Von der Internetseite JNS: "Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass mein Artikel so große Emotionen auslösen würde. Er befasst sich mit einer taktischen Frage, die von philosophischen Grundlagen, Prinzipien oder Ideologie weit entfernt ist."
Zur weiteren Diskussion des Artikels in der New York Times, s. ein Interview: "I Believe in Compromise, Says Hawkish Pundit Under Fire for Opposing Annexation."
Wie Aristoteles vor langer Zeit erkannte, ist Tugend der Punkt in der Mitte zwischen Extremen. Und ich fand mich in den letzten Tagen genau in dieser Mitte wieder.
Ich veröffentlichte einen bescheidenen Artikel, in dem ich sechs Gründe anführte, warum der jüdische Staat seine Souveränität nicht auf mehrheitlich palästinensisches Gebiet ausweiten sollte. (Verwirrenderweise betitelte die New York Times die Online-Version am 7. Mai mit "Annexion der Westbank würde Israel schaden" und die leicht veränderte Print-Version vom 8. Mai mit "Annexion würde Israel schaden".)
Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass der Artikel hochgehende Emotionen auslösen würde. Er befasst sich mit einer taktischen Frage, die von philosophischen Grundlagen, Prinzipien oder Ideologie weit entfernt ist. Ich habe Annexion nicht prinzipiell verurteilt, sondern nur argumentiert, dass unter den aktuellen Umständen das Ergebnis im Vergleich zum Status quo ungünstig aussieht. Ich bewertete das Thema aus der Sicht eines Mainstream-Freundes Israels. Ich habe die Israelis nicht angewiesen, was sie tun sollen, sondern mich an amerikanische Landsleute gewandt.
Vielleicht habe ich recht, vielleicht liege ich falsch, aber wir sollten Ruhe bewahren. Zeigen Sie mir, dass Annexion tatsächlich eine gute Idee ist und dann können wir zusammen ein Bier trinken, die Freundschaft bleibt intakt. Mehrere Kollegen im Middle East Forum (Efraim Inbar, Gregg Roman, Matt Mainen, Nave Dromi) argumentieren durchaus für die Annexion, was von meiner Seite aus kein Problem ist. Einige Antworten, wie die von Jonathan Tobin und Yishai Fleisher, widersprechen respektvoll; ich bin dankbar für ihre konstruktive Besonnenheit.
Naja, so ein Typ auf Twitter sagt, sie haben Unrecht." |
Zumeist hat meine Analyse aber wilde Attacken ausgelöst, angefangen mit einem wirren Twitter-Mob aus Linken (wie Bernie Sanders' außenpolitischem Berater), Islamisten (CAIR) und Israelhassern (Jewish Voice for Peace, IfNotNow). Extremisten krochen aus ihren Löchern, um den Mond mit langen, langweiligen, zusammenhanglosen Anfechtungen anzuheulen. Von einer Seite verdammte die antiisraelische Electronic Intifada lautstark meinen "antipalästinensischen Rassismus"; von der anderen verurteilte die proisraelische Zionist Organization of America meine "absurden Unwahrheiten".
Und ich hocke mich vergnügt auf Aristoteles' Punkt in der Mitte und ignoriere ihr Heulen.
Manche Kritiker merken an, dass düstere Vorhersagen zum Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem (einen Schritt, den ich von Herzen unterstützte) sich als falsch erwiesen, daher müssen meine Vorhersagen zur Annexion ebenfalls falsch sein. Darauf antworte ich: 1. Das war amerikanisches Handeln. 2. Es gab dafür breite israelische Unterstützung, im Gegensatz zur Annexion. 3. Es schuf keine potenziellen israelischen Staatsbürger. Kurz gesagt: Das ist nicht vergleichbar.
Als Gründer des Israel Victory Project (Projekt Sieg Israels) füge ich mich niemandem, um die Palästinenser zu überzeugen, Israel aufrichtig und dauerhaft als jüdischen Staat anzuerkennen. Der Artikel in der New York Times führt diesen Punkt wiederholt an – und das gegenüber einer Zeitungsleserschaft, das fast nie solche Argumente hört.
Ich bin keiner, der sich wegen der israelischen "Besetzung" der Westbank sorgt: Aus meiner Sicht hätten die Palästinenser sich seit langem selbst regieren können, hätten sie aufgehört Israelis zu ermorden. Im Gegenteil, ich ermutige zu israelischen Schritten, die den Palästinensern signalisieren, dass der Konflikt vorbei ist und sie verloren haben. ...
Annexion würde wahrscheinlich mehr Palästinensern das Recht geben israelische Staatsbürger zu werden. Das wäre ein tiefgreifender Fehler, das seine arabischen Bürger darstellen, was meiner Meinung nach der ultimative Feind des Status Israels als jüdischer Staat ist.
Israel muss sich gegen die Palästinenser behaupten; aber jeder Schritt muss in Übereinstimmung mit der größeren Kampagne erfolgen, um die Palästinenser davon zu überzeugen ihr Ziel der Eliminierung des jüdischen Staates aufzugeben. Die Westbank zu annektieren ist eine Hemmungslosigkeit, die das gegenteilige Ergebnis hat. Sie fördert die antizionistische Sache und behindert eine Lösung des Konflikts.
IsraelVictory.org |
Ich glaube an einen klugen Sieg Israels, der sich gegen die Schlagader richtet und betrachte die Annexion der Westbank zu dieser Zeit als dumm, als etwas, das ins Extreme geht. In dem Artikel schrieb ich, es "würde vermutlich Israels Beziehungen zur Administration Trump beschädigen, zu den Demokraten, den Europäern und den arabischen Führern, sowie die Region destabilisieren, die israelische Linke radikalisieren und dem zionistischen Ziel des jüdischen Staates Schaden zufügen.
Ich appelliere um eine ruhige Stimmung, klare Ziele und kluge Taktiken.
In diesem Fall bedeutet das sorgfältige Überlegungen, welche Schritte das Ziel den palästinensischen Willen Israel zu eliminieren am stärksten voranbringen wird, während gleichzeitig der geringste Schaden für Israels interne Harmonie und externen Ruf verursacht wird. Eine Möglichkeit wäre, wie ich früher schon argumentiert habe: "Wenn offizielle PA-Schusswaffen gegen Israelis eingesetzt werden, sollten diese beschlagnahmt und die Ausgabe neuer verboten werden; geschieht dies wiederholt, dann sollte die Sicherheitsinfrastruktur der PA aufgelöst werden. Geht die Gewalt weiter, dann sollte die von Israel gelieferte Menge an Wasser und Strom verringert und schließlich eingestellt werden."
Noch einmal: Lassen Sie uns ruhig diskutieren und fokussiert bleiben. Nur auf diese Weise – und nicht über legalistische Ablenkungen oder taktischen Enthusiasmus – kann Israels Sieg erreicht werden.
Daniel Pipes (DanielPipes.org, @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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Nachtrag vom 10. Mail 2020:
Parallel zu meiner Opposition zur Annexion der Westbank durch Israel, lehne ich es ab in der Westbank lebende Israelis als Schlüssel-Stolperstein für die Lösung zu betrachten. 2004 lehnte ich die Idee mit diesen Worten ab: "Statt sich auf diese politische Trivialität zu konzentrieren, sollten sie nach Wegen suchen, die palästinensischen Araber dazu zu bringen die Existenz des souveränen jüdischen Staats namens Israel zu akzeptieren. Bis das geschieht, wird keine andere Initiative etwas Sinnvolles erreichen."