Ich nahm gerade an einer zweitägigen akademischen Konferenz an der University of Pennsylvania teil, zum Teil aus Interesse am Thema ("American & Muslim Worlds ca. 1500-1900"[1]), zum Teil um aus erster Hand ein Gefühl für den Diskurs in den Geisteswissenschaften im gegenwärtigen Universitätsleben zu bekommen. Als Gründer von Campus Watch fragte ich mich, ob es schlimm ist, wie unsere Berichte nahe legen oder ob wir uns auf Ausreißer konzentrieren.
Mein erster Eindruck war einer von intellektueller Behaglichkeit. Ein breiter Konsens auf einer gemeinsamen Grundlage liberaler Mutmaßungen verdrängt anders denkende Meinungen. Es gibt eine Reihe an Hierarchien:
· Die Moderne ist besser als das Alte
· Nichtamerikaner ist besser als Amerikaner
· Frauen ist besser als Männer
· Dunkle Haut ist besser als weiße Haut
· Muslim ist besser als Nichtmuslim
Das Wort "Islamophobie" wird verwendet, als handle es sich um ein normales Wort des Sprachschatzes statt einem Propagandamittel um Kritik abzuschalten. Henry Jessup, ein prominenter Missionar des 19. Jahrhunderts, wurde anachronistisch als "herausragender Muslim-Klopper" bezeichnet.
Ein in Costa Rica lebender kanadischer Professor grollte, dass die Menschen der Vereinigten Staaten das Wort amerikanisch "in Beschlag nahmen, um nur sich zu beschreiben. Ein Redner lobte die Konferenz dafür, dass sie "die zentrale Bedeutung der Vereinigten Staaten problematisierte". Ein Moderator sorgte sich so sehr um "Amerika-Zentrismus", dass er fragte: "Sollten wir dieses Thema überhaupt behandeln? Gibt es [in Amerika] eine inhärente Arroganz" beim Studium der Muslime? Ein Schauer wogte durch das Publikum, als "Trump" erwähnt wurde; im Gegensatz dazu gewann Edward Said zu beschwören die vorhersagbare Zustimmung.
"American & Muslim Worlds ca. 1500 – 1900" |
Mein zweiter Eindruck betrifft den Sprachgebrauch. Niemand außerhalb der akademischen Welt verwendet Worte wie "problematisieren", "rassifizieren" und "relativieren", ganz zu schweigen von "Historisierung der Vorstellung von Phantasie". (Was hat es damit auf sich aus Substantiven durch -ieren Verben zu machen?) Die Verwendung des Wortes "und" im Konferenztitel ließ eine beträchtliche Diskussion entstehen (impliziert es, dass Amerika und die muslimische Welt seien völlig verschieden oder lässt es Überschneidungen zu?) bis dahin, dass es als "das und-Problem" bekannt wurde.
Der dritte und stärkste Eindruck betrifft die Trivialität, die Tendenz der Historiker große, bedeutende Analysen zugunsten unbedeutender Mini-Themen zu vermeiden. Die beantworteten Fragen, die niemand stellt. Diese Neigung flammte an der UPenn-Konferenz hell auf. Dokumente mit den Titeln "Byrons Huris in Amerika: Visuelle Darstellungen muslimischer Heldinnen in der Gallerie von Byron Beauties" oder "Fremde in den fremderen Ländern: Die 'Rebs und Yanks' in der Zitadelle des Vizekönigs" machten aus dem würdigen Thema der frühen Verbindungen zwischen den USA und Muslimen eine Reihe von Obskuritäten. Der Preis der Eigentümlichkeit geht allerdings an "Bombo's Amerika: Eine tatkraft-geisteswissenschaftliche Sicht der frühen amerikanischen orientalen Geschichte".
Im Gegensatz dazu kamen überzeugende und nützliche Themen kaum auf: Die Rolle der gebildeten Muslime unter den afrikanischen Sklaven. Der Einfluss der Moro-Rebellion auf den Philippinen auf die Meinung in den USA. Das Erbe der protestantischen Missionare im Nahen Osten. Der Anteil der Muslime an früher nahöstlicher Immigration. Die Art, wie Hausierer zu Eigentümern von Kurzwarenläden wurden und dann unverhältnismäßig zu Betreibern von Spirituosenläden. Das Erbe der Schriner, offiziell als Alter arabischer Orden der Edlen vom mystischen Schrein bekannten, mit seinen Pseudotempeln und anderen islamischen Motiven.
Die Konferenz wurde als "für die Öffentlichkeit frei und offen, aber Registrierung ist erforderlich", also meldete ich mich an, womit ich den Organisatoren und Referenten meine Anwesenheit signalisierte. Ich kann nicht sicher sein, aber ich habe den Verdacht, dass Kambiz Ghnea Bassiris unnötige Erwähnung meines Aritkels "The Muslims are Coming! The Muslims are Coming!" aus dem Jahr 1990 zu meinem Besten gedacht war. Gleichermaßen schien die wiederholte Anweisung, die Konferenz dürfe nicht per Tonband oder Video aufgezeichnet werden, direkt an mich gerichtet zu sein. Für eine akademische Institution, die von Natur aus eine breitere Öffentlichkeit erreichen will, ist es eine merkwürdige Forderung, allerdings verständlich, angesichts dessen, wie oft Campus Watch Nahost-Studien mit Hilfe der Aufzeichnung von Veranstaltungen als Auswüchse entlarvt hat. Ich bezweifle, dass das Verbot juristisch durchsetzbar ist.
Ich wuchs im Umfeld einer Universität auf (mein Vater Richard ist emeritierter Professor) und erwarb einen Doktortitel in Geschichte des Mittelalters, also rechnete ich ursprünglich damit, dass der Campus eine zentrale Rolle in meinem Leben spielen würde. Weil er sich radikalisierte, verkümmerte dann meine Verbindung dazu. Heute habe ich bei gelegentlichen Wiederbesuchen stets das Gefühl von den Linken, dem Sprachgebrauch und der arroganten Irrelevanz befremdet zu sein. Ich bin zwar froh seinen Fängen entkommen zu sein, aber ich sorge mich um die Zukunft der amerikanischen (das ist dieses Wort wieder) höheren Bildung. Also stimmt es: Campus Watch hat Recht.
Der Sender Fox News deckte auf, dass die Hälfte der Amerikaner für alternative Medien bereit ist. Wann werden die Lehrenden herausfinden, dass dieselbe Logik für Universitäten gilt.
Ergänzung vom 5. April 2017:
(1) Die Konferenz an UPenn erzeugte amüsierend absonderliche Kommentare, die zu zitieren mir in dem Artikel der Platz fehlte: "Islamophobia begann in Mecca" [Die Islamophobie nahm in Mekka ihren Anfang], vermutlich ein Verweis auf die Qurish in der Zeit Mohammeds. "Amerikanische Missionare waren Teil des repressiven Apparats des Osmanischen Reichs unter Sultan Abdul Hamid II." "Huris sind kosmologisch weiß" (was immer das heißen soll).
(2) Die Konferenz demonstrierte das weiter gehende Problem, über das ich gerade in "Historiker laufen Amok" berichete: Historiker "vernachlässigen die bestimmenden Ereignisse der Geschichte der modernen Welt zugunsten von Themen, die entweder obskur oder Agitprop, manchmal auch beides sind".
[1] Amerikanische und muslimische Welten, ca. 1500 bis 1900