Am 13. Mai 1996 stand der 17-jährige David Boim, ein Amerikaner, mit zwei anderen Yeschiwa-Schülern an einer Bushaltestelle in der Westbank, als zwei palästinensische Terroristen in einem Auto vorbei fuhren, ihm in den Kopf schossen und ihn töteten.
Dieses tragische Ereignis führte zu einer Reihe juristischer Züge, die in einer 600-Millionen-Dollar-Klage gipfelten, die Anfang des Monats bei einem Bundesgericht in Chicago gegen verschiedene US-Organisationen eingereicht wurde, denen vorgeworfen wird, dass sie unter einem Deckmantel für die Hamas arbeiten.
Hier ist die komplexe Verbindung dieser beiden Ereignisse, die genau vier Jahre auseinander liegen: Es begann alles im Oktober 1992 mit der Verabschiedung eines US-Gesetzes, das es Terror-Opfern ermöglicht, zivile Schadensersatzansprüche gegen ihre Aggressoren einzuklagen.
Dann, im Januar 1995, erklärte die Clinton-Administration die Hamas zu einer Terrorgruppe, deren Vermögenswerte eingezogen werden konnten.
Im April 1996 wurde ein Gesetz verabschiedet, das es für Amerikaner als illegal erklärte, Geld an Terrorgruppen zu schicken – selbst, wenn dieses Geld vorgeblich zur Unterstützung humanitärer" Arbeit (Krankenhäuser, Schulen) geschickt wird, die von diesen Gruppen unterstützt wird.
Einer der beiden Mörder Boims verlor im September 1997 sein Leben bei einem Selbstmordanschlag in Jerusalem, durch den fünf Zivilisten starben und 192 verletzt wurden.
Im Februar 1998 gestand der andere Killer den Mord an Boim und ein Gericht der Palästinensischen Autonomie verurteilte ihn zu zehn Jahren Gefängnis mit schwerer Arbeit.
Im Juni 1998 beschlagnahmte das FBI 1,4 Millionen Dollar an Werten (einschließlich Bankkonten, einem Haus und einem Auto) bei Mohammed Salah, einem in Bridgeview, Illinois, lebenden Palästinenser, bei jemandem, der bereits wegen Geldschmuggels für die Hamas verhaftet war, und beim Quranic Literacy Institute (QLI), einer muslimischen Organisation aus Oak Lawn, Illinois. Eine schriftliche Erklärung des FBI erklärte, dass Salah und das QLI verdächtigt wurden für die Hamas Geld gewaschen zu haben: QLI und mit dem QLI verbundene Körperschaften und Einzelpersonen waren wahrscheinlich die Geld-Quelle für Salahs Ausgaben in Verbindung mit der Hamas." Bankauszüge enthüllten z.B., dass der Vorsitzende des QLI an drei aufeinander folgenden Tagen im Oktober 1991 drei Schecks über je $6.000 an Salah ausstellte.
Stanley und Joyce Boim, die Eltern von David, fügten all diese Elemente zusammen und reichten am 12. Mai 2000 eine Zivilklage gegen alle Mörder ihres Sohne, Salah, das QLI, einen hochrangigen Vertreter der Hamas namens Mousa Abu Morazook und ein Netzwerk von Fassaden-Organisationen" in den USA, die sie als an die Hamas angegliedert identifizierten. Dazu gehörten die United Association for Studies and Research, ein Think Tank in Annandale, Virginia; die Holy Land Foundation for Relief and Development, eine Wohlfahrtsorganisation in Richardson, Texas, und die Islamic Association for Palestine, eine gemeinnützige Gruppe, ebenfalls aus Richardson, sowie zwei Schwesterorganisationen.
Die Kläger planen die Existenz nur einer finanziellen und Kommunikations-Verbindung zwischen den amerikanischen Organisationen und den Mördern feststellen zu lassen – nicht, dass diese Organisationen im Einzelnen die Waffen kauften, die zur Ermordung von David Boim benutzt wurden. Die Beklagten leugnen jegliche Verbindung. Dalell Mohammed von der Holy Land Foundation behauptet, dass die HLF sich damit beschäftigt Flüchtlingen und Menschen in Not zu helfen. Wir dulden keine Art von Gewalt, denn wir sind eine humanitäre Organisation."
Die Kläger haben zwei Ziele. Das bescheidenere davon ist einfach, einen Präzedenzfall zu schaffen, dass eine Person für jegliche Unterstützung einer als Terror-Organisation benannten Gruppe juristisch für die Taten dieser Gruppe haftbar gemacht werden kann. Das könnte gewichtige Auswirkungen zur Abschreckung vor solchen Organisationen haben. Nathan Lewin, der gefeierte Anwalt, der den Fall für die Boims übernommen hat, sagt, ein Sieg in diesem Fall würde den Antiterror-Gesetzen Zähne verleihen, die die Clinton-Administration bisher so ungern angewendet hat."
Das ambitioniertere Ziel ist, ein Urteil gegen die genannten Organisationen zu erzielen. Wenn Davids Eltern damit Erfolg haben, stellt Terrorismus-Experte Steven Emerson heraus, würde das möglicherweise zur Folge haben, dass die Beklagten durch die Bloßstellung als Terror-Agenten an den Rand gedrängt werden. Wichtiger noch: Hamas sammelt etwa ein Drittel ihrer Gelder in den USA und diese Quelle würde mit Sicherheit ziemlich austrocknen, was die Terrorfähigkeiten der Hamas einschränkte.
Dem QLI und den anderen Gruppen die Gelder zu entziehen ist kein quixotischer Traum, dafür gibt es Präzedenzfälle: Das Southern Poverty Law Center gewann vor ein paar Jahren ein vergleichbares Zivilverfahren gegen den Ku Klux Klan, wodurch diese Organisation verarmte, womit ihre Reichweite und ihre Anziehungskraft ernsthaft reduziert wurde.
Sollten die Boims allerdings in beiden Aspekten verlieren, dann werden die Beklagten bestätigt, Hamas wird eine juristisch zugelassene amerikanische Basis haben und die Antiterror-Rechtsprechung wird sich als hohl erwiesen haben.
Daher hängt viel von diesem Fall in Chicago ab.