Am 27. Februar sagte Recep Tayyip Erdoğan auf einer Konferenz in Wien: "So wie der Zionismus, der Antisemitismus und der Faschismus, muss auch die Islamophobie als Verbrechen gegen die Menschheit angesehen werden." Dass er die jüdische Nationalbewegung, die den Staat Israel aufbaute, ein "Verbrechen gegen die Menschheit" nannte, löste weit verbreitete Kritik aus, darunter auch durch US-Außenminister John Kerry.
Am 19. März verkündete Recep Tayyip Erdoğan: "Ich stehe zu meinen Äußerungen von Wien." Gleichwohl lieferte Benjamin Netanyahu am 22. März die lange erwartete Entschuldigung wegen des Mavi Marmara-Vorfalls an die Türkei. Seine Erklärung macht klar, "dass die tragischen Ergebnisse bezüglich der Mavi Marmara nicht beabsichtigt waren und dass Israel Bedauern wegen der Verwundungen und des Verlustes von Leben zum Ausdruck bringt. Angesichts der israelischen Untersuchung des Vorfalls, die mehrere operationelle Fehler aufzeigte, entschuldigte sich Premierminister Netanyahu beim türkischen Volk für alle Fehler, die zum Verlust von Leben geführt haben könnten und stimmte einer lückenlosen Vereinbarung zu Entschädigungen zu."
Ich sehe das so: Erdoğans Regierung hat die Kunst der Provokation beherrscht und wird dafür belohnt. Die Israelis hätten sich nicht entschuldigen dürfen, sondern hätten von Ankara eine Entschuldigung für dessen Unterstützung einer mit Terroristen verbundenen Gruppe fordern sollen, die diese aggressive Tat beging.
Können wir jetzt, wo es vollbracht ist, eine Veränderung der türkischen Politik gegenüber Israel erwarten, ein Ende ihrer aggressiven Äußerungen und der Unterstützung der Feinde Israels? Das würde mich überraschen. Ich erwarte stattdessen, dass die AKP-Regierung diese Entschuldigung einsackt und als Baustein für ihr neoottomanisches Reich nutzt.