Dies ist die Einführung in eine Sammlung von Aufsätzen: Israeli Views on Victory (Was Israelis über Sieg denken)
Bei der ersten Formulierung der Idee eines israelischen Sieges Ende der 1990-er Jahre (und als ich im April 2001 erstmals darüber schrieb), schien das so weit weg zu sein wie der Mond. Aber heute bringt es eine Kombination aus einem realistischeren israelischen Gemeinwesen und arabischen Staaten, die sich auf die Bedrohung durch den Iran konzentrieren, in Reichweite. Daher müssen die Folgerungen dazu detaillierter ausgearbeitet werden. Das ist das Ziel dieser Broschüre.
Sieg Israels bedeutet, dass Israel den Palästinensern der Westbank und des Gazastreifens seinen Willen aufzwingt, damit Mehrheiten dort endlich aufhören den Versuch zu unternehmen es zu beseitigen und stattdessen die dauerhafte Existenz des jüdischen Staats akzeptieren. Ein Sieg Israels zielt darauf ab die Palästinenser zu besiegen, damit sie nicht länger der Feind auf den militärischen, diplomatischen, ökonomischen oder sonstigen Schlachtfeldern sind. Ironischerweise nutzt die Befreiung der Palästinenser von ihrer Besessenheit mit Israel ihnen sogar mehr als den Israelis, denn es öffnet ihnen den Weg ihr eigenes Gemeinwesen, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur aufzubauen. So gewinnen alle Seiten von einem israelischen Sieg und einer palästinensischen Niederlage.
Umfragen zeigen, dass die israelische Öffentlichkeit die Idee eines Sieges zunehmend attraktiv findet. Zum Beispiel stellte eine Umfrage von Midgam Research & Consulting nach dem Krieg zwischen Israel und der Hamas vom Mai 2021 fest, dass 82 Prozent der jüdisch-israelischen Befragten zustimmten, dass "es kein Appeasement der Hamas gegeben kann; nur mit einer zweifelsfreien Niederlage können wir dem Konflikt ein Ende setzen". Und 70 Prozent stimmten zu, dass "es keine Deals mit terroristischen Organisationen geben darf, nur [ihre] Niederlage. Israel muss seine gesamten militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Mittel einsetzen, um den Willen der Hamas den Kampf fortzusetzen zu brechen".
Politische Führer Israels reden neuerdings vom Siegen. Naftali Bennett machte das als Verteidigungsminister, als er die Truppen segnete: "Stärke die Hände derer, die dein heiliges Land verteidigen, gewähre ihnen Befreiung und schmücke Sie mit einem Siegesumhang." Als er Premierminister war, sprach Benjamin Netanyahu von "Israels Sieg". Als Präsident sprang Reuven Rivlin auf den Zug Israels Sieg auf: "Seit Anbeginn des Zionismus bis heute ist ein Israel, das die Initiative ergreift, ein Israel das siegt. Jetzt ist die Zeit die Initiative zu ergreifen; jetzt ist die Zeit für Sieg." Der ehemalige Verteidigungsminister Avigdor Liberman artikulierte sein Ziel gegenüber der Hamas als "ihren Willen zur Fortsetzung des Kampfes zu brechen".
Genauso auch ranghohe Militärs. IDF-Generalstabschef Aviv Kochavi behauptete, dass das israelische Militär "mit dem mehrjährigen 'Momentum'-Plan ein Konzept zum Sieg formuliert hat". Als er sich darauf vorbereitete das Kommando Süd zu übernehmen, sprach Generalmajor Eliezer Toledano von der vor ihm liegenden Herausforderung: "Ich bin für den Schutz der Grenze verantwortlich, verantwortlich dafür den Krieg zu gewinnen und den Bürgern Israels Sicherheit und ein Gefühl der Sicherheit zu bieten."
Teherans beherrschender Einfluss auf vier Arabisch sprechende Hauptstädte (Bagdad, Damaskus, Beirut und Sanaa) sowie seine weiteren Aggressionen hat zusammen mit schwachen USA mehrere arabische Führer veranlasst sich um Israel als Verbündeten zu bemühen. Angefangen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch in Bahrain, Oman, Saudi-Arabien, Marokko und der Sudan betrachten arabische Entscheidungsträger Israel weniger durch das Objektiv des palästinensisch-israelischen Konflikts und mehr in Begriffen bilateraler Beziehungen, was dem jüdischen Staat mehr Handlungsfreiheit bietet.
Ein Israelischer Sieg ist einfach zu erklären, bringt aber komplexe Folgerungen mit sich. Welche Taktik sollte Israel anwenden? Wie viel Gewalt ist erforderlich? Behindert israelische Ethik einen Sieg? Wird die israelische Gesellschaft dadurch brutalisiert? Schadet er international Israels Ruf? Können die Palästinenser angesichts ihres weltweiten Unterstützer-Netzwerks besiegt werden? Bietet der Islam einen unbesiegbaren Kern? Wie erkennt man eine palästinensische Herzensänderung? Wie wird sich eine Niederlage auf Israels muslimische Bürger auswirken?
Die folgenden ausgezeichneten Aufsätze nehmen mehrere Aspekte dieser Fragen auf: MK Zvi Hauser plädiert für die Entwaffnung der Hamas. MK Evgeny Sova bietet Ideen für die Stärkung des Bewusstseins für einen Sieg Israels. Generalmajor a.D. Yitzhak Brick plädiert dafür, dass die IDF ihren alten Geist zurückgewinnen muss. An der Heimatfront stellt Brigadegeneral a.D. Hilik Sofer fest, dass die Widerstandskraft der israelischen Öffentlichkeit stärker ist als gewöhnlich angenommen wird und Sarah Haetzni-Cohen stellt die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Organisationen heraus. Brigadegeneral a.D. Amir Avivi erklärt, dass ein Sieg die Herstellung voller Souveränität im Negev erfordert und Tom Nisani macht dasselbe für den Tempelberg. Schlomo Ne'eman untersucht, wie man internationalem Druck standhält. Yifa Segal entkräftet die irrige Verbindung von Armut und Gewalt.
Der israelische Stratege Efraim Inbar betrachtet die Palästinenser beruhigend als nichts anderes als ein "strategisches Ärgernis", weil ihnen wirtschaftliches oder militärisches Gewicht fehlt, aber er übersieht die Tatsache, dass der stärker als je zuvor vorhanden Antizionismus der Globalen Linken sich fast ausschließlich auf deren Wahrnehmung stützt, Israel würde die Palästinenser der Westbank und des Gazastreifens misshandeln. Das bedeutet, dass die einzige Möglichkeit diese gefährliche Feindseligkeit zu reduzieren – stellen Sie sich vor, wie es wäre, würde eines Tages ein Linker wie Bernie Sanders im Weißen Haus sitzen – nur über die Beseitigung der Palästinenserfrage möglich ist. Aus israelischer Sicht ist daher die Auseinandersetzung mit der Westbank und dem Gazastreifen genauso dringlich wie die Auseinandersetzung mit dem Atomarsenal des Iran. Und jetzt ist die Zeit das anzugehen, solange der internationale Kontext relativ freundlich ist.
Ein Sieg Israels stellt Israels einzig möglichen Weg zur Lösung dar. Er hat zwei hauptsächliche Vorteile. Erstens geht er, anders als Jerusalems aktuelle Politik, die lediglich Buschbrände löscht, die palästinensische Verweigerungshaltung direkt an, die weltweit israelfeindliche Gefühle inspiriert. Zweitens ist er lösungsunabhängig, ohne Folgen für das, was geschieht, nachdem die Palästinenser Israel akzeptieren – er sagt z.B. nichts zur endgültigen Disposition der Westbank; das bedeutet, dass alle, die Israels Sicherheit und Wohlergehen anstreben, ihn unterstützen können.
Brigadegeneral a.D. Yossi Kuperwasser betonte zurecht bei einer Veranstaltung des Projekts Sieg Israels im Begin Center (am 4. Juli 2018): "Wenn wir von Sieg reden, fangen wir an zu gewinnen." Gott befürwortet offensichtlich Israels Sieg, wenn er im Fünften Buch Mose 20,3-4 zu Israel spricht: "Israel, höre zu! Ihr zieht heute in den Kampf gegen eure Feinde. Euer Herz verzage nicht, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht und lasst euch nicht grauen vor ihnen; denn der HERR, euer Gott, geht mit euch, dass er für euch streite mit euren Feinden, um euch zu helfen." Weniger ernst gemeint scherzte der amerikanische Komiker Alan King, man könne jeden jüdischen Feiertag so zusammenfassen: "Sie versuchten uns zu töten, wir siegten, lasst uns essen." Das ist ein ausgezeichneter Rat für die Regierung Israels.
Daniel Pipes (DanielPipes.org, @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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