Daniel Pipes (DP) war so freundlich The Savvy Street, vertreten durch Vinay Kolhatkar (VK) eine fesselnde Frage-und-Antwort-Runde zu bieten, die einige seiner Schlüsselerkenntnisse zum Phänomen des Islamismus beinhaltet.
Daniel Pipes |
VK: Schüren die Grundregeln des Islam Terrorismus?
DP: Ich habe aufgehört das Wort Terrorismus zu verwenden, weil ich es sinnentleert finde, denn keine zwei Menschen können sich auf seine Definition einigen. Lassen Sie mich daher Ihre Frage neu stellen: Schürt der Islam jihadistische Gewalt? Ja. Der Islam basiert auf (1) dem Vorrang des Islam, (2) der Notwendigkeit seine Botschaft zu verbreiten und (3) der Legitimität des Einsatzes von Gewalt um das zu tun. Diese Glaubensgrundsätze sind seit Mohammeds Zeit bis heute sichtbar gewesen, wenn auch nicht überall und zu jeder Zeit.
VK: Ist ein schwulenfreundlicher, frauenfreundlicher Islam möglich?
DP: Natürlich. Jeder Glaube entwickelt sich. Wer hätte sich vor Jahrhunderten homosexuelle und weibliche christliche Bischöfe vorstellen können? Ein Blick auf den Islam von heute sagt uns wenig über den der Zukunft.
VK: Wie groß ist das Eindringen des Islam in die UNO? Wie sehen die Folgen solchen Eindringens aus?
Antonio Guterres macht "Islamophobie" für jihadistische Gewalt verantwortlich. |
DP: Die Organisation der Islamischen Zusammenarbeit hat 56 Mitgliedstaaten (plus "Palästina"), 47 davon haben eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung. Das ist annähernd ein Viertel der UNO-Mitgliedstaaten und in dem unmoralischen Spiel des Gebens und Nehmens, das hinter den meisten Abstimmungen steckt, kann dieser Block fast die gesamten 193 Regierungen dazu bringen ihn bei den Themen, die ihm wichtig sind, zu unterstützen oder sich zumindest zu enthalten. Nehmen Sie die Abstimmung gegen den Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem: 9 für den Umzug, 128 dagegen, 35 Enthaltungen und 21 nicht anwesend. Es erlaubt zudem die Begünstigung islamistischer Initiativen wie der Resolution 16/18 der UNO-Vollversammlung, die verabschiedet wurde, um Kritik an Muslimen oder dem Islam zu verhindern. Dieser Einfluss führte dazu, dass Generalsekretär Antonio Guterres verblüffenderweise erklärte: "Eines der Dinge, die den Terrorismus schüren, ist die Bekundung islamophobischer Gefühle und islamophobischer Politik und islamophobischen Hassredens in einigen Teilen der Welt."
VK: Wie bedeutend ist das Risiko des Eindringens des Scharia-Rechts in westliche Rechtssysteme?
DP: Dieser Prozess hat bereits begonnen. Z um Beispiel hat die Polygamie rapide Fortschritte als legitime Lifestyle-Option gemacht. Während Gesetze gegen weibliche Genitalverstümmelung auf der Liste stehen, hat der berühmte Anwalt Alan Dershowitz seine Dienste einem Arzt angeboten, der wegen Durchführung von WGV-Operationen angeklagt ist. Modehäuser haben Hijabs und sogar Jilbabs ins Angebot aufgenommen. Moschehen schaffen es Alkohol in einem weiten Umkreis verbieten zu lassen. Hochzeiten zwischen Cousins ersten Grades breiten sich stark aus, samt der dazugehörigen genetischen Probleme. Zinsfreie Banken nehmen an Zahl zu.
VK: Finanzieren Islamisten große Parteien im Westen? Wie sieht der Einfluss solchen Handelns aus?
DP: Meine Organisation, das Middle East Forum, hat sich in seinem Projekt "Islamist Money in Politics" auf genau diese Frage in den Vereinigten Staaten konzentriert. Die dort vorhandenen tausende Einträge gehen bis 1979 zurück und offenbaren viele Muster. Zum Beispiel gehen 90 Prozent der islamistischen Spenden an Kandidaten der Demokraten. Offensichtlich besteht das Ziel dieser Spenden darin den Islamismus akzeptabel zu machen. Da die liberale Linke diesem Ziel mehr Sympathie entgegen bringt, erhält sie den Großteil oder Spenden. Und das hat funktioniert. Die linksliberalen Stimmen, die dem Islamismus die Stirn bieten, sind rar geworden.
VK: Wie kann der Westen am besten mit der Bedrohung durch die jihadistische Gewalt umgehen?
DP: Indem man die Kernideen hinter dem Rückgriff auf Gewalt angeht, darunter: leben nach einem mittelalterlichen Kodex, der Vorrang des Islam und der Muslime gegenüber anderen Religionen und Gläubigen, die Gültigkeit von Gewalt und Nötigung um den Glauben zu verbreiten und die Vorstellung, dass Gott konkrete Anweisungen gibt.
VK: Was ist die beste Möglichkeit für den Westen, um einsickernde Islamisierung zu vermeiden: offene Debatte zum Kanon des Islam mit Aufforderung zu Reform, Offenlegung der islamistischen politischen Spenden, Ermutigung zum Abfall innerhalb des Islam, Zuwanderungspolitik, die dazu geschaffen ist Islamisten zu enttarnen oder all das und mehr?
DP: Ich würde mich davon fern halten Muslim dazu zu ermutigen den Islam zu verlassen, aber die anderen Ideen sind alle gut. Es gibt jedoch eine fundamentalere Priorität, die darin besteht die Linksliberalen zu überzeugen, dass der Islamismus eine Bedrohung darstellt. Solange dieses riesige Segment der westlichen Bevölkerung der islamistischen Bedrohung gegenüber blind bleibt, sind die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen von begrenztem Nutzen.
VK: Gibt es etwas dem Islam Intrinsisches, das die westlichen Mainstream-Medien verbergen wollen?
DP: Ja. Die Mainstream-Medien und das Establishment im Allgemeinen (was ich die "6 P" nenne – Polizei, Politiker, Presse, Priester, Professoren und Staatsanwälte [engl.: prosecutor]) tun so, als würde die Scharia, ein mittelalterlicher Rechtskodex, der Muslime aufruft Taten zu begehen, der modernen Gepflogenheiten gegenüber zutiefst im Widerspruch steht, nicht existieren. Das führt sie zu dem hirnverbrannten Schluss, dass gemäß der Scharia zu leben sich gegen den Islam richtet. Das spektakulärste Beispiel dafür ist die absurde Diskussion um die Frage, ob der Jihad islamisch ist, was der Frage gleichkommt, ob der Papst katholisch ist. Und in dieser Diskussion kam die extravaganteste Äußerung vom ehemaligen Gouverneur von Vermont, Howard Dean, der über die Angreifer von Charlie Hebdo sagte: "Die sind in etwa so muslimisch wie ich."
Tommy Robinson im Dezember 2017 |
VK: Sind Sie mit dem Fall Tommy Robinson in Großbritannien vertraut? Haben Sie eine Meinung dazu?
DP: Ich verbrachte den Großteil eines Tages im Dezember 2017 mit Tommy Robinson, als er mir seine Heimatstadt Luton zeigte. Er ist sachkundig, unterscheidet zwischen Islam und Islamismus und ist eine Führungspersönlichkeit. Toffs sollten ihre Klasseneinseitigkeit gegen ihn überwinden und die Behörden müssen ihn fair behandeln. Ich hoffe, die ungeheuerliche Behandlung, die er am 25. Mai erlitt – verhaftet zu werden, einen Rechtsanwalt verweigert zu bekommen, vor Gericht gestellt, verurteilt und ins Gefängnis geschickt zu werden, alles innerhalb von ein paar Stunden – dient der britischen Öffentlichkeit als Weckruf.
VK: Wie sollte die US-Politik gegenüber Saudi-Arabien aussehen?
DP: Hätten Sie mich das vor 2015 gefragt, hätte ich geantwortet: Distanz halten, hart verhandeln, den üblen Einfluss samt Wurzeln beseitigen. Seitdem König Salman mit seinem allgewaltigen Sohn Mohammed an der Macht ist, antworte ich allerdings anders: Konzentriert euch darauf zu helfen, dass Mohammeds radikale Reformen Erfolg haben.
VK: Wie sehen Sie den Atom-Deal mit dem Iran?
DP: Ein skandalöser Versuch der sechs teilnehmenden Regierungen das Problem der iranischen Atomwaffen um ein Jahrzehnt aufzuschieben – bis aktuelle Amtsträger voraussichtlich nicht mehr die Verantwortung tragen. Das ist eine widerliche Farce.
VK: Hat Präsident Assad seine eigenen Bürger vergast oder ist das von militanten islamischen Gruppen herbeigeführt worden, um der Vertreibung von Assad Vorschub zu leisten?
DP: Das syrische Regime hat seine untertane Bevölkerung mehr als einmal mit Gas angegriffen, Punkt. Allgemeiner: So widerlich die islamistischen Gruppen auch sind, das Regime hat die überwiegende Mehrheit der Tötungen in Syrien verübt, sowohl vor als auch nach dem Beginn des Bürgerkriegs 2011. Das ist monströs.
VK: Vielen Dank für Ihre Zeit und dafür, so offen die Wahrheit zu sagen. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Aufgaben.