Die linke Internetseite ThinkProgress untersuchte 2083 – A European Declaration of Independence, das Manifest des norwegischen Terroristen Anders Behring Breivik und stellte eine Liste seiner Zitate Konservativer bereit. Robert Spencer führt mit den meisten Erwähnungen, gefolgt von Bat Ye'or, meiner Person und MEMRI. Diese Übung, die große Aufmerksamkeit erhielt, veranlasst zwei Beobachtungen:
Behring Breivig führte uns von der Rechten an, aber er machte das auch mit der philosophischen Linken (György Lukács, Karl Marx, Theodor Adorno, Herbert Marcuse, Antonio Gramsci) und linken Politikern (Tony Blar, Barack Obama). Er führt auch Islamisten an (Osama bin Laden, Anwar Shaaban). Wenn die Rechte sein Denken formte, so machten das klar auch eine Reihe Totalitärer. ThinkProgress verzerrte also (absichtlich?) die Ergebnisse, indem dort nur Konservative zitiert werden.
Mehr als 140 Analysen durch Presse und Blogs führen an, dass Behring Breivik mich in seinem Manifest zitiert. Es überrascht nicht, dass die große Mehrheit davon feindselig sind – anzugreifen schließlich macht mehr Spaß als Defensive. Ich finde es allerdings überraschend, dass Linke weit aktiver als Islamisten danach streben Spencer, Bat Ye'or, mich selbst und andere an Behring Breivik zu binden. Während Islamisten zu diesem Thema wenig zu sagen hatten, versuchten Organe wie Time, The Guardian, Le Devoir, ThinkProgress, Counterpunch und die World Socialist Website uns Verantwortung für die Gräuel anzuheften, genauso die populistische (The American Conservative) und die faschistische (David Duke) Rechte. Wie kann man das erklären? Vielleicht damit, dass Islamisten sich weniger an die Politik der Vernichtung anpassen als die Linke.
Update vom 21. November 2011:
Vier Monate nach den Gräueln Behring Breiviks läuft es anders herum und jemand von der anderen Seite des politischen Spektrums hat eine gewisse Rolle in der Formung der Gedanken eines werdenden Terroristen, wie Omri Cern in "Is Stephen Walt Responsible for Inspiring Terror Suspect Jose Pimentel?" (Ist Stephen Walt verantwortlich dafür den Terrorverdächtigen Jose Pimentel inspiriert zu haben?) erklärt:
ABC News teilte gestern Abend mit, dass der verhaftete New Yorker Terrorverdächtige Jose Pimentel "viel Zeit im Internet verbrachte ... und eine radikale Internetseite namens TrueIslam1 betriebt". TrueIslam1 hat mehrere Teilbereiche, von denen die meisten dem Islam und dem Jihad gewidmet wind. Es gibt nur zwei Bereiche, die sich direkt mit Politik beschäftigen: eine namens "Politics" und eine namens "The U.S.A.".
Beide Bereiche verfügen über verschiedene Artikel und beide beinhalten reichlich islamische Theologie – demzufolge das Konzept des politischen Islam – aber sie haben eines gemeinsam: Beide enthalten Links zu kostenlosen Downloads von Stephen Walt und John Mearsheimers Buch "Die Israel Lobby". Abgesehen von diesen Links scheint es keinen überlappenden Inhalte der beiden Bereiche zu geben. Offensichtlich glaubte Pimentel, Wald und Mearsheimers fiebriges Opus sei etwas, das man lesen und verbreiten müsse.
Ceren fährt mit einem Zitat aus Walts Angriff auf Pamela Geller und Robert Spencer in der Folge von Behring Breiviks Massaker fort ("Es scheint aus Breiviks Manifest klar, dass diese Autoren einen beträchtlichen Einfluss auf sein Weltbild haben, selbst wenn sie nicht die furchtbare Antwort vertreten, die er wählte").
Ceren ist meines Wissens der einzige Autor, der auf Walts Verschulden hinweist – ein Kontrast zu der Spencer, mich und andere anspringenden Linken.
Ich sollte zu denen gehören, die Walts Rolle im Fall Pimentel aufdringlich verkünden, aber diese Einstellung erscheint mir geistlos und uninspiriert. Mir fehlt schlicht dieser linke Geist der Politik der persönlichen Vernichtung.