Es gibt ein brandneues Spiel: Entschlüssele, was Joe Biden sagt, der ehemalige Vizepräsident und mutmaßliche Kandidat der Demokraten für die Präsidentschaft.
Die amerikanische Politik hat nie einen Top-Politiker gehabt, der (offenbar weil er unter Demenz leidet) so viele irrlichternde, unzusammenhängende und durcheinandergewürfelte Äußerungen von sich gegeben hat. Das Spiel hat zu zwei einfachen Regeln inspiriert: (1) kürze das Geschwafel und (2) füge hinzu, was nötig ist, damit es einen Sinn ergibt.
Joe Biden bei der New York Times, 16. Dezember 2019 |
Hier ist ein Beispiel zu einem wichtigen Thema, entnommen einem langen Interview mit Redakteuren der New York Times vom 16. Dezember 2019. Als er vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sprach, sagte Biden:
Er muss einen Preis zahlen, ob wir ihm weiterhin bestimmte Waffen verkaufen oder nicht. Fakt ist, wenn er ein Luftverteidigungssystem hat, durch das sie F-15 fliegen, um zu sehen, ob sie herausfinden können, wie das geht.
Wie bitte? Bitte, lesen Sie das ein zweites und auch ein drittes Mal. Ich kann warten. Etwas unklar, oder? Aber mit dem Zauber der zwei Regeln oben macht es Sinn. Ich ließ die Versprecher raus und fügte die impliziten Stücke (in eckigen Klammern) hinzu, was zu einer verständlichen neuen Version führte:
Er muss einen Preis dafür zahlen [Russlands S-400-Raketensystem zu kaufen und wir müssen entscheiden] ob wir weiterhin bestimmte Waffen an ihn verkaufen oder nicht [insbesondere unsere fortschrittlichsten F-35-Flugzeuge]. Fakt ist, wenn er das [S-400] Luftverteidigungssystem hat, fliegen [die Türken] F-15 hindurch [um zu testen, wie gut es funktioniert, wir dürfen der Türkei keine F-35 verkaufen].
Zusammengefasst: Erdoğan kaufte das S-400, also dürfen wir im keine F-35 verkaufen.
Wendet man diese Methode auf Bidens gesamte Äußerung zur Türkei im Interview mit der New York Times an, dann stellt sich heraus, dass Biden:
- behauptet, er könne Erdoğan beeinflussen, dieser schätze Biden sehr;
- betrachtet Erdoğan als "Autokraten";
- fordert, er solle die Kurden besser behandeln;
- hofft die parlamentarische Opposition zu stärken, um ihn aus dem Amt zu entfernen;
- drängt, Verbündete Ankara wegen dessen illegaler Gas- und Öl-Bohrungen im Mittelmeer zu isolieren; und
- "Sorge" bezüglich des US-Zugangs zur Luftwaffenbasis Incirlik und anderer militärischer Einrichtungen hat.
Die erste Präsidentin? Edith Wilson mit Woodrow. |
Da dies von einem Politiker kommt, der sich allgemein zu außenpolitischen Fragen schwammig äußert, lässt diese ungewöhnlich robuste Haltung Erdoğans Schoßhündchen vorhersagbar aufheulen. Man könnte schelmisch spekulieren, dass Biden, als Anti-Trumper, nur deshalb gegenüber der Türkei eine so harte Linie fährt, um das Gegenteil von Trump zu sein.
Was immer ihn treibt, sollte Bi den im November gewinnen, dann lassen Sie uns hoffen, dass er genügend Einfluss auf seine eigene Administration hat, um diese vernünftige Politik umzusetzen. Wir wollen hoffen, dass seine Berater (wird Jill Biden die neue Edith Wilson sein?) es schaffen werden Biden-Sprech in Englisch zu dechiffrieren.
Daniel Pipes (www.DanielPipes.org @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
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