Ich war aufgebracht, als ich vor einer Woche erfuhr, dass der israelische Premierminister sich bei seinem türkischen Kollegen für das Handeln der Regierung während des Mavi Marmara-Vorfalls entschuldigt hatte; ich betrachtete das als Fütterung des aufgeblasenen Sinns der türkischen Regierung für Grandezza und Macht.
Diese Vorhersage wurde bestätigt.
Die Stadtverwaltung der türkischen Hauptstadt Ankara stellte auf Straßen der Stadt Werbetafeln auf, die sich an der israelischen Entschuldigung ergötzten. Sie sind nicht subtil, zeigen einen bekümmert dreinschauenden Natanyahu unterhalb eines größeren, heiteren Erdoğan, getrennt durch die Mavi Marmara. An Erdoğan gewandt heißt es darauf: "Israel entschuldigte sich bei der Türkei. Lieber Premierminister, wir sind dankbar, dass Sie unser Land diesen Stolz erfahren ließen."
Die hämischen Werbetafeln der Stadtverwaltung Ankaras. |
Erdoğan selbst behauptet nicht nur, die Entschuldigung habe die Machtbalance im arabisch-israelischen Konflikt verändert, sondern dass sie Israel auch verpflichte in seiner Diplomatie mit den Palästinensern mit Ankara zusammenzuarbeiten. Er sagte dem Parlament: "Der Punkt, den wir als Ergebnis unserer Konsultationen mit all unseren Brüdern in Palästina und den umliegenden Ländern erreicht haben, verstärkt unsere Verantwortlichkeit bezüglich der Lösung der Palästinenserfrage und sorgt daher für eine neue Gleichung." Erdoğan behauptete auch, Israel habe der Zusammenarbeit mit der Türkei bei Gesprächen mit den Palästinensern zugestimmt. Hürriyet Daily News fährt fort Erdoğan zu wiederzugeben: "Er sagte, all seine regionalen Gesprächspartner, einschließlich Khaled Meschaal von der Hamas, geben zu, dass im Nahen Osten ein neues Zeitalter begonnen hat, das sie nach dem türkischen Sieg der israelischen Entschuldigung benennen."
Nicht weniger bemerkenswert ist Erdoğans spitze Herabsetzung der israelischen Seite:
Erdoğan sagte, sein Gespräch mit Netanyahu fand unter der Zeugenschaft Obamas statt, aber er wollte zuerst mit dem US-Präsidenten sprechen, da er seine Stimme vermisste. "Ich sprach mit ihm und wir überprüften den Text und bestätigten den Ablauf [der Entschuldigung]. Wir haben damit diesen Prozess unter Obamas Zeugenschaft durchgeführt", sagte Erdoğan und fügte hinzu, dieses Telefongespräch sei außerdem zusätzlich zu den von allen drei Seiten ausgegebenen schriftlichen Aussagen aufgezeichnet worden.
Ryan Mauro fasst das Handeln der Türkei im Verlauf der vergangenen Woche zusammen:
Erdoğan dehnt seine Zeit im Rampenlicht aus, indem er fordert, dass Israel jeder der Familien der neun Opfer $1 Million zahlt, das Zehnfache der von Israel angebotenen Summe. Er lässt sein Verfahren gegen die am Angriff beteiligten israelischen Generäle noch nicht fallen, außerdem stellt er die vollen diplomatischen Beziehungen mit Israel noch nicht wieder her. Und er hat angekündigt, dass er in einer kaum kaschierten Ehrenrunde den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen besuchen wird.
In der Tat ist die hämische Freude der Türkei derart unübersehbar und in die Länge gezogen, dass sie ein gesundes Gefühl für die Realität ausgelöst haben könnte. Solange der Mavi Marmara-Fall über ihren Beziehungen zu Ankara hing, konnten die Israelis und andere glauben, dass dies auf magische Weise das vergangene Jahrzehnt ungeschehen machen könnte. Die Illusion konnte fortbestehen, die Türken, so unvernünftig sie auch sein mögen, müssten nur diese Unannehmlichkeit beiseitelegen und die Dinge würden zu den guten, alten Zeiten zurückkehren.
Jetzt, wo die Israelis sich erniedrigten und Erdoğan weiter tobt, wachen einige der Tatsache gegenüber auf, dass diese Entschuldigung die Dinge nur schlimmer machte. Naftali Bennett, Israels Wirtschafts- und Handelsminister, kritisierte die türkische Reaktion scharf: "Seit die Entschuldigung öffentlich gemacht wurde, scheint es so, als würde Erdoğan alles ihm mögliche tun, dass Israel sie bereut, während er eine persönliche und hasserfüllte Kampagne auf Kosten der israelisch-türkischen Beziehungen fährt. Lasst keinen Zweifel aufkommen - kein Land tut Israel einen Gefallen damit, seine Verbindungen zu uns zu erneuern. Es sollte Erdoğan klar sein, dass Israel, wenn es in der Zukunft irgendeinem gegen uns gerichteten Terrorismus begegnet, nicht weniger hart antworten wird."
Boaz Bismuth von Israel Hayom vermerkt farbenfreudig, die Israelis "erwarteten nicht, nur ein paar Tage nach Israels Entschuldigung von Erdoğan das Gefühl vermittelt zu bekommen, wir hätten dieses Jahr zu unseren Matzen einen Frosch essen müssen".
Vielleicht war die Entschuldigung am Ende doch etwas Gutes. Zu einem relativ niedrigen Preis - für ein paar Worte - haben die Israelis und andere eine bessere Einsicht in die Mentalität der türkischen Führung gewonnen. Es ist nicht so, dass sie unter verletztem Stolz leiden würden, sondern sie sind islamistische Ideologen mit einer ambitionierten Agenda. Wenn die unangebrachte Entschuldigung dies für mehr Beobachter klar macht, hat das seinen Ausgleich und könnte sich möglicherweise als Nettoplus herausstellen.