Jedes Jahr, wenn der 11. September vor der Türe steht, fragen diejenigen unter uns, die sich auf den radikalen Islam konzentrieren, ob die Lektionen des 9/11 verstanden worden sind – oder ob sie verblassen, während das Ereignis selbst zu reiner Erinnerung wird. Mit anderen Worten: Gehen wir voran oder zurück in dem, was einmal der Krieg gegen den Terror genannt wurde?
Anders als in einem konventionellen Krieg, in dem objektive Kennzeichen wie die Kontrolle über Territorium oder der Ausstoß an Stahl die Trends zeigt, muss man sich bei dieser neuen Art Krieg subjektive Faktoren ansehen wie den Feind zu verstehen oder den Stolz auf die eigene Zivilisation. Wie stehen die USA am neunten 9/11 auf dieser rutschigen Grundlage da?
Auf der positiven Seite hat etwa die Hälfte der Bevölkerung – im Grunde die konservative Hälfte – beträchtliche Fortschritte gemacht. Sie hat alles getan, vom Lesen des Koran bis zur Meldung für Kampfeinsätze in Afghanistan. Eine Rede von Newt Gingrich im Juli mit einer sachkundigen Diskussion zum "Kampf gegen radikale Islamisten sowohl in ihrer militanten als auch ihrer Tarnkappenform" symbolisiert diese Zunahme der Erkenntnis.
Auf der negativen Seite sind die linke Hälfte und das von ihr unausweichlich kontrollierte Establishment von der Regierung über die Medien bis zur Akademie der Künste immer entschlossener geworden den religiösen Aspekt des Krieges zu ignorieren und ihn stattdessen auf Terrorbekämpfung und Wirtschaftliches zu reduzieren. Eric Holders clowneske Aussage vor dem Kongress im Mai, bei der er es immer wieder ablehnte irgendeine Rolle des radikalen Islam einzuräumen, symbolisiert diese Verstocktheit. Schlimmer noch: Linke vereiteln Verteidigungsbemühungen, indem sie diese als "Islamophobie" und "Rassismus" etikettieren.
Mit der Kombination dieser einander widersprechenden Indizien komme ich zu dem Schluss, dass die Lehren aus 9/11 offensichtlich zu sein schienen, aber in Wirklichkeit tief liegend und subtil sind; daher wird es Jahrzehnte dauern, die Folgen in ihrer Vollständigkeit zu schlussfolgern. Glücklicherweise ist dieser Prozess im Gang. Leider könnte er zu langsam ablaufen, um den Sieg zu bringen.