STOCKHOLM, Schweden — Beim Besuch in vorwiegend muslimischen Vororten, die fast überall in nordeuropäischen Städten entstehen, stellt sich immer wieder eine Frage: Warum haben einige der reichsten, gebildetsten, säkularsten, friedlichsten und homogensten Länder der Welt bereitwillig ihre Tore für praktisch alle Migranten aus den ärmsten, rückständigsten, religiösesten und am wenigsten stabilen Ländern geöffnet?
Weitere Fragen schließen sich an: Warum haben die meisten christlichen Länder sich entschieden hauptsächlich muslimische Immigranten aufzunehmen? Warum ignorieren und verunglimpfen so viele Politiker des Establishments, am auffälligsten Deutschlands Angela Merkel, diejenigen, die sich zunehmend Sorgen machen, dass diese Immigration das Gesicht Europas dauerhaft verändert? Warum fällt den schwächeren Visegrád-Staaten Osteuropas die Rolle zu, eine patriotische Ablehnung dieses Phänomens zu artikulieren? Wohin wird die Immigration führen?
Es gibt keine einzelne Antwort, die auf zahlreiche Länder zutrifft; aber viele der Faktoren (so die Säkularisierung) hinter dieser historischen, nie dagewesenen Annahme von Fremden sticht als die entscheidendste heraus: ein westeuropäisches Schuldgefühl.
Für viele gebildete Westeuropäer geht es in ihrer Zivilisation weniger um wissenschaftlichen Fortschritt, nie da gewesenes Wohlstandsniveau und das Erreichen einzigartiger menschlicher Freiheiten, sonder mehr um Kolonialismus, Rassismus und Faschismus. Die brutale Eroberung Algeriens, der einzigartig boshafte deutsche Völkermord an den Juden und das Erbe des extremen Nationalismus lässt viele Europäer, so die Analyse des französischen Intellektuellen Pascal Bruckner sich hals "den kranken Mann des Planeten" sehen, der für jedes globale Problem von Armut bis Umwelt-Raublust verantwortlich ist; "der weiße Mann hat Leid und Ruin gesät, wo immer er hingegangen ist." Reichtum impliziert Raub, helle Haut beweist Sündhaftigkeit.
Bruckner nennt das den "Schuldkomplex" und ich begegnete bei meinen Reisen einigen schillernden Bekundungen dieses Selbsthasses. Ein französischer katholischer Priester äußerte Reue wegen der Geschichte der Kirche. Ein konservativer deutscher Intellektueller zog Syrer und Iraker seinen deutschen Mitbürgern vor. Ein schwedischer Reiseführer machte seine schwedischen Landsleute schlecht und hoffte, er würde nicht als einer von ihnen wahrgenommen werden.
In der Tat haben viele Europäer das Gefühl ihre Schule mache sie überlegen; je mehr sie sich selbst nicht mögen, desto stolzer sind sie - was eine seltsame Mischung aus Ekel vor sich selbst und moralischer Überlegenheit anregt, der sie als Folge unter anderem unwillig macht die Zeit und das Geld zu einzusetzen, die nötig sind um Kinder zu gebären. "Europa verliert seinen Glauben an sich selbst und die Geburtsraten sind eingebrochen", vermerkt der irische Wissenschaftler William Reville.
Der der im Gang befindliche katastrophale Geburtenmangel hat eine existenzielle demografische Krise geschaffen. Frauen der Europäischen Union gebären im Schnitt nur 1,58 Kinder (Stand 2014), wodurch dem Kontinent die Nachkommen fehlen, um sich zu erneuern; im Verlauf der Zeit bedeutet diese für den Erhalt der Bevölkerung nicht ausreichende reichende Rate einen jähen Abfall in der Anzahl ethnischer Portugiesen, Griechen und weiterer. Um den Sozialstaat und die Rentenmaschinerie zu erhalten, müssen Ausländer hereingebracht werden.
Diese beiden Antriebe - Schuld sühnen zu wollen und fehlende Kinder zu ersetzen - vereinigen sich dazu einen massiven Zustrom an nichtwestlichen Völkern zu ermutigen, was der französische Autor Renaud Camus "die große Ersetzung" nennt. Südasiaten in Großbritannien, Nordafrikaner in Frankreich und Türken in Deutschland, dazu Somalier, Palästinenser, Kurden und Afghanen überall können Unschuld an Europas historischen Sünden beanspruchen, während sie die Aussicht auf personelle Versorgung der Wirtschaft bieten. Der amerikanische Autor Mark Steyn formuliert es so: "Die Islam ist heute der Hauptzulieferer an neuen Europäern."
Das Establishment oder das, was ich die 6 Ps nenne (Politiker, Polizei, Prosecutors [Staatsanwälte], die Presse, Professoren und Priester), besteht im Allgemeinen darauf, dass alles gut werden wird: Kurden werden produktive Arbeiter werden, Somalier feine Bürger und islamistische Probleme werden dahinschwinden.
So sieht die Theorie aus und manchmal funktioniert sie. Allzu oft allerdings bleiben muslimische Immigranten der Kultur ihrer neuen europäischen Heimat gegenüber distanziert oder lehnen sie ab, wie sich am deutlichsten bei Beziehungen zwischen den Geschlechtern zeigt; mancher greift Nichtmuslime gewalttätig an. Ebenfalls viel zu oft fehlen ihnen die Fertigkeiten oder der Anreiz hart zu arbeiten und sie enden in wirtschaftlicher Passivität.
Ein Zustrom an sich nicht integrierenden Muslimen steigert die fundierte Frage, ob Europas Zivilisation des vergangenen Jahrtausends überleben kann. Wird England Londonistan und wird Frankreich eine islamische Republik werden? Diejenigen, die diese Themen aufbringen, werden vom Establishment gegeißelt, abgelehnt, beiseitegeschoben, geächtet, unterdrückt und sogar verhaftet; sie werden als Rechtsextremisten, Rassisten und Neofaschisten erniedrigt.
Trotzdem veranlasst die Aussicht der Islamisierung eine zunehmende Zahl Europäer für den Erhalt ihrer traditionellen Lebensform zu kämpfen. Zu den Führern des Kampfes gehören Intellektuelle wie die verstorbene Oriana Fallaci und der Romanautor Michel Houllebecq, Politiker wie der ungarische Premierminister Viktor Orbán und Geert Wilders, der Parteichef der populärsten Partei der Niederlande.
Politische Parteien, die gegen Immigration sind, gewinnen üblicherweise 20 Prozent der Stimmen. Und während ein Konsens entstanden ist, das ihre Anziehungskraft in etwa auf diesem Niveau bleiben wird, sie vielleicht 30 Prozent erreichen, könnte sie durchaus weiter zunehmen. Meinungsumfragen zeigen, dass sehr beträchtliche Mehrheiten den Islam fürchten und die Auswirkungen der Immigration, besonders der von Muslimen, stoppen und sogar umkehren wollen. In diesem Licht stellt die österreichische Präsidentenwahl, bei der Norbert Hofer vor kurzem fast 50 Prozent der Stimmen erhielt, einen potenziellen wichtigen Durchbruch dar.
Die größte Frage, der sich Europa gegenüber sieht, lautet: Wer - das Establishment oder die Bevölkerung - die Zukunft des Kontinents führen wird. Vermutlich wird das Ausmaß islamistischer politischer Gewalt dies entscheiden: Ein Trommelschlag viel beachteter Massenmorde (wie in Frankeich seit dem Januar 2015) lässt sie sich in Richtung Volk neigen; bleiben sie aus, wird dem Establishment erlaubt weiter das Sagen zu haben. Ironischerweise wird damit weitgehend das Tun der Migranten Europas Schicksal gestalten.