Das Massaker in Hebron bedeutet wahrscheinlich das Ende einer Ära. Mit ihm endet die dreijährige Herrschaft der Optimisten über den arabisch-israelischen Konflikt; viele von uns werden ab jetzt begreifen, dass ein arabisch-israelischer Frieden ein schwer fassbares, hoch zerbrechliches Unterfangen ist, das auch gut und gerne fehl schlagen kann.
Im Rausch, Saddam Hussein geschlagen zu haben, wurde Optimismus zur Politik. Weil die Bush-Administration glaubte, der arabisch-israelische Konflikt sei reif gelöst zu werden, behandelte die Madrider Konferenz Ende 1991 sich mit diesem und nicht, wie man hätte erwarten können, mit dem Persischen Golf. Anstatt ihr neues Ansehen und ihren neuen Einfluss dazu zu benutzen, die hartnäckigen Probleme zwischen Irak und Iran anzugehen (Wo sollten ihre Grenzen verlaufen? Wie verhindern wir zukünftige Aggressions-Akte?), verschob die US-Regierung ihre Aufmerksamkeit 1000 Meilen nach Westen (Welche Bedingungen stellt Israel für den Rückzug vom Golan? Wer sollte die Palästinenser repräsentieren?) Im März 1991 behauptete Präsident Bush mutig: Die Zeit ist gekommen, den arabisch-israelischen Konflikt zu beenden." Die Clinton-Administration übernahm denselben Ansatz und steckte, wenn das möglich ist, sogar noch mehr Hoffnung in den arabisch-israelischen Friedensprozess.
In Israel brachte der Wahlsieg der Arbeitspartei im Juni 1992 ein sonniges Gemüt in die Verhandlungen ein. Yitzhak Rabin und Schimon Peres brachten fundamentale Veränderungen in das Verhalten der israelischen Außenpolitik. Sie ließen den alten Stil der Konfrontation und des Stillstands fallen, zerstreuten die Zweifel des Likud über einen arabischen Angriff und gingen zügig auf Kompromiss und Lösung zu. Sie sprachen davon, wirtschaftliches Wachstum zu nutzen, um eine Anhängerschaft des Friedens aufzubauen und so sicher zu stellen, dass die nächste Generation der israelischen Männer nicht, wie sie es bisher taten, bis in die Mitte ihres Lebens und darüber hinaus im Militär dienen müssten.
Einige arabische Führer wurden von demselben Virus infiziert. Die Visionäre der jordanischen Führung taten den arabisch-israelischen Konflikt als Anachronismus ab, der schnell gelöst werden müsse, damit der Nahe Osten Stabilität und Wohlstand gewänne. Ägyptische und syrische Diplomaten nahmen eine ähnliche Haltung ein, wie auch viele ihrer Brüder in den Scheichtümern am Persischen Golf und in Nordafrika. Schließlich begann selbst Arafat in einem Zug, der uns allen den Atem nahm, genauso zu reden. Der Augenblick des Friedens schien endlich an dem strahlenden Sommertag des letzten September auf dem Rasen des Weißen Hauses gekommen zu sein. Westliche Analytiker lesen große Dinge hinein. Ben Lynfield schrieb z.B. im Christian Science Monitor", dass die gegenseitige Anerkennung der PLO und Israels und die Prinzipienerklärung die Beziehungen zwischen Juden und Arabern im Nahen Osten auf immer verändert hat."
Während die Wirtschaften wachsen und die militärische Stärke schrumpft, vermitteln die Menschen in Nahost ein Gefühl, dass sie sich bewusst sind zurückgelassen zu werden. Das Ölgeld wurde verschwendet, Ostasien hebt ab und der Westen scheint immer weiter entfernt zu sein. Sogar Saddam Hussein schloss sich diesem Geist an, in seiner eigenen, kriegerischen Art: Wenn irgendjemand glaubt, die Koreaner könnten sich entwickeln, die Amerikaner auch und die Taiwanesen, aber die Araber nicht, dann täuscht er sich." Aber neben diesen Hoffnungen gab es eine andere Realität, eine der starken Gefühle und des Abwärtstrends. Bedenken Sie: Das üble Programm des fundamentalistischen Islam gewinnt bei vielen der Nachbarn Israels und bei den Palästinensern an Boden. Der Ölboom endete vor langer zeit, der Niedergang der Ölstaaten befindet sich in seinem zweiten Jahrzehnt und ein Wechsel ist nicht wahrscheinlich. Schurkenregime haben sich im Nahen Osten eingegraben und gewinnen Zulauf. Der Sudan stellte sich kürzlich in eine Reihe mit Libyen, Syrien, dem Irak und Iran; Algerien könnte folgen.
Mehr noch: Eine genauere Betrachtung arabischer Einstellungen gegenüber Israel zeigt, dass sich nicht viel verändert hat. Eine Umfrage unter 1000 Libanesen, Syrern und Palästinensern, die 1993 von Hilal Khaschan durchgeführt (und im Middle East Quarterly" veröffentlicht) wurde, macht das zur Genüge deutlich. Khaschan schließt aus seiner Untersuchung, dass die Befragten wenig Verständnis für die Bedeutung des Friedens [mit Israel] zeigen, noch weniger eine Wertschätzung seines möglichen Nutzens." Sie tendieren statt dessen dazu, den Frieden als eine Wartezeit anzusehen, in der man sich auf die nächste Runde des Kampfs vorbereitet.
Israel war ebenfalls nicht immun gegenüber negativen Entwicklungen. Die Kluft zwischen den Religiösen und Säkularen hat sich vergrößert, genauso die zwischen den Tauben und Falken – und Baruch Goldsteins fürchterlicher Racheakt verschlimmerte diese beiden Teilungen. Was würden die Israelis sich gegenseitig antun, wenn sie von der arabischen Bedrohung verschont wären? Es könnte sein, dass die äußere Bedrohung den Staat zusammengehalten hat.
Als Amerikaner können wir wenig tun, wenn die Führer des Nahen Ostens darauf bestehen sich selbst zu täuschen, dass Frieden und Wirtschaftswachstum kurz bevor stehen. Aber wir können dafür sorgen, dass wir verstehen, dass es im Nahen Osten bergab geht und uns entsprechend vorbereiten. Aus unserem Blickwinkel sticht der Nahe Osten zunehmend als eine Region heraus, die Probleme entwickelt und exportiert, einschließlich politisch Radikaler, Terrorismus, Drogen, unkonventionellen Waffen und Verschwörungstheorien. Wir sollten anerkennen, dass diese Region weniger Ostasien ähnelt, als vielmehr Afrika; und wir sollten uns auf die vielen Turbulenzen vorbereiten, die noch kommen werden.