War ich der einzige, der sich gestern ungläubig die Augen rieb, als die ägyptische Regierung Gastgeber für eine "Internationale Konferenz zum Wiederaufbau des Gazastreifens" war?
Hosni Mubarak aus Ägypten spricht auf der Spender-Konferenz für den Gazastreifen. |
Zu den größeren Spenden gehört ein Beitrag von 1,65 Milliarden Doller des Golf-Kooperationsrats, verteilt über fünf Jahre, und eine Zusage der US-Regierung über 900 Millionen Dollar der amerikanischen Steuerzahler (von denn 300 Millionen zum Wiederaufbau in den Gazastreifen gehen werden).
Hosni Mubarak aus Ägypten, Nicholas Sarkozy aus Frankreich, Silvio Berlusconi aus Italien, Ban Ki-moon von den Vereinten Nationen, Amr Moussa von der Arabischen Liga und Mahmud Abbas von der palästinensischen Autonomiebehörde hielten Reden.
Warum meine Ungläubigkeit zu diesem Spektakel: Ich frage mich, ob diese Eminenten und Würdigen wirklich glauben, dass Krieg im Gazastreifen eine Sache der Vergangenheit ist und dass die Zeit für Wiederaufbau bevor steht?
Sie scheinen die Berichte aus dem südlichen Israel nicht zu lesen, die von täglichem Krieg berichten, der dort weiter geht. Nehmen wir eine repräsentative Nachricht aus Yedi'ot Aharonot, vom 28. Februar: Experts: "Grads in Ashkelon were advanced" [Gradraketen auf Aschkelon waren verbessert]:
Die zwei Grad-Raketen, die am Samstagmorgen [28. Februar] in Aschkelon einschlugen, waren neue und verbesserte Modelle, zu mehr Zerstörung in der Lage als die gewöhnlich aus dem Gazastreifen abgefeuerten. Eine der Raketen traf ein Schule im Süden der Stadt und durchschlug erfolgreich die Befestigungen, die sie vor solchen Projektiven schützen sollte... Die Grad-Raketen, die Aschkelon trafen, waren zwei von nur fünf oder sechs vor Ort hergestellten 170mm-Raketen, die jemals auf Israel gefeuert wurden, sagen Experten. Die selten verwendeten Raketen haben eine Reichweite von 14km und sind in der Lage massive Schäden zu verursachen, was durch die Zerstörung offensichtlich gemacht wird, die Zeugen des Angriffs vom Samstag vor Ort beschrieben.
In einem offiziellen Protest an die Vereinten Nationen vermerkte Israels Botschafterin Gabriela Shalev: "Es hat fast 100 Raketen- und Mörserangriffe aus dem Gazastreifen gegeben", seit am 18. Januar die Waffenruhe begann – mehr als zwei pro Tag. Diese haben an Zahl zugenommen, wobei am ersten März alleine 12 Raketen auf Sderot abgeschossen wurden.
In Antwort auf diese Angriffe beschloss das israelische Kabinett am 1. März: "Sollten die Schüsse aus dem Gazastreifen weiter gehen, wird dem mit einer schmerzhaften, scharfen, starken und kompromisslosen Antwort der Sicherheitskräfte begegnet." Der designierte Premierminister Benjamin Netanyahu stieß in dasselbe kriegerische Horn; er soll einem europäischen Spitzenpolitiker gesagt haben, er würde nicht Israels Sicherheit "für ein Lächeln" opfern.
(Der saudische Außenminister Saud al-Feisal vermerkte in unerwarteter Zustimmung, der Wiederaufbau des Gazastreifens könne "schwierig und verwegen sein, so lange dort nicht Frieden und Sicherheit herrschen".)
Was zur Hölle machen die Geberländer da, indem sie mit ihrem viel beachteten angeblichen Wiederaufbau-Versuch mitten eines laufenden Krieges geraten? Meine beste Vermutung ist: Es erlaubt ihnen Jerusalem subtil zu signalisieren, dass es den Gazastreifen besser nicht noch einmal angreift, weil das zu tun bedeuten würde, es setze sich einer ganzen Menge wütender Spender-Regierungen aus – einschließlich natürlich der Obama-Administration.
Zur surrealen Qualität kommt noch, dass ganz vergnügt Israelis Sicherheitsbedürfnisse außer Acht gelassen werden. Man denke über die Haltung von Douglas Alexander nach, dem Minister für internationale Entwicklung der britischen Labour-Regierung, der 30 Millionen Pfund Steuergelder für den Wiederaufbau von Häusern, Schulen und Hospitälern im Gazastreifen zusagte: "Es gibt die verzweifelte Notwendigkeit dafür, dass die harten Beschränkungen zur Lieferung von Gütern gelockert werden", sagte er und verlangte als nächstes: "Israel muss das Richtige tun und dringend gebrauchte Güter zu diesen Männern, Frauen und Kindern durchlassen, die weiter leiden."
Das ist sehr humanitär von Herrn Alexander, aber er ignoriert willentlich die Erwartung Israels, dass die Hamas Stahl, Beton und andere wichtige Baumaterialien konfisziert, um weitere Tunnel, Bunker und Raketen zu bauen. Immerhin eignete sich die Hamas früher schon Lieferungen an, die für Zivilisten gedacht waren, und zwar so offenkundig, dass selbst die normalerweise lammfromme United Nations Relief and Works Agency protestierte.
Hosni Mubarak kann die Hamas warnen, sie solle die Zusagen der Spender nicht als "Eroberung aus dem Krieg" behandeln, aber sie hat versichert, dass sie genau das tun wird. Der US-Abgeordnete Mark Kirk (Republikaner aus Illinois) traf den Nagel auf den Kopf: "Wenn wir 900 Millionen Dollar in diese Gegend schicken und die Hamas wird, sagen wir, nur 10 Prozent davon zu stehlen können, dann würden wir immer noch zweitgrößte Geldgeber der Hamas nach dem Iran sein."
Unter dem heiteren Banner des Baus, wie Clinton sagte, "eines umfassenden Friedens zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn", setzen sich die Geberstaaten nicht nur über Israels sich vor Raketenbeschuss zu schützen hinweg, sondern sie schleusen Kriegsmaterial an die Hamas.
Ist das Ignoranz oder Verlogenheit? Ich habe den Verdacht, es ist das zweite; niemand ist derart blöde.