Eine effektive Terrorbekämpfungsstrategie muss sich auf die Tatsache konzentrieren, dass der Terrorismus von Muslimen im Namen des Islam DIE strategische Bedrohung der zivilisierten Völker darstellt, ob sie nun muslimisch sind oder nicht.
Am unteren Ende geht diese Bedrohung von einsamen Einzeltätern aus, die vom Plötzlichen Jihad-Syndrom befallen werden und unvorhersagbar einen Mordzug unternehmen. Am oberen Ende gehört dazu eine gesetzlose Organisation wie die Hamas, die die Quasi-Regierung der palästinensischen Autonomie führt oder auch Al-Qaida mit ihren Bemühungen Massenvernichtungswaffen zu erwerben. Alles in Allem wäre es ein großer Fortschritte in Richtung Gewinn dessen, was einige den Vierten Weltkrieg nennen, wenn der von Muslimen ausgehende Terrorismus gestoppt würde.
Kann man das erreichen?
Man kann – und zum Teil durch effektive konventionelle Terrorbekämpfung. Einzeltäter müssen gejagt und gefangen, Organisationen aufgelöst, Netzwerke zerschlagen, Grenzen überwacht, Geldfluss verweigert und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen begrenzt werden. Diese Schritte wenden sich allerdings nur an die Symptome des Problems, nicht an das Problem selbst. Das Problem selbst" besteht in den motivierenden Kräften, die hinter dem starken Anstieg der Gewalt durch Muslime im Namen des Islam stecken. Nur dadurch, dass man isoliert, warum der Terror als so beliebter Teil des muslimischen Lebens aufgekommen ist, kann der Gewalt entgegengewirkt werden.
Diese Aggressivität rührt nicht aus dem perversen Impuls her, Schaden um des Schadens willen anzurichten; sie stammt aus nicht aus der Religion des Islam, die vor gerade mal einer Generation keine solche Mordlust inspirierte. Statt dessen ist die das Ergebnis politischer Ideen.
Ideen spielen in der allgemeinen Kriminalität keine Rolle; diese hat rein selbstsüchtige Ziele. Aber Ideen, gewöhnlich solche, die dabei sind die Welt radikal zu ändern, sind für den Terrorismus zentral – besonders für seine selbstmörderische Variante. Anders als der Rest von uns, der allgemein das Leben so akzeptiert, wie es ist, bestehen Utopisten darauf eine neue und bessere Ordnung aufzubauen. Um das zu erreichen, fordern sie alle Macht für sich, stellen eine erschreckende Verachtung für menschliches Leben zur Schau und tragen Ambitionen in sich ihre Vision weltweit zu verbreiten. Es gibt einige utopische Schemata, von denen der Faschismus und der Kommunismus historisch die konsequentesten waren und jeweils mehrere Dutzend Millionen Todesopfer forderten.
Bis 1945 und bis 1991 waren diese beiden Totalitarismen jeweils durch Niederlagen im Krieg bezwungen, der eine gewaltsame (im Zweiten Weltkrieg), der andere subtil (im Kalten Krieg). Ihr bevorstehendes Ende ermutigte einige Optimisten sich vorzustellen, dass das Zeitalter der Utopismus und der Totalitarismen zu Ende gegangen sei und dass eine liberale Weltordnung sie auf Dauer ersetzt hätte.
Nur leider ignorierten sie einen dritten Totalitarismus, der seit den 1920-er Jahren anwuchs: den des Islamismus, der als Glaube am kürzesten so definiert wird, dass in jeglicher Frage, von der Kindererziehung bis zur Kriegsführung, der Islam die Lösung ist. Als Ergebnis mehrerer Faktoren – eine historische Rivalität mit Juden und Christen, eine stürmische Geburtenrate, die Übernahme des iranischen Staates 1979, Unterstützung von ölreichen Staaten – haben die Islamisten es geschafft den ideologischen Diskurs der Muslime zu dominieren, die an ihrer islamischen Identität oder ihrem Glauben interessiert sind.
Das islamische Gesetz, das sich in den beiden vorangehenden Jahrhunderten auf dem Rückzug befand, kam zurückgestürmt – und mit ihm der Jihad oder Heilige Krieg. Das Kalifat, seit mehr als einem Jahrtausend in der Wirklichkeit nicht mehr existent, wurde zum kraftvollen Traum. Von Denkern und Organisatoren wie Mohammed ibn Abd al-Wahhab, Schah Waliullah, Sayyid Abu'l-A'la al-Mawdudi, Hassan al-Banna, Sayyid Qutb und Ruhollah Khomeini vorgebrachte Ideen griffen erfolgreich traditionelle, modernistische und zentristische Ansätze des Islam an. Um die vergiftete Vision dieser Utopisten voranzubringen, nahmen ihre Jünger gewalttätige Mittel an, einschließlich des Terrorismus.
Die effektivste Form der Terrorbekämpfung bekämpft nicht die Terroristen, sondern die Ideen, die sie motivieren. Zu dieser Strategie gehören zwei Hauptschritte. Erstens: Besiegt die islamistische Bewegung so wie die faschistische und die kommunistische Bewegung besiegt wurden – auf jeder Ebene und auf jedem Weg, durch die Nutzung aller Institutionen, öffentlicher wie privater. Diese Aufgabe fällt hauptsächlich den Nichtmuslimen zu, da die muslimischen Gemeinden allgemein unfähig oder unwillig dazu sind in ihren eigenen Reihen aufzuräumen.
Im Gegensatz dazu können nur Muslime den zweiten Schritt unternehmen: die Formulierung und Verbreitung eines Islam, der modern ist, demokratisch, liberal, gutnachbarlich, menschlich, Frauen respektierend. Hier können Nichtmuslime helfen, indem sie sich von den Islamisten distanzieren und moderate Muslime unterstützen.
Obwohl das theoretisch möglich ist, lässt die Schwäche seiner Vertreter derzeit den moderaten Islam unerreichbar weit entfernt erscheinen. Aber so trübe seine jetzigen Aussichten auch sind, der Erfolg des moderaten Islam stellt letztlich die einzig effektive Form der Terrorbekämpfung dar. Der Terrorismus, von bösen Ideen angefangen, kann nur durch gute beendet werden.
Daniel Pipes, Direktor des Middle East Forum, stellte letzte Woche eine längere Version dieser Analyse in Brasilien vor, auf einer Konferenz, die vom Geheimdienst der Landes, der Agência Brasileira de Inteligência (ABIN) veranstaltet wurde.