(Die Leserbriefe und Daniel Pipes' Antworten diskutieren den Aritkel "Der Weg zum Frieden: ein israelischer Sieg, eine palästinensische Niederlage")
Leserbrief:
Als ich Daniel Pipes' Artikel zur israelischen Verteidigungspolitik las, fiel mir ein, dass sich ein großer Teil der aktuellen israelischen Abschreckungspolitik auf Infrastruktur und Menschen konzentriert. ("A New Strategy for Israeli Victory" von Januar).
Als Gilad Shalit entführt wurde, nahm Israel zahlreiche Offizielle aus dem Gazastreifen gefangen, aber das hatte keinen Einfluss, weil der Hamas ihre Leute egal sind. Als die Hamas 2014 einen Krieg anfing, zu dem Entführungen, Raketen- und Tunnelangriffe gehörten, reagierte Israel allerdings mit der Zerstörung von Hamas-Infrastruktur. Mit der Zeit hatte das einige Wirkung und schließlich profitierte Israel davon.
Wenn Hamas oder Hisbollah (die voraussichtlich nächsten Angreifer) einen ernsthaften Angriff starten, sollte zur israelischen Reaktion die Beschlagnahme und Annektierung von Territorium gehören. Das ist das, was die Palästinenser wirklich kümmert. Sie können keinen Verlust an Territorium ertragen. Es könnte bei Verwendung dieses Modells sogar möglich sein mit weniger palästinensischen Verlusten zu siegen.
Warren Seltzer
Jerusalem, Israel
Leserbrief:
Wenn es um Analysen des Durcheinanders des Nahen Ostens geht, kann man Daniel Pipes schwerlich widersprechen. Ein israelischer Sieg ist ein Ziel, das wir gewiss teilen.
Aber wie kann man wohl einen Krieg gegen einen Feind gewinnen, der aus fundamental religiösen Gründen die Niederlage niemals akzeptieren wird? Angesichts der radikalislamischen Untermauerung der arabischen Feindseligkeit gegenüber dem jüdischen Staat und des Fanatismus seiner Anhänger gibt es keinen Palästinenserführer, der welchen Bedingungen auch immer zustimmen könnte, die nicht unweigerlich zu Israelis Vernichtung führen.
Sind Palästinenser zu fanatisch, als dass sie besiegt werden können? |
Der Feind sucht hier keinen Ausgleich, sondern die völlige Ersetzung eines bestehenden Nationalstaats. Wie Herr Pipes geltend macht, reicht es nicht aus, wenn Israel 50 Prozent der Palästinenser überzeugt, dass sie verloren haben. Gerade heute sieht es so aus, als müsse Israel eher an die 90 Prozent der Palästinenser überzeugen. Zwar würden die Palästinenser, wie Pipes klar macht, von ihrer "Niederlage" profitieren, aber das setzt einen Grad an Rationalität ihrerseits und den Mut sich stark bewaffneten Jihadistenführern entgegenzustellen voraus, die den Tod glorifizieren. Jeder Palästinenserführer, der die Niederlage anerkennt und damit zustimmt in Frieden mit einem unabhängigen jüdischen Staat zu leben, würde weder politisch noch physisch überleben. Anders als es in Deutschland oder Japan geschah, gibt es keinen Palästinenser, der eine Kapitulationsurkunde unterschreiben und deren Vollzug sicherstellen könnte.
Eine weniger ambitionierte Alternative liegt angesichts des Wesens des Feindes darin, dass Israel stark bleibt, bis die Zeit kommt (hoffentlich vor dem Kommen des Messias), in der es realistischere Aussichten auf Frieden gibt.
Morrie Amitay
Washington DC
Leserbrief:
Der immer erfrischende Daniel Pipes identifiziert mehrere Maßnahmen, die Israel treffen könnte, "um den Kampfeswillen der Palästinenser zu brechen". Aber seiner Rezeptur fehlt eines der wirksamsten Mittel: die Todesstrafe. Arabische Terroristen, die in Israel Juden töten, sollten zuerst vor Gericht gestellt und im Fall einer Verurteilung hingerichtet werden. Das hätte vier Vorteile. Erstens wird die Einführung der Todesstrafe den Palästinensern vermitteln, dass Israel die Absicht hat den Krieg auf jeden Fall zu gewinnen, selbst wenn es moralische Skrupel beiseite stellen muss. Zweitens werden öffentliche Verhandlungen eine Public-Relations-Bonanza, die die Infrastruktur des Hasses offenbart, der die palästinensische Gesellschaft durchrüttelt und in der ihr Terrorismus sprießt. Drittens werden die schlimmsten Terroristen nicht länger da sein, um andere dazu zu bewegen Israels als Geiseln zu nehmen, damit man ein Druckmittel für ihre Freilassung in der Hand hat. Und viertens werden die Terroristen bekommen, was sie verdienen.
Benjamin Pollock
San Francisco, Kalifornien
Leserbrief:
Hut ab vor Daniel Pipes, der endlich ausspricht, was für Realisten seit 23 Jahren offensichtlich gewesen ist. Dem von der Oslo-Vereinbarung erzeugten Hirngespinst hätte schon früh ein Ende bereitet werden müssen. Acht Monate nach Unterzeichnung der Vereinbarung erklärte Yassir Arafat, dass der Jihad zur Befreiung Jerusalems weiterginge. Er verglich Oslo mit dem Vertrag von Hudaybiya zwischen Mohammed und dem Stamm der Quraisch, der zu einem günstigen Zeitpunkt aufgekündigt wurde, woraufhin alle Stammesmitglieder abgeschlachtet wurden.
Für Israel waren Land für Frieden und eine Zweistaatenlösung strategische Entscheidungen. Für Arafat und seinen Nachfolger Abbas sind es taktische Züge gewesen. Es gab nie die Möglichkeit eines Friedens, trotz der großzügigen Angebote von Ehud Barak und Ehud Olmert.
Die von Israel gemachten Fehler begannen viel früher. Kurz nach dem Sechstagekrieg bot Premierminister Levi Eschkol den Arabern die Rückkehr in fast alle im Krieg eroberten Gebiete an, im Tausch für die Anerkennung Israels und Frieden. Die Antwort lautete: Keine Anerkennung, keine Verhandlungen, kein Frieden. Denken Sie daran, dass die PLO drei Jahre vor dem Krieg geschaffen worden war, als die Westbank und Ostjerusalem unter jordanischer Kontrolle stand und der Gazastreifen von Ägypten regiert wurde. Es gab in den 19 Jahren von 1948 bis 1967 wenige Rufe nach einem Palästinenserstaat.
Palästinensische Kinder werden weiterhin indoktriniert, sie sollten die Juden töten und Schlüssel zu lange aufgegebenen Häusern in Talbiyah und Ramle werden wegen der Aussicht auf "Rückkehr" aufbewahrt. Herrn Pipes' Lösung eine Veränderung für die Verweigerungshaltung hin zur Akzeptanz des jüdischen Staates wird nur verwirklicht werden können, wenn die Palästinenser vollkommen besiegt werden. Alle Verhandlungen, die Abkoppelung vom Gazastreifen und die UNO-Resolutionen fachten die Flammen der Hoffnung auf arabische Dominanz vom Jordan bis zum Mittelmeer an.
Sadat kam nach den Kriegen von 1967 und 1973 nach Jerusalem, als er erkannte, dass ein besiegtes Israel nicht zu haben ist. Deutschland und Japan sind heute nur deshalb Demokratien, weil sie vor mehr als 70 Jahren bedingungslos kapitulierten. Frieden zwischen dem palästinensischen Volk und Israel erfordert einen ähnlichen Weg. Die israelischen Menschen beginnen diese Tatsache zu erkennen. Mit amerikanischer Unterstützung ist das eine Lösung dieses unendlichen Konflikts.
Fred Ehrman
New York City
Daniel Pipes schreibt:
Ich schätze diese vier wohlüberlegten Reaktionen und stimme ihnen größtenteils zu.
Vielleicht hat Warren Seltzer recht, dass Land den Palästinensern wertvoller ist als Leben oder Besitz; aber ich überlasse solche taktischen Entscheidungen den Israelis. Mein Ziel ist es, die Amerikaner davon zu überzeugen, die Israelis das herausfinden zu lassen und entsprechend zu handeln.
Morrie Amitay könnte recht haben, dass 90 Prozent der Palästinenser Israel anerkennen müssen; wir werden es herausfinden. Aber Sie verstehen nicht, worum es mir geht, wenn Sie schreiben: "Jeder Palästinenserführer, der die Niederlage anerkennt und damit zustimmt in Frieden mit einem unabhängigen jüdischen Staat zu leben, würde weder politisch noch physisch überleben." Wenn genügend Palästinenser ihr Ziel aufgeben Israel zu eliminieren, werden sie fordern, dass ihre Führer den Konflikt beenden. Dass sie das heute nicht tun, spiegelt ihren weiter vorhandenen Optimismus, dass sie siegen werden. Dieser Optimismus ist es, von dem ich wünsche, dass Israel ihn zerschlägt.
Benjamin Pollock hat recht: Die Todesstrafe sollte in die Mittel aufgenommen werden.
Schließlich stimme ich Fred Ehrman zu. Ich kann anmerken, dass Jerusalem unmittelbar nach dem Krieg im Juni 1967 etwas weniger entgegenkommend war als er andeutet. Wie Avi Raz in The Bride and the Dowry: Israel, Jordan, and the Palestinians in the Aftermath of the June 1967 War[1] (New Haven, Yale University Press, 2012) zeigt, bot die Regierung Eschkol Verhandlungen über die Gebiete eher als Show an als mit der ernsten Absicht eine Vereinbarung zu erzielen.
[1] Die Braut und die Mitgift: Israel, Jordanien und die Palästinenser Nachwirkungen des Kriegs vom Juni 1967