Martin Sherman, geschäftsführender Direktor des Israel Institute for Strategic Studies, hat eine neue Kolumne dem Thema "Warum palästinensische Eigenstaatlichkeit einen israelischen Sieg unnötig macht" gewidmet, um seine und meine Differenzen zu etwas genau zu besprechen, in dem wir prinzipiell einer Meinung sind: dem Ziel eines israelischen Sieges.
Das ist die Vorstellung, dass aus dem "Friedensprozess" ein "Kriegsprozess" wurde und Lösung der palästinensisch-israelischen Konfrontation nicht in weiteren schmerzhaften Zugeständnissen seitens Israels liegt, sondern im Gegenteil: indem Israel seinem Feind seinen Willen aufzwingt und den palästinensischen Traum der Beseitigung des jüdischen Staats zerschlägt. Washington sollte seinen israelischen Verbündeten darin unterstützen. Ironischerweise ist zu verlieren das Beste, was den Palästinensern passieren könnte, denn es befreit sie von einer destruktiven Besessenheit und erlaubt ihnen ihr eigenes Gemeinwesen, ihre eigene Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur aufzubauen.
Um diesen Gedanken voranzubringen hat das Middle East Forum, die Organisation, die ich leite, mit einer Mitgliedern des US-Repräsentantenhauses daran gearbeitet einen Kongressausschuss "Israelischer Sieg" (Congerssional Israel Victory Caucus – CIVC) zu gründen, um Einfluss auf den Präsidenten zu nehmen. Sherman begrüßt den CIVC erfreut als "eine Initiative von ausschlaggebender Bedeutung mit wirklich beispielhaft spielveränderndem Potenzial".
Die Einführung des Kongressausschuss Israelischer Sieg am 27. April 2017. Von links: Gregg Roman, E.J. Kimball, Bill Johnson, Daniel Pipes, Ron DeSantis, Gary Bauer |
Doch wie der Titel dieses Artikels nahelegt hat Sherman Einwände zu meiner Ansicht, dass "wenn die Palästinenser schließlich den Kampf gegen Israel aufgeben, wird ihre zentrale Rolle im Konflikt den Antizionismus von Marokko bis Indonesien schwächen. ... Eine palästinensische Niederlage kennzeichnet den Anfang des Endes eines breiteren arabischen und muslimischen Krieges gegen Israel."
Er lehnt das Argument, dass arabische und muslimische Feindseligkeit gegenüber Israel sich auf "die Frage der Selbstbestimmung für die palästinensischen Araber" konzentriert, ab. Dazu führt er vier Argumente an:
1. Antizionismus existierte lange bevor die Palästinenser nach Israels Eroberung der Westbank und des Gazastreifens 1967 überhaupt zu einem zentralen Thema wurden. Meine Antwort: Das stimmt natürlich. Aber der anstehende 50. Jahrestag des Sechstagekrieges macht es besonders passend festzustellen, wie sehr sich Einstellungen im Verlauf der Zeit geändert haben. Keine arabische Regierung ruft heute noch zur Beseitigung des jüdischen Staates auf; alle konzentrieren sich stattdessen auf "Palästina". Das ist bereits eine gewaltige Veränderung, die von einem israelischen Sieg weiter gefestigt werden wird.
2. Es gibt keinen Weg, dass ein entmilitarisierter "Mikro-Ministaat ... der als Ergebnis einer demütigenden Niederlage gegründet wird, die umfassende judeophobe Raserei entschärft, die heute in der gesamten arabisch-muslimischen Welt grassiert." Meine Antwort: "Judeophobe Raserei" ist ein passender Begriff für den fast allgegenwärtigen Antisemitismus, der bei Muslimen zu finden ist. Gleichzeitig ist er zum Glück oberflächlich, weniger in islamischer Doktrin oder Geschichte gegründet als in taktischen Notwendigkeiten für Krieg gegen Israel. Unter den richtigen Umständen – das heißt mit einem beendeten Krieg und ruhigen Palästinensern – könnte er durchaus fallen gelassen werden.
3. Wer von den Palästinensern, fragt er, ist "autorisiert ein verbindliches Kapitulationsdokument mit Israel zu unterschreiben"? Meine Antwort: Eine Niederlage braucht keine Unterschrift auf einem Stück Papier: Unterschrieben die USA in Vietnam eine Kapitulationsurkunde oder die Russen in Afghanistan? Weit wichtiger ist: Eine Niederlage spiegelt einen Herzenswandel, der durchdringt. Vox populi ist der Schlüssel, nicht der Amtsapparat.
Wie der palästinensisch-israelische Konflikt nicht enden wird: Die Kapitulation des amerikanischen Südens gegenüber dem Norden 1865 in Appomattox. |
4. Mit dem Hinweis auf Umfragen, die zeigen, dass etwa 30 Prozent der Menschen in der Westbank und rund 50 Prozent der Gazaner den Wunsch haben auszuwandern, kommt Sherman zu dem Schluss, dass es nicht schwer sein dürfte Palästinenser vom Wegzug zu überzeugen. Meine Antwort: Selbst wenn man diese hohen Zahlen als korrekt akzeptiert, werden zwei Faktoren dieses Projekt ineffektiv machen: sozialer Druck/Drohungen mit Gewalt und dass keine Regierung bereit ist Palästinenser aufzunehmen. Arabische und muslimische Führer werden aus Prinzip keine Palästinenser aufnehmen; der Rest der Welt neigt dazu zumeist ungelernten Arbeiten gegenüber argwöhnisch zu sein, die aus einem gewaltanfäligen Hintergrund kommen. Daher kann Shermans "finanziertes Emigrationsparadigma" für das Projekt Israelischer Sieg keine zentrale Rolle spielen.
Schließlich hat den Palästinensern die Tür offen zu lassen einen weiteren Nutzen für die Vereinigten Staaten. Sherman gibt zu, dass die Idee eines israelischen Sieges und einer palästinensischen Niederlage "mutig", gar "revolutionär" ist. Für manche ist sie jedoch schockierend; zum Beispiel bezeichnet J-Street es als "mittelalterlich" und "wahrlich Grauen erregend". Um also Israels Sieg einer großen Bandbreite an Amerikanern nahe zu bringen, werde ich es so angenehm wie möglich machen. Das bedeutet, dass die Möglichkeit eines Palästinenserstaats eingeschlossen wird – wenn der Krieg endgültig vorbei ist. Ich beeile mich hinzuzufügen, dass dies keine sofort mögliche Aussicht ist, denn der Konflikt muss absolut vorbei sein, etwas, das noch mindestens Jahrzehnte in der Zukunft liegt. Aber die Option ist eine gesunde.
Ich danke Martin Sherman für die Belebung der Debatte und schlage vor, dass wir sie hier beenden.
Daniel Pipes (www.DanielPipes.org) ist Präsident des Middle East Forum. © 2017 by Daniel Pipes. Alle Rechte vorbehalten