Hier ist eine neue Idee zur Lösung von Israels zunehmend schmerzhafter politischer Sackgasse.
Die Krux an der Sache findet sich in der Tatsache, dass einer von Benjamin Netanyahus möglichen Koalitionspartnern, die von Bezalel Smotrich geführte Religiös-Zionistische Partei (RZP), es ablehnt ihn zu unterstützen, sollte Netanyahu sich in irgendeiner Weise auf die islamistische Partei Ra'am verlassen, um die Mehrheit von 61 Sitzen in Israels Parlament, der Knesset zu bekommen. Aber ohne die RZP und Ra'am in seiner Koalition kann Netanyahu die 61 Sitze nicht bekommen. Daher die Sackgasse.
Umschlag der Charta der Islamischen Bewegung in Israel |
Bisher ist Smotrichs Ablehnung von Ra'am absolut und bedingungslos gewesen, gegründet auf der Tatsache, dass Ra'am die Existenz des jüdischen Staates Israel ablehnt. Um aus ihrer Charta von 2018 zu zitierten: Die Partei bezeichnet den Zionismus als "rassistisches Besatzungsprojekt", lehnt die Treuepflicht gegenüber dem jüdischen Staat ab und fordert ein Rückkehrrecht für Palästina-Flüchtlinge. Nicht wirklich unvernünftig befürchtet Smotrich, dass Ra'am wie auch immer zu legitimieren zu einer Menge schlimmer Konsequenzen für Israel führen wird. Er verharrt eisern auf seinem Standpunkt.
In Ordnung. Aber es wäre produktiver, wenn Smotrich und die RZP Bedingungen ausformulieren würden, unter denen sie die Unterstützung von Ra'am akzeptieren. Was wäre nötig, damit deren Charta ergänzt wird? Wie würde Ra'ams Parteichef Mansour Abbas mit seinen Wählern auf Arabisch über Israel reden müssen? Vorbehaltlos davon auszugehen, dass eine solche Veränderung außer Frage steht, hat die RZP die Idee bisher nicht einmal aufgebracht – was vernünftig erscheint, weil vermutlich kein Islamist der Welt, geschweige denn unter den Palästinensern, Israel anerkennt.
Aber in Wirklichkeit existiert die Basis für eine solche Anerkennung. Sie existiert nicht im Tumult der aktuellen Politik, aber in der Gründungsschrift des islamischen Glaubens, dem Koran aus dem siebten Jahrhundert. Glaubt es oder auch nicht, aber der Koran ist ein protozionistisches Dokument mit Versen, die die jüdische Präsenz dort befürwortet, was er das Heilige Land (al-ard al-muqaddasa) nennt, das Territorium, das in etwa den modernen Staat Israel ausmacht.
Ein Teil von Sure 5,20 aus einem um 1180 geschriebenen Manuskript in neuen Stil Kufic-Schrift; im Besitz des Metropolitan Museum of Art |
Zum Beispiel zitiert Sure 5,20-21 Moses, der den Juden sagt: "Oh mein Volk! Tretet in das Heilige Land ein, das Allah für euch bestimmt hat." Ähnlich erklärt Sure 7,137: "Und Wir gaben dem Volk, das unterdrückt worden war, zum Erbe die östlichen und die westlichen (Gegenden) des Landes, das Wir gesegnet haben. Und das schönste Wort deines Herrn erfüllte sich an den Kindern Israels." Andere Koranverse (Sure 2,40; 7,159-160; 17,100-104) bestätigen diese Thematik, ebenso Hadith-Berichte und führende Korangelehrte der vormodernen Zeit.
(Und beachten Sie, dass der Koran die Juden als "Kinder Israels" bezeichnet.)
Intensive Erforschung dieses Themas ist von Wissenschaftlern wie Nissim Dana von der Universität Ariel und Autor des Buchs Wem gehört das Land? Neuuntersuchung des Koran und klassischer islamischer Quellen zum Volk Israel, seinen Lehren und seiner Verbindung zu Jerusalem (auf Hebräisch) von 2013 durchgeführt worden. Auf der islamischen Seite sind Muhammad Al-Hussaini, früher am Leo Baeck College, Khaleel Mohammed von der San Diego State University und Mohammad Tawhidi vom der Islamic Association of South Australia wegweisend darin gewesen das zu beweisen. Mit Khaleel Mohammads Worten: "Es liegt im muslimischen Bewusstsein, dass das Land zuerst den Juden gehörte." Ein weiterer muslimischer Denker, Abdul Hadi Palazzi, redet direkt und erklärt: "Allah ist Zionist."
Die RZP sollte darüber nachdenken, Ra'am vorzuschlagen, dass sie deren Unterstützung einer Koalitionsregierung akzeptieren wird, wenn Ra'am an diesen Grundlagen des islamischen Glaubens ausrichtet. Um Unklarheiten zu vermeiden, sollte die RZP ihre Bedingungen ausführlich und mit hoher Präzision auflisten.
Ich habe nicht die Illusion, dass Ra'am auf dieses Angebot anspringt, aber es ist durchaus wert es zu versuchen und zwar aus zwei Gründen. Erstens hat Mansour Abbas beispiellosen Pragmatismus und Flexibilität gezeigt, was die Aussicht steigert, dass Ra'am möglicherweise die Bedingungen der RZP akzeptiert, was zur Bildung einer Regierung und einer riesigen und historischen Zunahme des Formats von Ra'am führen würde. Zweitens: Selbst wenn Ra'am die Gelegenheit ausschlägt, würde solche eine öffentliche Herausforderung durch Smotrich an Abbas endlich die weitgehend unbekannte protozionistische Perspektive in die breite, allgemeine Diskussion in Israel und darüber hinaus einbringen – ein nützlicher Schritt für Juden wie für Muslime.
Bezalel Smotrich (links) und Mansour Abbas |
Obwohl ich argumentiert habe, dass Benjamin Netanyahu Israels nächster Präsident werden sollte, nicht sein nächster Premierminister, heben die positiven Auswirkungen der Anerkennung des jüdischen Staates durch israelische Muslime ein solch gewöhnliches politisches Problem auf.
Kurz gesagt: Aus diesem innovativen Schritt hin zu einem Sieg Israels kann nur Gutes entstehen.
Daniel Pipes (DanielPipes.org, @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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