Von Niram Feretti durchgeführtes Interview. Italienischer Originaltitel: "Europa svegliati."
Controverso Quotidiano: Sie haben zuletzt viel über Europas nativistisch-nationalistisch-populistisch-rechtsextreme Parteien geschrieben, die Sie als zivilisationistisch bezeichnen. Warum verwenden Sie diesen Begriff?
Daniel Pipes: Weil keines der anderen von Ihnen verwendeten Worte diese Parteien präzise beschreibt; sie konzentrieren sie darauf die westliche Zivilisation zu bewahren, was zivilisationistisch zum exaktesten Begriff macht.
CQ: Einige wichtige zivilisationistischen Parteien – die Nationale Sammlung in Frankreich, die Freiheitliche Partei in Österreich, Fidesz in Ungarn und die Alternative für Deutschland – beinhalten ein antisemitisches Element. Ist das von Dauer oder vorübergehend, nimmt es zu oder ab?
Doris von Sayn-Wittgenstein, aus der AfD ausgeschlossen |
DP: Dieses Element ist zweifellos vorhanden, aber die meisten zivilisationistischen Parteien geben sich Mühe es zu beseitigen. Zum Beispiel schloss die Alternative für Deutschland Doris von Sayn-Wittgenstein wegen ihrer Verbindungen zum Verein Gedächtnisstätte aus, einer Organisation, die den Holocaust leugnet. Es ist ein ständiger Kampf, aber im Lauf der Zeit scheinen die Parteien weniger antisemitisch zu sein. Man darf zwar nicht zu viel erwarten, aber welche politische Partei in Europa ist nicht zu einem gewissen Maß antisemitisch?
CQ: Es bestehen klare Verbindungen zwischen Putins Russland und solchen zivilisationistischen Parteien wie der Nationalen Sammlung, Fidesz und Italiens Lega: Wie viel Sorgen sollte uns das machen?
DP: Jede Menge. Putin nutzt die Isolation und finanzielle Bedürftigkeit der Zivilisationisten, um bei ihnen Einfluss zu gewinnen. Die Lösung liegt nicht darin sie weiter auszugrenzen, sondern sie in legitime Politik einzubinden, damit sie nicht die Notwendigkeit empfinden sich einem externen Diktator zuzuwenden.
CQ: Was halten Sie von dem in Ungarn geborenen George Soros, einem unverblümten Vertreter von Immigration nach Europa, der letztes Jahr seiner Stiftung Open Society $18 Milliarden spendete, um eine "offene Gesellschaft" ohne Grenze zu bauen?
DP: Angesichts dessen, dass Soros persönliche Angriffe auf meine Person finanziert, habe ich natürlich keine gute Meinung von ihm. Die anonyme Internetseite dcleaks.com veröffentlichte im August 2016 vertrauliche Akten aus Soros' Open Society Foundation (OSF), zu denen ein internes Memo aus dem Jahr 2011 gehörte, "Extrem Polarization and Breakdown in Civic Discourse" (extreme Polarisierung und Zerrüttung im bürgerlichen Diskurs), das eine $200.000-Spende für das Center of American Progress (CAP) diskutierte, um "die Aktivitäten" des Middle East Forums und weiterer NGOs "zu erforschen und zu verfolgen", die den Islamismus bekämpfen. Später im selben Jahr veröffentlichte das CAP einen 138 Seiten langen Bericht, Fear, Inc.: The Roots of the Islamophobia Network in America" (Angst AG: Die Wurzeln des Islamophobie-Netzwerks in Amerika), der mich als einen "Desinformationsexperten" beschrieb, dessen "schwarzseherische Rhetorik" zu antimuslimischer Stereotypisierung anspornt; das sind Vorwürfe, die in einem Folgebericht 2015 wiederholt wurden.
Über diese persönlichen Gründe hinaus sehe ich Soros' Ziel einer grenzenlosen Gesellschaft über das, was humorlos als seine "Open Borders Foundation" bekannt ist, als ein perfektes Vehikel für die Vernichtung der westlichen Zivilisation.
CQ: Bitte kommentieren Sie diese Äußerung von Peter Sutherland, dem UNO-Sonderrepräsentanten für internationale Migration: "Souveränität ist eine absolute Illusion, die wir hinter uns lassen müssen. Die Tage sich hinter Grenzen und Zäunen zu verstecken, sind lange vorbei. Wir müssen zusammenarbeiten und kooperieren, um die Welt besser zu machen. Und das bedeutet einige alte Zöpfe abzuschneiden, einige der alten historischen Erinnerungen und Bilder unseres eigenen Landes loszulassen und zu erkennen, dass wir Teil der Menschheit sind."
DP: Peter Sutherland sollte für Soros arbeiten. Die beiden passen himmlisch gut zusammen.
CQ: Und kommentieren Sie bitte diese Äußerung von Douglas Murray in Der Selbstmord Europas: "Menschen aus aller Welt strömen gerade zu einer Zeit nach Europa, zu der es selbst nicht mehr weiß, was es sein soll. Und während die Einwanderung von Millionen Menschen aus anderen Kulturen in eine starke und durchsetzungsfähige Kultur hätte funktionieren können, kann die Einwanderung in eine von Schuld zermarterte, abgestumpfte, sterbende Kultur nicht gut gehen."
DP: Dem stimme ich entschieden zu. Ich bin derselben Perspektive in einem Blogeintrag nachgegangen, den ich 2005 anfing: "British Culture – Worth Saving?" (Britische Kultur – rettenswert?)
CQ: Offenheit fordert ihren Tribut. Thilo Sarrazin, ein Sozialdemokrat, veröffentlichte Deutschland schafft sich ab; darin argumentiert er, dass niedrige deutsche Geburtenraten und starke muslimische Einwanderung die deutsche Gesellschaft grundlegend umgestalten; dafür musste er von seinem Posten im Vorstand der Bundesbank zurücktreten. Der namhafte französische Historiker Georges Bensoussan sagte, dass Antisemitismus ein permanentes Kulturmerkmal der islamischen Kultur ist und wurde wegen Rassismus-Vorwürfen vor Gericht gezerrt. Diese und viele weitere Fälle werfen die Frage auf: Wie sehr dient die politische Korrektheit der islamistischen Agenda?
DP: Sehr. Die Rushdie-Regeln, das scharfe islamistische Vorgehen gegen die offene Diskussion des Islam im Westen und verwandte Themen begann mit Khomeinis berüchtigtem Edikt gegen Salman Rushdie 1989. Damals stand die Linke ziemlich stabil hinter Rushdie. (Der amerikanische Romanautor Norman Mailer: "Es ist unsere Pflicht uns hinter ihn zu stellen und unsere Pflicht der Welt zu erklären, sollte er jemals ermordet werden, es unsere Schuldigkeit ist an seinen Platz zu treten. Wenn er jemals wegen einer Dummheit getötet wird, müssen wir für dieselbe Dummheit getötet werden.") Dreißig Jahre später würde die Linke diese Solidarität nicht aufbieten. Ihre Ablehnung der offenen Diskussion des Islam ergänzt die der Islamisten säuberlich.
CQ: Wie sollen wir die politische Korrektheit bekämpfen?
DP: Indem wir mehr Konservative dazu ermutigen Intellektuelle zu werden.
Matteo Salvini, Parteichef der Lega in Italien |
CQ: Die Linke beschuldigt die Leiter der zivilisationistischen Parteien regelmäßig des Faschismus. Matteo Salvini zum Beispiel, der Parteichef von Italiens Lega und Innenminister des Landes, der den Stopp der unkontrollierten Zuwanderung zu seiner Priorität gemacht hat, wird als Erbe von Benito Mussolini dargestellt. Gibt es an diesem Vorwurf etwas Wahres oder ist er lächerlich?
DP: Er ist lächerlich. Mit seiner Betonung von Staatsmacht als lebendigem Glauben zerstört der Faschismus die westliche Zivilisation, während Salvini und andere Zivilisationisten sie retten wollen.
Diese Linken sind clever: Sie beschuldigen jemanden, er wolle das Gegenteil dessen, was er tatsächlich will. Auch ich habe diese Erfahrung gemacht; ein aktuelles Beispiel war mich als Rechtsextremen zu beschreiben, ausgerechnet von Nachkommen von Nazis in den deutschen und österreichischen Medien.
CQ: Wie ernst ist das Risiko der Islamisierung Europas?
DP: Sehr ernst. Sie ist unvermeidlich, außer die Zivilisationisten schaffen es die Grenzen zu kontrollieren und Muslime zu integrieren.
CQ: Wie sehen die Gegenmittel für Islamisierung aus?
DP: Die Europäer wachen auf und stimmen dafür die notwenigen Schritte zu unternehmen.