Buch herausgegeben von John Eibner
Lanham, Md (Rowman & Littlefield) 2018, S. 13-20.
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Überarbeitetes und aktualisiertes Transkript einer Rede vor der Christian Solidarity International (CSI) in Zürich, Schweiz, am 7. März 2012.
Mit weiteren Beiträgen von Taner Akçam, Cengiz Aktar, Madawi Al-Rasheed, Fabrice Balanche, Patrick Cockburn, Marius Deeb, John Eibner, Amine Gemayel, Joshua Landis, Habib Malik, Michael Nazir-Ali, Franck Salameh, Mariz Tadros, Bassam Tibi, Hannibal Travis, Bat Ye'or, William Warda und Daniel Williams.
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Im sunnitisch-muslimischen Denken hat sich eine neue Art von Denken entwickelt: ethnische Säuberung. Es ist kein Völkermord, aber es beinhaltet die Vertreibung nichtsunnitischer Bevölkerung. Ihre Verbreitung bedeutet, dass nichtmuslimischen Minderheiten eine düstere Zukunft in mehrheitlich muslimischen Ländern bevorsteht; Und manche dürften überhaupt keine Zukunft haben.
Ich werde die Ursprünge der ethnischen Säuberung im Nahen Osten zurückverfolgen, ihre Auswirkungen, besonders die auf Christen, aufzeigen und über Antworten darauf nachdenken.
Lassen Sie uns zu Anfang einen Blick auf das Ansehen von Nichtmuslimen in mehrheitlich muslimischen Ländern vor dem Jahr 1800 werfen.
Muslime betrachteten Nichtmuslime in zwei Klassen: vom Islam als Monotheisten anerkannte, die einem gültigen Glauben anhängen (hauptsächlich Juden und Christen), und Polytheisten (besonders Hindus), denen diese Anerkennung fehlt. Die erste Kategorie, die hier unser Thema ist, ist als "Völker des Buchs" (Ahl al-Kitab) bekannt.
Muslime waren den Völkern des Buches gegenüber relativ tolerant – aber nur, wenn diese akzeptierten Dhimmis (beschützte Personen) zu sein, die die Herrschaft der Muslime und den Vorrang des Islam anerkannten; mit anderen Worten: Wenn sie einen untergeordneten Status anerkannten. Sie mussten besondere Steuern zahlen (Jizya genannt), konnten nicht im Militär oder der Polizei dienen oder – allgemeiner gesagt – Macht über Muslime ausüben. Es gab Kleidervorschriften ohne Ende; ein Christ oder Jude sollte gehen oder auf einem Esel reiten, aber nicht auf einem Pferd und er sollte sich einem Muslim auf der Straße beugen. (Natürlich unterschied sich die tatsächliche Praxis von Land zu Land und von einem Zeitalter zu einem anderen.)
Der religiösen Minderheiten zuerkannte Platz ließ muslimisch beherrschte Länder sich recht stark von denen des vormodernen Christentums unterscheiden. Christen unter muslimischer Herrschaft genossen bessere Verhältnisse als Muslime unter christlicher Herrschaft; um 1200 wäre man lieber ein im muslimischen Spanien lebender Christ als ein im christlichen Spanien lebender Muslim gewesen. Gleiches gilt für Juden: Mark R. Cohen stellte fest, dass "die Juden des Islam, besonders während der formgebenden und klassischen Jahrhunderte (bis ins 13. Jahrhundert) weit weniger Verfolgung erlebten als die Juden des Christentums".
Wir dürfen den Dhimmi-Status aber nicht romantisieren. Ja, er bot einen Grad an Toleranz, Zusammenleben und Achtung – aber diese setzten die Annahme muslimischer Vorherrschaft und nichtmuslimischer Minderwertigkeit voraus. Das konnte von Muslimen nach Belieben missbraucht werden. Kein moderner Bürger würde die Benachteiligungen akzeptieren, die das Leben als Dhimmi einhergehen.
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In der Tat stürzte der Dhimmi-Status in der Moderne ab, soll heißen nach 1800, als europäische Mächte (Briten, Franzosen, Spanier, Italiener, Russen und andere) fast die gesamte muslimische Welt überwältigten. Selbst die wenigen Länder – der Jemen, Arabien, die Türkei, der Iran – die direkter europäischer Kontrolle entkamen, spürten Europas Vorherrschaft.
Christliche Imperialisten stellten den Dhimmi-Status auf den Kopf; sie begünstigten Christen und auch Juden, die beide mehr Bereitschaft zeigten die neuen Herrscher zu akzeptieren, ihre Sprachen und Fertigkeiten zu erlernen, mit ihnen zu arbeiten und als Vermittler zur mehrheitlich muslimischen Bevölkerung zu dienen. Natürlich nahmen mehrheitlich muslimische Bevölkerungen diesen erhöhten Status der Christen und Juden übel.
Als die europäische Herrschaft unweigerlich endete, setzten die an die Macht zurückgekehrten Muslime die Minderheiten grob zurück auf ihre Plätze – und noch schlimmer, denn der Dhimmi-Status war davor ausrangiert worden und sollte nicht wiederbelebt werden. Selbst unsicher, betrachteten die neuen Herrscher die Völker des Buchs allgemein auf finstere Weise, wütend, dass sie den Imperialisten gedient hatten und argwöhnisch angesichts ihrer fortbestehenden Verbindung zu Europa (und im Fall der Juden der neuen zu Israel).
Man könnte sagen, dass der zweitklassige Dhimmi-Status jetzt zu einem dritt- oder viertklassigen Post-Dhimmi-Status wurde. Das Auseinanderfallen des Osmanischen Reichs erlebte mehr Verfolgung von Christen und Juden als vielleicht jemals zuvor, anfangen bei den Armeniern der Türkei im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts bis zu jüngsten christlichen Traumata im Irak und Syrien.
Bevor wir mit der Erfahrung der Christen fortsetzen, ein paar Worte nebenher zur jüdischen. Als Ergebnis des Zusammenbruchs des Dhimmi-Status und der Gründung Israels 1948 verschwanden uralte jüdische Gemeinschaften. Juden verließen das Land oder wurden verdrängt, besonders in den 20 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Die kleine, aber lebendige jüdische Gemeinschaft Algeriens bietet vielleicht die dramatischste Veranschaulichung der postimperialen Veränderungen. Die dortigen Juden hatten sich derart der französischen Herrschaft angeschlossen, dass die gesamte jüdische Gemeinschaft zusammen mit den französischen Herrschern im Juli 1962 floh.[i] 1945 zählte die jüdische Bevölkerung in mehrheitlich muslimischen Ländern etwa eine Million; heute schwankt sie zwischen 30.000 und 40.000, die fast alle im Iran, der Türkei, in Marokko leben. Nicht mehr als eine Handvoll lebt woanders: vielleicht 60 in Ägypten, 9 im Irak und noch weniger in Afghanistan; diese fast nicht mehr bestehenden Gemeinden der Alten wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben.
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Wie es so heißt: "Erst die weißen Samstagsleute, dann die Sonntagsleute." Und jetzt sind die Christen dran. Christen wiederholen heute den jüdischen Exodus. Von 1500 bis 1900 stellten Christen konstante 15 Prozent der Bevölkerung des Nahen Ostens, schrieben David B. Barrett und Todd M. Johnson. 1910 war der Anteil nach Angaben von Todd M. Johnson und Gina A. Zurlo auf 13,6 Prozent gesunken; und 2010 waren die Christen auf dürftige 4,2 Prozent reduziert worden – weniger als ein Drittel des Anteils ein Jahrhundert davor. Der Abwärtstrend geht selbstredend steil weiter.
Der Journalist Lee Smith formulierte es so: "Im Nahen Osten Christ zu sein ist nie einfach gewesen, aber die Wellte der Aufstände, die im vergangenen Jahr über die Region fegte, hat die Lage für die christlichen Minderheiten der Region fast unerträglich gemacht."[ii] Die Beispiele sind beängstigend und sind in der langen Geschichte der muslimisch-christlichen Beziehungen auf vielerlei Art beispiellos. Hier einige davon (mit Dank an Raymond Ibrahim):
· In Nigeria tötete die islamistische Gruppe Boko Haram 2011 mindestens 510 Menschen, hauptsächlich Christen und brannte mehr als 350 Kirchen in zehn nördlichen Staaten nieder oder zerstörte sie.
· An Heiligabend 2011 warfen Muslime in Uganda Säure auf einen Kirchenvorstand, was ihm schwere Verbrennungen eintrug.
· Im Iran wurde eine Weihnachten feiernde Kirche von Sicherheitskräften gestürmt und alle Anwesenden, einschließlich Sonntagsschulkindern, wurden verhaftet und verhört.
· In Tadschikistan wurde ein als Väterchen Frost (d.h. Nikolaus) verkleideter junger Mann erstochen, als er Verwandte besuchte und Geschenke mitbrachte.
· In Malaysia mussten ein Gemeindepfarrer und Kirchenjugendleiter Erlaubnisse für das Singen von Weihnachtsliedern einholen, wobei sie auf Polizeiwachen ihre vollen Namen und Ausweisnummern hinterlegen mussten.
· In Indonesien köpften "Vandalen" eine Statue der Jungfrau Maria.
Das Innere einer koptischen Kirche, die 2013 in der ägyptischen Provinz Minya niedergebrannt wurde |
Die Botschaft ist klar: "Christen, ihr seid hier nicht willkommen. Verschwindet."
Christen haben damit reagiert den Nahen Osten zügig zu verlassen, bis zu dem Punkt, dass der Glaube in dort ausstirbt, wo er entstand. In der Türkei zählte die christliche Bevölkerung 1920 zwei Millionen, aber heute sind es nur noch ein paar Tausend. Im Irak stellte CSI 2007 fest, dass fast die Hälfte der rund eine Million Christen, die 2003 dort lebten, aus dem Land geflohen waren. Der Irakische Christliche Fürsorgerat schrie auf: "Wir stehen kurz vor dem Aussterben."[iii] In Syrien stellten die Christen zu Beginn des letzten Jahrhunderts etwa ein Drittel der Bevölkerung, heute weniger als 10 Prozent. Im Libanon ging der Anteil von 55 Prozent vor 70 Jahren auf heute unter 30 Prozent zurück. Kopten verlassen Ägypten wie nie zuvor in ihrer langen Geschichte.
Im Heiligen Land stellten Christen in der Zeit der Osmanen 10 Prozent der Bevölkerung; diese Zahl ist heute auf 2 Prozent heruntergegangen. Bethlehem und Nazareth, die erkennbarsten christlichen Städte, genossen fast zwei Jahrtausende eine christliche Mehrheit, aber die besteht nicht mehr: Beide sind heute mehrheitlich muslimische Städte. In Jerusalem übertrafen die Christen 1922 die Muslime zahlenmäßig; heute stellt die christliche Bevölkerung Jerusalems gerade einmal 2 Prozent. Trotz dieser Auswanderung vermerkt Khaled Abu Toameh, ein muslimisch-palästinensischer Journalist: "Israel bleibt der einzige Ort im Nahen Osten, wo arabische Christen sich geschützt und sicher fühlen."[iv]
Das Wall Street Journal berichtet, dass heute "mehr arabische Christen außerhalb des Nahen Ostens leben als in der Region. Rund 20 Millionen leben im Ausland, gegenüber 15 Millionen arabischen Christen, die in Nahost verbleiben, heißt es in einem Bericht aus dem letzten Jahr, der von einem Trio aus christlichen Wohlfahrtsorganisationen und der University of East London erstellt wurde." Er zitierte Samuel Tadros vom Hudson Institute um festzustellen, dass die Zahl der koptischen Kirchen in den USA von zwei im Jahr 1970 auf 252 im Jahr 2017 hochschnellte.
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Christen der Ostkirchen gehen mit dieser Krise auf verschiedene Weise um. Ich werde drei von ihnen betrachten.
Patriarch Gegror III. Laham von Antiochia (geb. 1933) |
Melkitische Katholiken (die hauptsächlich im Libanon und Syrien leben) haben versucht Ärger zu vermeiden, indem sie den Muslimen genau das sagen, was die hören wollen. Patriarch Gregor III. Laham von Antiochia verkündete 2005 denkwürdig:
Wir sind die Kirche des Islam. ... Der Islam ist unser Kulturkreis, der Kontext, in dem wir leben und mit dem wir historisch verbunden sind. ... Wir verstehen den Islam aus dem Inneren heraus. Wenn ich einen Vers des Koran höre, dann ist das für mich nichts Fremdes. Es ist ein Ausdruck der Zivilisation, zu der ich gehöre.[v]
Gregor legt den Islamismus komplett dem Westen zur Last. "Fundamentalismus ist eine Krankheit, die wegen der Leere der westlichen Moderne anfängt und Wurzeln schlägt."[vi] Im selben Geist machte Gregor 2010 Israel für die jihadistischen Anschläge auf östliche Christen verantwortlich: Die Gewalt
hat nichts mit dem Islam zu tun. ... Aber sie ist genau genommen eine Verschwörung, die vom Zionismus und einigen Christen mit zionistischer Orientierung geplant wurde und darauf zielt den Islam zu untergraben und ihm ein schlechtes Image zu geben. ... Sie ist zudem eine Verschwörung gegen Araber ... um ihnen ihre Rechte zu verweigern, besonders die der Palästinenser.[vii]
Er fügte 2011 hinzu, dass der palästinensisch-israelische Konflikt der "alleinige" Grund für die Migration östlicher Christen aus den Nahen Osten ist und das dafür sorgt, dass sie sich dem "demografischem Aussterben" ausgesetzt sehen. [viii]
Gregors Ansatz läuft auf dies hinaus: Muslime, bitte tut uns nicht weh; wir werden alles sagen, was ihr wollt. Wir haben keine eigene Identität. Wir sind faktisch eine Art Muslime. Das ist volles Dhimmi-Flehen für die Post-Dhimmi-Ära.
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Der "Petit Leban" entspricht in etwa dem gelben Bereich. |
Maroniten boten historisch den dramatischsten Kontrast zu dieser Selbsterniedrigung. Aus theologischen (die katholische Kirche) und geografischen (die Berge) Gründen repräsentierten sie die durchsetzungsfähigste und freieste christliche Gemeinschaft im Nahen Osten. Bewaffnet und autonom hielten sie die muslimischen Oberherren auf Distanz.
1926 brachten sie auf einzigartige Weise eine Weltmacht, Frankreich, dazu für sie einen Staat zu schaffen, den Libanon. Aber die Maroniten waren gierig: Staat einen "Petit Liban" zu akzeptieren, in dem sie und andere Christen 80% der Bevölkerung stellten, forderten und gewannen sie einen "Grand Liban", in dem sie weniger als 40 Prozent der Bevölkerung stellten. Fünfzig Jahre später, 1976, bezahlten die Maroniten den Preis für diese Maßlosigkeit, als die Muslime einen 15-jährigen Bürgerkrieg inszenierten, der die maronitische Macht zerschlug.
Die Maroniten reagierten darauf, indem sie sich gegeneinander wandten. Während einige aufsässig blieben, wurde die wichtigste Gruppe den Melkiten ähnlich. Der ehemalige General Michel Aoun stellte sich 1991 gegen die Syrer; heute kriecht er vor der Hisbollah und dient dem Jihad. Noch einmal Lee Smith:
Die Maroniten hatten sich immer als zu den stursten unabhängigen Konfessionen der Region gehörend hervorgetan. Doch Angst, Feindseligkeit und kurzsichtiges politisches Kalkül haben sie dazu gebracht, dass sie heute Schutz und Schirmherrschaft bei den gefährlichsten und rückwärtsgewandtesten Elementen des Nahen Ostens suchen: Syrien, dem Iran und der Hisbollah.[ix]
Kurz gesagt: Die Maroniten haben sich von den freiesten Christen in Teil-Dhimmis verwandelt.
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Seit der islamischen Eroberung Ägyptens vor fast vierzehn Jahrhunderten haben die dortigen Kopten einen fast gegenteiligen Weg wie den der Maroniten beschritten. Ihre Geografie (flach), Geschichte (starke Zentralregierung) und Gesellschaft (eingestreut in die Muslime) waren allesamt unvorteilhaft für unabhängige Macht, was die Kopten zwang ihre Häupter zu beugen. Sie überlebten, indem sie den Dhimmi-Status voll akzeptierten und widerstanden der Islamisierung erfolgreicher als die meisten anderen Christen des Nahen Ostens, wie ihre relativ große Anzahl bezeugt.
Boutros Ghali war von 1908 – 1910 Premierminister von Ägypten. |
Die Kolonialzeit bot ihnen eine größere Rolle und sie nahmen sie bereitwillig an, wie es der Großvater des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Boutros Boutros-Ghali symbolisiert, der von 1908 bis 1910 als Premierminister Ägyptens diente. Dieses Zwischenspiel der Macht ging mit dem Abzug der Briten in den 1950-er Jahren zu Ende.
Etwa ab 1980 fanden zwei parallele Entwicklungen statt. Einerseits sind Islamisten systematisch gegen die Kopten vorgegangen; sie betrieben verschiedene Formen der Erpressung und Gewaltanwendung gegen sie, begünstigt durch die ägyptische Regierung, die im Allgemeinen der Beibehaltung guter Beziehungen zu den Islamisten höhere Priorität einräumte als dem Schutz ihrer christlichen Minderheit. Christen wurden zum Spielball der Politik; Hosni Mubarak z.B. spielte ein doppeltes Spiel, indem er vorgab der Beschützer der Kopten zu sein, aber alles andere als ein solcher war.
Andererseits fanden die Kopten nach Jahrhunderten fast nur Schweigens ihre kollektive Stimme. Sie haben ihre Selbstverteidigung organisiert, sind zu ihrer Notlage lautstark geworden und führten die Proteste an, wenn ein ägyptischer Präsident Washington besuchte. Trotz einer sehr langen Tradition des Stillhaltens werden die Kopten zu den neuen Maroniten.
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Ungeachtet dieser ungleichen Methoden damit umzugehen – Super-Dhimmi, Dhimmi und selbstbewusst bestimmt – sieht die allgemeine Zukunft der Christenheit im Nahen Osten düster aus. Der akzeptierte Platz des Dhimmis wich der vergänglichen Verbesserung, der eine Mentalität der ethnischen Säuberung folgte.
Man hört eine Menge vom Hass und der Angst vor dem Islam, die heute "Islamophobie" genannt werden. Aber Ayaan Hirsi Ali, Ex-Muslima und ehemalige Parlamentsabgeordnete der Niederlande, findet, dass das wahre Problem etwas ganz Anderes ist: Christophobie.
Eine unvoreingenommene Bewertung der jüngsten Ereignisse und Trends führt zu dem Schluss, dass das Ausmaß und das Gewicht der Islamophobie im Vergleich mit der blutigen Christophobie verblasst, die durch mehrheitlich muslimische Staaten von einem Ende des Globus bis zum anderen strömt. Die Verschwörung des Schweigens, die diese gewalttätige Ausdrucksform religiöser Intoleranz umgibt, muss aufhören. Auf dem Spiel steht nicht weniger als das Schicksal des Christentums – und letztlich aller religiösen Minderheiten [unter Muslimen].[x]
Zusammengenommen markieren die ethnischen Säuberungen an den Juden und den Christen das Ende einer Ära. Die attraktive Vielfalt des Lebens des Nahen Ostens wird auf die platte Monotonie einer einzigen Religion und einer Handvoll belagerter Minderheiten reduziert. Die gesamte Region, nicht nur die Minderheiten, verkümmert durch diesen Trend.
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Was können Westler – und besonders Christian Solidarity International – gegen dieses Problem unternehmen?
Es gibt nur zwei Optionen: Nichtmuslime – Christen und andere – zu schützen, die weiterhin in mehrheitlich muslimischen Ländern leben oder ihnen zu helfen dort wegzukommen, ihre historische Heimat aufzugeben.
Die erste Option ist offensichtlich wünschenswerter; Christen haben ein unveräußerliches Recht an Ort und Stelle zu bleiben. Aber wie können Westler ihnen helfen das zu schaffen? Das benötigt sowohl Willensakte ihrerseits als auch eine Bereitschaft seitens der Muslime sich zu ändern. Doch beides sieht zumindest nicht wie eine realistische Chance aus. Besonders, wenn die Menschenrechte anderer auf dem Spiel stehen, können demokratische Regierungen nicht einfach Entscheidungen treffen; sie brauchen die Unterstützung des Volks. Derzeit scheinen Westler nicht bereit zu sein die nötigen Schritte – die Ausübung wirtschaftlichen und militärischen Drucks – zu unternehmen, um das Überleben der Nahost-Christenheit sicherzustellen.
Was die weniger attraktive Alternative übrig lässt. Christen helfen das Land zu verlassen und dann unsere Türen zu öffnen, um sie aufzunehmen. Emigration ist eine inhärent schmerzvolle Erfahrung und Demokratien werden Schwierigkeiten haben Politik zu formulieren, die den Anhängern bestimmter Religionen Priorität einräumt. Ungeachtet dieser und anderer Negativa ist Migration eine echte Option, zudem eine, auf die täglich eingewirkt werden kann.
Und so verschwinden tragischerweise die Christen des Nahen Ostens vor unseren Augen aus ihrer uralten Heimat.
Zitierte Texte:
Ayaan Hirsi Ali: The Global War on Christians in the Muslim World. Newsweek, 6. Februar 2012.
Judson Berger: Mob Attacks on Iraqi Christian Businesses Raise Security Concerns. Fox News, 9. Dezember 2011.
Lloyd C. Briggs/Norina Lami Guède: No More For Ever: A Saharan Jewish Town. Cambridge, Mass., Papers of the Peabody Museum of Archeology and Ethnology, 1964.
Mark Cohen: Under Crescent and Cross – The Jews of the Middle Ages. Princeton (Princeton Unversity Press), 1994.
Jack Fowler: Melkite Patriarch Absolves Islam, Blames 'Zionist Conspiracy. National Review, 13. Dezember 2010
The Free Library: Catholic patriarch warns Christians face 'extinction'. The Free Library (ohne Datum).
Khaled Abu Toameh: Arab Spring Sending Shudders Through Christians in the Middle East. Gatestone Institute, 20. Dezember 2011.
Gianni Valente: We are the Church of Islam. Interview with the patriarch of Antioch Grégoire III Laham. Bischofssynode Nr. 10 (2005)
[i] Lloyd C. Briggs and Norina Lami Guède, No More For Ever: A Saharan Jewish Town, (Cambridge, Mass: Papers of the Peabody Museum of Archaeology and Ethnology, 1964).
[ii] Lee Smith, "Agents of Influence," Tablet, January 4, 2012, http://www.tabletmag.com/ jewish-news-and-politics/87240/minority-interest (accessed February 17, 2017).
[iii] Zitiert aus: Judson Berger, "Mob Attacks on Iraqi Christian Businesses Raise Security Concerns," Fox News, December 9, 2011, http://www.foxnews.com/politics/2011/12/09/mob-attacks-on-christian-businesses-raise-security-concerns-as-iraq-enters-new.html (accessed February 17, 2017).
[iv] Siehe: Khaled Abu Toameh, "Arab Spring Sending Shudders Through Christians in the Middle East," Gatestone Institute, December 20, 2011, https://www.gatestoneinstitute.org/2685/arab-spring-christians (accessed February 17, 2017).
[v] Zitiert aus: Gianni Valente, "We are the Church of Islam. Interview with the patriarch of Antioch Grégoire III Laham," Synod of Bishops no. 10 (2005), http://www.30giorni.it/articoli_id_9596_l3.htm (angesehen: 17. Februar 2017).
[vi] ebenda
[vii] Zitiert aus: Jack Fowler, "Melkite Patriarch Absolves Islam, Blames 'Zionist Conspiracy,'" National Review, December 13, 2010, http://www.nationalreview.com/ corner/255224/melkite-patriarch-absolves-islam-blames-zionist-conspiracy-jack-fowler (angesehen: 17. Februar 2017).
[viii] Zitiert aus: The Free Library, "Catholic patriarch warns Christians face 'extinction,'" The Free Library, n.d., https://www.thefreelibrary.com/Catholic+patriarch+warns+Christians+ face+%27extinction%27.-a0250613492 (angesehen: 17. February 2017).
[ix] Lee Smith, "Agents of Influence," Tablet, January 4, 2012, http://www.tabletmag.com/ jewish-news-and-politics/87240/minority-interest (angesehen: 17. February 2017).
[x] Ayaan Hirsi Ali: The Global War on Christians in the Muslim World. Newsweek, 6. Februar 2012; http://europe.newsweek.com/ayaan-hirsi-alithe-global-war-christians-muslim-world-65817?rm=eu (aufgerufen: 17. Februar 2017)