Wenn amerikanische Bürger ihre Regierung zugunsten Israels unter Druck setzen, verurteilen einige politische Mandarine des Auslands dies hochnäsig als Privilegierung der eng gefassten Vorrechte einer ethnischen Gruppe gegenüber der desinteressierten Fassung von Außenpolitik. In Wirklichkeit verbessern aber Lobbygruppen wie das American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) und Christians United for Israel (CUFI) die US-Außenpolitik.
Einer der schlimmsten Bestseller |
In den 1950-er Jahren machten Kritiker Israels die "jüdische Lobby" für die Verhinderung einer antisowjetischen Allianz verantwortlich. In den 1970-ern schoben sie den robusten Beziehungen zwischen den USA und Israel die Verantwortung für den arabischen Öl-Boykott zu. In den 2000-ern war die Israel-Lobby am Irak-Krieg schuld. In den 2010-er Jahren kritisierten sie sie wegen Behinderung und später der Aufhebung des Iran-Deals. Am bekanntesten führten John J. Mearsheimer von der University of Chicago und Stephen M. Walt aus Harvard die allgemeine Klage gegen proisraelische Amerikaner in ihrem Bestseller aus 2007, The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy.
Als Reaktion rechtfertigen proisraelische Aktivisten üblicherweise ihre Lobby-Bemühungen mit zwei Begründungen. (1) Nutzen: Israel nutzt den USA. Amerikaner profitieren von seiner Entwicklung und Testung fortschrittlicher Waffen, seinem Geheimdienst-Netzwerk, innovativer Wasser-Technologie und davon, dass es der stärkste und verlässlichste Staat in der wichtigen, aber unbändig unruhigen Region des Nahen Ostens ist. (2) Keine Kosten: Die Beziehungen zwischen den USA und Israel beeinträchtigt die anderen Beziehungen zu den USA nicht. In alten Zeiten bedeutete das die Beziehungen zu Ägypten, dem Irak und Saudi-Arabien; heute bezieht sich das auf die Türkei, Qatar und den Iran.
Es könnte allerdings sein, dass diese Argumente in der Zukunft nicht mehr zutreffen, weil Nutzen und Kostenfreiheit verschwinden könnten. So wie sich Linke vom jüdischen Staat distanzieren, könnte eine etwaige Präsidentin Kamala Harris ablehnen, was Israel zu bieten hat und feststellen, dass enge Beziehungen zu Jerusalem Initiativen gegenüber dem Iran verhindern.
In der Erwartung einer solchen Verlagerung schlage ich vor, die Israel-Lobby auf ganz andere Weise zu betrachten, indem ihre innenpolitische Rolle gegen Auslandseinfluss zur Geltung gebracht wird.
Das Blackstone Memorial, 1891: "Palästina den Juden" |
Israelis wie Palästinenser fordern die begeisterte Unterstützung eines großen "Hinterlandes" ein. Die Israelis haben die jüdische Diaspora, besonders ihre reichen und mächtigen Leiter, von Chaim Weizmann bis Sheldon Adelson, sowie ein weltweites Netzwerk christlicher Unterstützer von Lord Palmerston und William Blackstone bis zu Clark Clifford und Nikki Haley. Auf parallele Weise haben die Palästinenser auf arabische, muslimische, europäische und kommunistische Staaten gezählt, jeweils auf Ägypten, den Iran, Schweden und die Sowjetunion, sowie auf zunehmende Unterstützung durch die globale Linke, als Beispiel sei Jeremy Corbyn genannt. In der Tat, so hat Steven J. Rosen gezeigt, "verläuft die arabische Straße nach Washington über Paris, London und Berlin".
Im Verlauf des letzten Jahrhunderts haben diese Hinterländer zugenommen und sich einander ausbalanciert. Beide entstanden nach dem Ersten Weltkrieg, als britische Zionisten ihre Regierung unter Druck setzten eine jüdische nationale Heimstatt in Palästina zu unterstützen, während arabische Führer Großbritannien Versprechen zu Palästina abverlangten, bevor sie ihm im Krieg halfen. Während des Zweiten Weltkriegs übten westliche Juden und ihre Verbündeten verzweifelt Druck auf die britische Regierung aus, Palästina für jüdischen Flüchtlingen zu öffnen, während arabische Herrscher drohten Großbritanniens Kriegsanstrengungen zu sabotieren, sollte es diese Zuwanderung gestatten.
Nach dem Krieg rückten amerikanische Zionisten an die Spitze; die unabhängigen arabischen Staaten verdreifachten sich. Die Zionisten beeinflussten Präsident Truman erfolgreich, dass er 1948 den Staat anerkannte; fünf arabische Staaten marschierten in das entstehende Staatswesen ein. Jede Seite lernte von der anderen: Die Israelis entwickelten ein leistungsstarkes Militär, die Araber gewannen im Westen zunehmend an Einfluss in Politik, Medien und Bildung. Jede Seite entwickelte und verfeinerte Techniken, wie sie aus ihrem Hinterland Geld bekommt, ob der United Jewish Appeal oder Spenden aus Saudi-Arabien, Kuwait und anderen Regierungen.
Israel wurde wiederholt, wenn seine Feinde es angriffen, von seinen amerikanischen Freunden verteidigt. Arabische Staaten boykottierten US-Firmen, die in Israel investierten; Israels Freunde gewannen Gesetze, die es illegal machten solche Boykotte zu befolgen. Arabische Staaten hielten Öllieferungen zurück; Zionisten drängten gegen die Kapitulation vor solchem Druck. Als arabische Staaten überwältigende Mehrheiten in internationalen Organisationen zusammentrugen, machten Israels Freunde das Gleiche im Kongress. Jedes Hinterland kämpft für seine Sache. Jedes bietet diplomatische Unterstützung, Finanzhilfe und Waffen.
Ein Zeichen der Zeit 1973/74: das arabische Öl-Embargo. |
Mit anderen Worten: Amerikanische Zionisten dienten als Hauptgegenpart für antizionistische Staaten des Auslands. Die Zionisten drängen Washington von innen, die Staaten tun das von außen. Es ist ein bedeutender Unterschied, aber letztlich nur ein technischer.
Also behindert die Israel-Lobby die Formulierung einer objektiven Außenpolitik nicht, sondern gleicht konstruktiv antiisraelischen Einfluss aus. Für Israel zu streiten ist nicht nur durch den ersten Verfassungszusatz geschützt und völlig legitim, sondern es informiert und verbessert die Formulierung amerikanischer Politik, indem sie Einflüsse aus dem Ausland kontert. Die Israel-Lobby ist deshalb gut für Amerika.
Daniel Pipes (www.DanielPipes.org @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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Update vom 28. Januar:
Der Angriff in der Ära Biden hat bereits begonnen: David Corn von Mother Jones und Ken Dilanian von NBC News veröffentlichten Artikel über Anne Neuberger, die stellvertretende nationale Sicherheitsberaterin für Cyber- und neu entstehende Technologie und dass ihre Familienstiftung rund $500.000 an AIPAC spendete; damit wurde eine geteilten Loyalität angedeutet. Reaktionen dazu sehen sie in der Berichterstattung bei JNS.