Was ist von Éric Zemmour zu halten, der sich gerade in Frankreich zum Präsidentschaftskandidaten für 2022 erklärt hat?
Sein Nachname bedeutet auf Arabisch, vielleicht passend für einen Intellektuellen, hupen, so wie es Autohupen tun. Seine Eltern flohen aus Algerien und er identifiziert sich offen als Jude, präsentiert sich aber als den Repräsentanten des traditionellen, tief katholischen Frankreich und die Geißel von Immigranten und Islam. Er übernimmt Positionen zu jüdischen Themen, die so extrem sind, dass Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia ihn als Antisemiten bezeichnete. Er wurde zweimal der Hassrede für schuldig befunden und trägt diese Verurteilungen mit Stolz. Seine antifeministischen Einstellungen sind vorsintflutlich. Er ist prorussisch und antiamerikanisch.
Ein Screenshot von Éric Zemmours zurückhaltender Ankündigung, dass er als Präsident Frankreichs kandidiert. |
Die Erfahrung machte ich in Budapest im März 2019 aus erster Hand, als er und ich an derselben Konferenz teilnahmen. Als ich ihn im Frühstücksraum ein paar Tische weiter sah, ging ich auf ihn zu und stellte mich in passablem Französisch vor. Mit der klassischen Pariser Geringschätzung einer Café-Bedienung, die es mit ungebildeten Kunden zu tun hat wies er mich ab, womit das Gespräch schnell beendet war und mich beleidigt zurückließ.
Trotz meiner vielen, kleinen wie großen Kritikpunkte an Zemmour würde ich für ihn stimmen, wäre ich französischer Bürger. Der Grund ist, dass er eine grundlegende Wahrheit begreift – dass Frankreich sich infolge der Zuwanderung einer Plage gegenüber sieht, dass das Land mehr Babys braucht und dass die Elemente, die Frankreich groß machten, Gefahr laufen durch fremde Kulturen überwältigt zu werden. Er spricht diese Realitäten eloquent und furchtlose an und hofft, damit ein Land wiederzubeleben, das ansonsten in eine selbstverschuldete Krise steuert.
Zemmours Chancen bei den Präsidentschaftswahlen die Stichwahl zu erreichen, sind gering und seine Chance in dieser zweiten Runde zu siegen sind noch geringer. Kurz gesagt: Es ist höchst unwahrscheinlich, dass er Frankreichs nächster Führungspolitiker wird. Aber er wirft auf eine Weise, die keine Parallele bei Politikern in Westeuropa oder Nordamerika hat, zivilisatorische Fragen auf und artikuliert sie, die gehört und schlussendlich angegangen werden müssen. Das ist seine Rolle und seine Bedeutung.
(30. November 2021)
Daniel Pipes (DanielPipes.org, @DanielPipes) ist Präsident des Middle East Forum
© 2021 Daniel Pipes – alle Rechte vorbehalten