren. Sie bringen andere dazu, für sie zu kämpfen und zu sterben." US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice beschrieb Mahathirs Bemerkungen als Hass erfüllt. Sie sind ungeheuerlich."
Dann fügte sie an: Ich glaube nicht, dass sie typisch für die muslimische Welt sind." Wenn sie da nur Recht hätte.
Tatsache ist, dass Mahathirs Ansichten absolut repräsentativ für die muslimische Diskussion über Juden sind – symbolisiert durch die stehenden Ovationen, die seine Rede durch eine rein muslimische Zuhörerschaft erhielt, bestehend aus den Führern von 57 Staaten. Als dann, so berichtet eine saudische Zeitung, westliche Politiker Mahathir kritisierten, sammelten die muslimischen Führer sich um ihn" und fanden lobende Worte (sehr richtig", eine sehr, sehr weise Einschätzung").
Obwohl antijüdische Gefühle unter Muslimen Jahrhunderte zurückgehen, ist die heutige Feindseligkeit ein Ergebnis hauptsächlich zweier Entwicklungen: jüdische Erfolge in der Moderne und die Gründung Israels. Bis ungefähr 1970 blieb der muslimische Groll aber relativ ruhig.
Das änderte sich 1970, als politische Radikalisierung, verbunden mit einem Öl-Boom, Staaten wie dem Iran, Irak, Saudi Arabien und Libyen den Willen und die Mittel an die Hand gab, antijüdische Ideen weltweit zu verbreiten. Da es kaum eine muslimische Stimme gab, die diesen zunehmend absonderlichen Theorien widersprach, vervielfältigten und vertieften sich diese. Zum ersten Mal wurde die muslimische Welt die Hauptschaltstelle der antijüdischen Theorien.
Inzwischen, so beschreibt Morton Klein von der Zionist Organization of America, ist der Judenhass in der muslimischen Welt weit verbreitet. Er wird in den Schulen gelehrt und in den Moscheen gepredigt. Karikaturen in muslimischen Zeitungen stellen die Juden regelmäßig in eklatant antisemitischer Weise dar."
Mahathir ist tatsächlich kaum der einzige muslimische Herrscher, der antijüdische Erklärungen abgibt. Präsident Bashar al-Assad von Syrien sagte 2001, dass Israelis versuchten die Prinzipien aller Religionen in derselben Mentalität zu töten, wie sie Jesus Christus betrogen." Die iranischen Ayatollahs und die saudischen Prinzen haben eine lange Geschichte antijüdischer Boshaftigkeiten, wie natürlich auch das ägyptische Fernsehen und die palästinensischen Schulbücher.
Aus den unzähligen Beispielen sticht aus meiner Sicht eines heraus: Ein Interview mit einem dreijährigen Mädchen namens Basmallah im saudischen Fernsehen vom Juni 2002 wurde vom Middle East Media and Research Institute zur Verfügung gestellt:
Moderator: Basmallah, kennst du die Juden?"
Basmallah: Ja."
Moderator: Magst du sie?"
Basmallah: Nein."
Moderator: Warum magst du sie nicht?"
Basmallah: Weil..."
Moderator: Weil sie was sind?"
Basmallah: Sie sind Affen und Schweine."
Moderator: Weil sie Affen und Schweine sind. Wer sagt, dass sie das sind?"
Basmallah: Unser Gott."
Moderator: Wo sagte er das?"
Basmallah: Im Koran."
Das kleine Mädchen liegt falsch, was den Koran angeht; aber ihre Worte zeigen, dass entgegen Analyse von Rice muslimischer Antisemitismus sogar bis zu den jüngsten Kindern reicht. Dass Mahathir selbst kein Islamist ist, sondern (in den Worten von New York Times-Kolumnist Paul Krugman) einer der am weitsichtigsten muslimischen Führer ist, die wir finden können", zeigt die Allgegenwart antijüdischer Voreingenommenheit auf.
In ihrer Haltung gegenüber Juden ähnelt die heutige muslimische Welt dem Deutschland der 30-er Jahre – einer Zeit, in der staatlich geförderte Beleidigungen, Karikaturen, Verschwörungstheorien und sporadische Gewalt die Deutschen auf den folgenden Massenmord vorbereiteten.
Dasselbe könnte heute passieren. Kommentare mit wilden Vorwürfen, wie die Mahathirs, sind banal geworden. Die Gewalt gegen Israelis hat in den letzten drei Jahren bereits die Rate von einem Toten pro Tag erreicht. Außerhalb Israels dauert die Gewalt gegen Juden ebenfalls an: ein jüdisches Gebäude in Argentinien gesprengt, Daniel Perls Ermordung in Pakistan, Messerangriffe in Frankreich, die Morde auf der Brooklyn Bridge und am Flughafen von Los Angeles in den USA.
Diese Episoden, dazu die Bezeichnung der Juden als Affen und Schweine", könnten als psychologische Vorbereitung dienen, die eines Tages dazu führt, dass Israel mit Massenvernichtungswaffen angegriffen wird. Chemische, biologische und Atomwaffen würden die Nachfolger von Auschwitz, Buchenwald und Dachau sein. Millionen von Juden würden in einem weiteren Holocaust umkommen.
Wie in den 30-er Jahren scheint die ganze Welt – einschließlich der US-Regierung – die Tödlichkeit des jetzt ablaufenden Prozesses nicht zu bemerken. Antijüdische Rhetorik und Gewalt werden angeprangert, sicher, aber mit wenig Gefühl bezüglich der Dringlichkeit und noch weniger bezüglich ihren kumulativen Auswirkungen.
Condoleezza Rice und andere hochrangige Offizielle müssen die Macht und die Reichweite der den Muslimen eingeschärften antijüdischen Ideologie erkennen und dann aktive Mögichkeiten ihrer Bekämpfung entwickeln. Dieses Übel hat bereits unschuldigen Menschen das Leben gekostet; wenn es nicht bekämpft wird, dürften viele weitere Tote folgen.