Die italienische Originalversion erschien unter dem Titel "Il ritiro delle forze americane dalla Siria è orrendo." Der englische Titel auf L'Informale: "The withdrawal of U.S. forces from Syria is horrible."
Bitte bewerten Sie Präsident Trumps grünes Licht für Recep Tayyip Erdoğans Invasion Syriens und den Angriff auf die Kurden dort.
Trump gibt manchmal sein fehlendes Wissen zu und regiert, indem er sich nach dem Rat anderer richtet (zum Beispiel bei der Auswahl von Richtern). Bei anderen Gelegenheiten hat er das Gefühl es am besten zu wissen und handelt nach seinem Instinkt, wie in diesem Fall. Der Abzug der US-Streitkräfte aus Syrien ist auf drei Ebenen furchtbar: Moralisch, weil Verrat an einem Verbündeten; taktisch, weil Territorium an Feinde abgegeben wird; und strategisch, weil Verbündeten in aller Welt ein Signal gesendet wird, dass die USA nicht vertrauenswürdig sind.
John Podhoretz |
John Podhoretz schrieb vom Pence-Pompeo-Deal mit Erdoğan, er "droht aus dem Stich in den Rücken der Kurden in einen direkten und unbestreitbaren Stich in die Brust zu machen". Das gibt nicht nur den Türken "alles, was sie wollen", sondern sie bezeichnen es nicht einmal als Waffenstillstand, weil sie "klar machen wollen, dass sie die USA geschlagen haben". Wie sehen Sie das?
Ich stimme dieser Analyse zu, so wie auch Tom Rogan, der schrieb: "Amerikanische Diplomatie hat einfach türkische Panzer als Mittel für den Sieg der Türkei abgelöst." Dieser Deal ist ein Witz und eine dauerhafte Peinlichkeit für Pence und Pompeo.
Sie argumentierten schon seit 2009 dagegen der Türkei in der NATO zu halten. 2018 schrieben Sie: "Zusätzlich zu ihrer Feindseligkeit verformt die Präsenz der Türkei in der NATO die Allianz. Die NATO sollte dazu da sein den Islamismus zu bekämpfen." Trump scheint, wie seine Vorgänger, nicht wegen des Islamismus nicht besorgt zu sein. Korrekt?
Korrekt. Er machte während seines Präsidentschafts-Wahlkampfs eine große Sache daraus gegen Islamismus zu sein, gab das Thema aber als Präsident mehr oder weniger auf.
Das US-Verteidigungsministerium argumentiert, dass die Türkei ein wichtiger US-Verbündeter ist und sie wegzustoßen ein Fehler war. Ihre Antwort?
Das Ministerium lebt in der Vergangenheit. Bereits seit 2003, als die Türken es ablehnten, dass US-Truppen über die Türkei verlegen, um in den Irak zu kommen, ist Ankara weniger ein Verbündeter gewesen, sondern vielmehr ein Gegner. Die aktuellen Entwicklungen, einschließlich des Erwerbs des russischen S-400-Systems, haben diesen Trend bestätigt. Es ist Zeit sich der Realität zu stellen.
Keine Verbündeten mehr: eine gemeinsame Patrouille der USA und der Türkei bei Akçakale in der Türkei am 8. September 2019 bei der Rückkehr aus Nordsyrien. |
Wie sehen Sie Syrien in fünf Jahren?
Aufgeteilt zwischen vom Regime kontrollierten Bereichen, türkisch kontrollierten Bereichen und Rebellenbereichen.
Nachdem die Iraner im Juni eine amerikanische Drohne abschossen, brach Trump im letzten Moment einen Angriff auf iranische Militäreinrichtungen ab. Im September reagierte er nicht auf einen vom Iran unterstützten Angriff auf saudische Ölfelder, sondern rief Teheran zu Verhandlungen auf. Was denken Sie über die amerikanisch-iranischen Beziehungen?
Trump verachtete den Joint Comprehensive Plan of Action von 2015 und zog sich daher daraus zurück; dennoch hofft er, er kann auf seine eigene Weise ordentliche Beziehungen zu Teheran aufbauen. Als jemand mit umfangreichen Erfahrungen in Grundstücksgeschäften legt er großen Wert darauf Geschäfte abzuschließen, die seine eigenen Interessen voranbringen, selbst da, wo diese Mentalität völlig irrelevant ist.
Folgt Trump Präsident Obama bei der Lösung der Vereinigten Staaten vom Nahen Osten? Wenn dem so ist, bitte bewerten Sie diesen Ansatz.
Ja, wenn auch aus anderen Gründen. Obama betrachtete die Vereinigten Staaten als fundamental unheilvolle Macht in der Welt; Trump betrachtet die Welt als etwas, das einen unheilvollen Einfluss auf die Vereinigten Staaten hat.
Minimale Differenzenzwischen Trump und Obama, wenn es um die Loslösung vom Nahen Osten geht. |
Beurteilen Sie die Politik der Administration Trump im Nahen Osten.
Sie ist transaktional, was bedeutet, dass es keine Philosophie und keine Moral gibt, nur eine kurzsichtige Betonung amerikanischer Interessen. Dieser Ansatz gibt das Gefühl der Verantwortung für internationale Sicherheit für die USA und ihre Verbündeten auf, das nach dem Zweiten Weltkrieg lange bestand. Deshalb begrüße ich zwar eine Reihe bestimmter Schritte begeistert – insbesondere das Verlassen des JCPOA und Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen – mache mir aber Sorgen wegen des allgemeinen Tenors der USA in der Region.