Warum diese Internetseite, warum diese Publikation? Weil der Westen sie braucht.
Etwas Hintergrund: Islamismus im Westen platzte mit der Buchverbrennung und radikalen Äußerungen in die Aufmerksam der Öffentlichkeit, die die Attacken auf Salman Rushdie und seinen Roman Die Satanischen Verse 1988/89 begleiteten. Ayatollah Khomeinis Todesedikt machte die westliche Öffentlichkeit zum ersten Mal und mit der nötigen Erschütterung darauf aufmerksam, dass die in aller Stille zunehmenden Muslim-Bevölkerungen zivilisatorische Probleme darstellen, die bei – sagen wir – Chinesen, Hindus und christlichen Afrikaner nicht der Fall sind. Das läuft auf eine minderheitlichen, aber mächtigen Wunsch hinaus, mittelalterliche islamische Gesetze (die Scharia) im Westen mit all ihren grässlichen Folgen für Nichtmuslime und Frauen zur Anwendung zu bringen und westliche Gesellschaften umzugestalten.
Eine lange Reihe Angriffe im Verlauf der nächsten Dutzend Jahre verknüpften den Islam mit Gewalt. Manche wurden berüchtigt, aber keiner erreichte wesentliche Quoten: Die Bombe im World Trade Center 1993 z.B. tötete nur sechs Menschen und der Versuch den Eiffelturm einstürzen zu lassen schlug fehl. Jihad blieb eine Sorge eher der Bildung und zumeist auf Politiker beschränkt. Währenddessen organisierten Islamisten sich und brüsteten sich mit ihren ungestörten Fortschritten.
Dann kamen die die Welt erschütternden Ereignisse vom 11. September 2001 mit dreitausend Toten und der Einstellung des normalen Lebens überall in den USA. Damals formulierte ich es so: Kein Amerikaner machte an diesem Tag einer Frau einen Heiratsantrag. "Alles änderte sich", "wir stehen vereint" wurden fast universale Mantras. Die "Einer für alle"-Klausel der NATO trat zum ersten und einzigen Mal in Kraft. Plötzlich und für die nächsten Jahre wurden der Islam, Muslime, Islamismus und Jihad zum Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. Korane waren ausverkauft, der Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten wurden zu Allgemeinwissen und bislang feinere Themen wie die Hadithe wurden zu Material von Talkshows. Von Boulevardzeitungen über Blogs zu angesehenen Zeitungen und Kabel-Nachrichtensendungen bot die Presse ausführliche Profile und Exposés, die den Radikalismus in islamischen Institutionen aufdecken. Schulen und Politiker zogen nach.
Zusammen mit dieser Aufmerksamkeit kam eine Umfunktionierung von Sicherheitsinstitutionen, die sich auf Jihad konzentrierten: Das Militär, Geheimdienste und Gesetzeshüter rüsteten alle auf, um eine Wiederholung des 9/11 zu verhindern. Ihr eindrucksvoller Erfolg hatte dann zwei anhaltende Folgen: Zuerst wandten Islamisten sich allgemein von Gewalt ab, um innerhalb des Systems zu arbeiten, von Kriminalität zu gesetzeskonformem Islamismus. Zweitens minderte das Fehlen von über die Straßen laufenden Blutes zusammen mit dem Aufkommen anderer Themen (Trump, China, die woke Linke, Klimawandel) das Interesse am Islamismus. Redakteure, Produzenten, Politiker, Pädagogen und die allgemeine Öffentlichkeit schienen davon genug zu haben.
Dieser Rückgang ist messbar. Um nur einen Index zu nehmen: US-Fernsehnachrichten erwähnten den Islam in den Jahren 2010 bis 2013 mehr als zweitausendmal, 2014 mehr als dreitausendmal und erreichte den Höchststand 2015 mit mehr als fünftausendmal. Dann ging es 2016 auf mehr als dreitausend-mal zurück, 2017 auf mehr als zweitausendmal, 2018 auf mehr als eintausendmal, 2019/20 auf mehr als sechshundertmal und auf mehr als zweihundertmal im Jahr 2021. Mit anderen Worten, der Islam wurde 2015 mehr als 19-mal so oft erwähnt wie sechs Jahre später. Dieser Anteil scheint auch für viel anderes zu gelten und nicht nur in den Vereinigten Staaten. Der Islam und verwandte Themen sind in ihre Halbdunkelheit von vor dem 9/11 zurückgefallen.
Erwähnungen von "Islam" in US-Fernsehnachrichten 2010 bis 2021 |
Natürlich impliziert ein Zusammenbruch des Interesses keinen Rückgang der islamistischen Herausforderung. Tatsächlich machen das Geld, die Fähigkeiten, die Energie und der Einsatz gesetzeskonforme Islamisten wohl gefährlicher als jemals zuvor. Die Linke betreibt ihnen gegenüber weitgehend Appeasement und die Rechte sorgt sich derzeit mehr um die letzten Wahlen und die Impfpflicht. Regierungen subventionieren die Islamisten, Bildungsinstitutionen heißen sie willkommen, Gesetzgeber kommen ihnen entgegen, Richter passen sich ihnen sprunghaft an. "Islamophobie", Andrew Cummins beschrieb es schillernd als "ein Wort, das von Faschisten geschaffen wurde und das Feiglinge nutzten, um Deppen zu manipulieren", ist sogar zu einem juristischen Begriff geworden.
Angesichts all dessen machen wir vom Middle East Forum weiter und warnen vor den kommenden Katastrophen. Daniel Greenfield hielt fest: "Den Jihad bekämpfende investigative Gruppen wie das Middle East Forum ... machen weiter wichtige Arbeit angesichts des abnehmenden Interesses der konservativen Medien. ... ohne einen einzigen großen, verheerenden Terroranschlag, nur mit einem steten Fluss an kleineren, beachten weniger die tickende Zeitbombe des islamistischen Einflusses. Ganz ähnlich der Stille vor dem Sturm am 11. September ist das ein Fehler, den wir bereuen werden."
Focus on Western Islamism (Konzentration auf den westlichen Islamismus/FWI) beginnt seine Arbeit unter diesen unglücklichen Umständen. Die uns führende Philosophie ist die, die ich nach dem 9/11 formulierte: "Der Radikale Islam ist das Problem, der moderate Islam ist die Lösung." Um das ganz klar zu sagen: Wir bekämpfen den Islamismus als Ideologie, nicht den Islam als Religion. Allerdings sind islamisches Überlegenheitsdenken, Jihad, Sklaverei, Unterdrückung von Frauen und andere problematische Eigenschaft unauslöschliche Kennzeichen des traditionellen Islam, was Muslime anerkennen müssen, bevor sie ihre Religion an die Moderne anpassen können. Diese Merkmale können nicht beiseitegeschoben werden, sondern man muss sich ihnen stellen, bevor die Reform beginnen kann. Dann können Muslime den Koran und die Hadithe allegorisch interpretieren, außer Kraft setzen oder auf andere kreative Weise mit ihnen umgehen, wie sie es für richtig halten.
Westlich beinhaltet für uns zunehmend nicht nur Europa, Nordamerika und Australien, sondern auch – zu einem geringeren Grad – Lateinamerika, Japan und Südkorea; alles Bereiche, in denen der Islam in junges Phänomen ist. Unsere Berichterstattung deckt Menschen und Gebiete nicht ab, besonders im Südosten Europas, in denen der Islam Jahrhunderte alt ist.
FWI hat drei vorrangige Ziele: Ein Umfeld zu bieten, in dem Autoren ein Publikum und Leser ernsthafte und gebildete Analysen finden können; antiislamistischen Muslimen eine Stimme zu geben; und das Innenleben des Islamismus zu untersuchen, wobei besondere Aufmerksamkeit auf Themen wie interne islamistische Kämpfe gelegt wird, auf islamistische Geldquellen, islamistisches Geldausgeben und was hinter verschlossenen Türen geflüstert wird. Wir hoffen und planen ein Forum für die Bekämpfung der Geißel des Islamismus durch Überzeugung der skeptischen, durch Motivierung der Überzeugten und Führung der Motivierten zu werden.
Daniel Pipes (DanielPipes.org, @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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