Wenn Muslime in fast 30 Ländern auf die Straße gehen, um sich in verschiedenen Graden in antiwestlicher Gewalt zu üben, dann ist etwas Wichtiges im Gange. Überlegungen, was das bedeuten kann:
Die Rushdie-Regeln verbreiten sich wie ein Virus: Ayatollah Khomeinis Geniestreich von 1989, einen Todeserlass für Salman Rushdie zu erlassen, hat sich inzwischen verbreitet und ist zur Trommelwirbel-Antwort der Islamisten auf vermeintliche Beleidigungen geworden. Indem er dem Westen vorschrieb, was über den Islam gesagt werden darf und was nicht, strebte Khomeini an, diesem das islamische Reicht (die Scharia) aufzuzwingen. Die jüngste Runde der Gewalt hat zumeist die Form von Demonstrationen und Gewalt gegen (diplomatische, kommerzielle und Bildungs-) Gebäude des Westens in Afghanistan, Bahrain, Bangladesch, China, Ägypten, Indien, Indonesien, Irak, Israel und der PA, Kuwait, Libanon, Libyen, Malaysia, Marokko, Nigeria, Pakistan, Qatar, Sudan, Syrien (einschließlich der von den Amerikanern gestützten Rebellen), Tunesien, der Türkei und dem Jemen sowie Australien, Belgien, Frankreich, Deutschland, und Großbritannien. Bisher haben rund 30 Menschen ihr Leben verloren. Die Regierungen des Iran und Ägyptens wollen beide die Macher von Innocence of Muslims (Die Unschuld der Muslime) in die Hand bekommen, einem Anti-Mohammed-Film auf YouTube, den sie für die Gewalt verantwortlich machen.
Islamisten besetzten am 14. September Teile des zentralen Geschäftsbezirks von Sydney. |
Antiislamische Provokationen breiten sich aus: Rushdie hatte keine Ahnung, in was er geraten würde, wie er in einem diese Woche veröffentlichten Buch erklärt. Andere, wie die amerikanischen Soldaten, die in Afghanistan Anfang 2012 Korane verbrannten, lösten gleichermaßen unabsichtlich islamische Unruhen aus. Doch Pastor Terry Jones aus Florida, die Gruppe hinter Innocence of Muslims und die französische Wochenzeitschrift Charlie Hebdo, wie auch antiislamische Gruppen in Kanada und Spanien wollen unverhohlen aufstacheln. So sind Islamisten und Anti-Islam-Aktivisten eine symbiotische Beziehung eingegangen, in der der eine den anderen anspornt.
Der neue Zensor? Generalstabschef General Martin Dempsey rief am 12. September Pastor Terry Jones in Florida an, um ihn aufzufordern, ein antiislamisches Video nicht zu unterstützen. |
Regierungen wollen resolut gegen freie Meinungsäußerung durchgreifen: Noch verdächtiger als die Forderungen an Jones ist aber, was das Weiße Haus Google empfahl, dem Eigentümer von YouTube: Man solle "überdenken, ob nicht [Innocence of Muslims] ihre Nutzungsbedinungen verletzt". (Google hält das Video mit Ausnahme von vier Ländern weiter verfügbar.) Das Argument von der Notwendigkeit sich selbst zu zensieren, um die islamistische Bestie nicht zu reizen und amerikanisches Leben zu gefährden, mag vernünftig klingen; solches Appeasement lädt aber nur zu weiterer Wut, Einschüchterung und Gewalt ein.
Eine wachsende Trennung der Zivilisationen: Den berühmten Zusammenprall der Zivilisationen gibt es nicht; vielmehr ist eine Trennung der Zivilisationen im Gang. Sie nimmt viele Formen an, von rein muslimischen Enklaven im Westen bis hin zu Eheschließungen, Wirtschaft, Bildung, Kultur, Medien, Unterhaltung, Reisen, Internetseiten und sogar der Festlegung der Standardzeit. Wie viele Touristen werden sich z.B. in der nahen Zukunft an tunesischen Stränden sonnen oder die ägyptischen Altertümer erkunden?
"Obama, we love Osama": Das skandierte eine Menge in der Innenstadt von Sydney (Australien). Derweil verbrannten afghanische, indische und pakistanische Islamisten Obama als Puppe. Solcher Hass auf Obama ist um so bemerkenswerter angesichts der vielen Kindheits-Verbindungen Obamas zum Islam, seine Vorhersage von 2007, dass seine Präsidentschaft einen große Verbesserung der Beziehungen zu den Muslimen erleben würde, seine emsigen Bemühungen die muslimische Meinung zu gewinnen, als er Präsident wurde und die anfangs wohlwollende muslimische Reaktion auf ihn. Fakt ist, dass sein Ansehen derart abgestürzt ist, dass er so unbeliebt wie oder noch unbeliebter als George W. Bush ist.
Afghanen verbrennen am 15. September in Khost eine Barack Obama-Puppe. |
Minimaler Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahlen: Umfragen zeigen, dass die Wählerhaltung zu Obama und Mitt Romney sich in den letzten sechs Monaten kaum bewegt haben, was nahe legt, dass randalierende Islamisten wenig Einfluss auf das Wahlergebnis haben werden.
Westliche Zivilisation auf der Kippe: Islamistische Ansprüche wachsen mit verbesserter Kommunikation und geschwächten Regierungen des Nahen Ostens, was letztlich für Westler eine existenzielle Frage darstellt: Werden wir unsere historische Zivilisation gegen ihre Kampfansage behaupten oder werden wir muslimische Oberherrschaft und den Status als zweitklassige Dhimmis akzeptieren?
Zusammengefasst wollen die Islamisten die Scharia aufzwingen, die Westler sind gespalten und die die Schlacht darum, wer den stärkeren Willen hat, hat gerade erst begonnen.